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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 3
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Selbst ist der Mann!
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Aus der Werkstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0057

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1908

37

■—aa JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST

Selbst ist der Mann!

Man kann täglich die Beobachtung machen: von je
tieferer Stellung sich ein Mann emporgearbeitet hat, um
so befähigter ist er, sich den einmal erzielten Erfolg
dauernd zu erhalten. Je widriger die Verhältnisse waren,
die er überwinden musste, um so ausdauernder ist sein
Fleiss und um so grösser seine Arbeitslust. Ein aus
kleinem, bescheidenen Anfang durch eigene Arbeit empor-
gestiegener Geschäftsmann ist es gewohnt, überall selbst
dahinter zu sein, alles selbst einzuteilen und zu über-
wachen. Er wird sich nie sorglos auf andere verlassen,
und wird das ganze Geschäft und alle Mitarbeiter mit
seinem Geist und seinem Arbeitseifer erfüllen. Und ein
solcher Mann, in dessen Hand alle Fäden seines Geschäfts
zusammenlaufen, der alles übersieht, alles prüft und leitet,
steigt immer höher auf der Stufenleiter des Erfolges empor
und überflügelt gar oft alte, eingesessene Geschäftshäuser
nur, weil deren spätere Nachfolger meinen, der Stab ihrer
Angestellten besorge alles, so dass ihnen selbst nur die

eine Aufgabe verbleibe, ihr Haus nach aussen zu reprä-
sentieren. Der ehrlichste und pflichttreueste Angestellte
kann dem Unternehmen nicht jenes Interesse, nicht jene
gründliche Aufmerksamkeit zuwenden, die heutzutage zum
Vorwärtskommen so notwendig ist, die aber nur der
Eigentümer für sein Geschäft aufzubringen vermag. Woher
sollte auch ein bezahlter Angestellter — und hätte er
auch den besten Willen — für die Entwickelung eines
Geschäfts jenes tiefe und intensive Interesse haben, das
der strebsame und rührige Kaufmann selbst immer haben
wird?'. Auch der willigste Beamte bedarf der Anregung
und des anspornenden Beispiels. Niemand kann von
seinen Angestellten verlangen, dass sie sich mit Feuereifer
für das Geschäft einsetzen, das der Besitzer selbst ver-
nachlässigt. Das sollte jeder beachten, der Angestellte
beschäftigt. Soll das Geschäft im guten Gange bleiben,
dann muss es immer heissen: „der Chef voran!“

Aus der Werkstatt.

Auflösen von Platin zu Platinchlorid.
Die erste Verrichtung beim Oxydieren von Silber mittels Platin
besteht in der Herstellung einer Lösung von Platinchlorid, welche
man durch Auflösen von metallischem Platin in Königswasser
(eine Mischung von 1 Teil Salpetersäure und 3 Teilen Salzsäure)
in derselben Weise erhält, als wenn Gold mit Königswasser zur
Gewinnung von Goldchlorid behandelt wird. Es hängt bei dem
Verfahren viel von der Reinheit des Platins, welches man be-
nutzt, ab. Das meiste im Handel erhältliche Platin enthält Iridium,
und zwar in Mengen von 1 bis 10°/o; dieses ist geeignet, das
Platin härter zu machen. Reines Platin ist sehr weich und für
viele Zwecke ungeeignet. Ist jedoch Iridium zugegen, so wird
dasselbe härter, und je nach der Menge des beigefügten Iridiums
kann man weicheres und härteres Platin erhalten. Da Iridium
noch widerstandsfähiger als Platin ist, so lässt sich die auf solche
Weise erzeugte Legierung für die meisten Zwecke (die Goldwaren-
industrie verwendet jedoch stets iridiumfreies Platin), für welche
Platin gebraucht wird, verwenden. Enthält letzteres Iridium, so
löst es sich in Königswasser schwer auf; manche Sorten, z. B.
Platin-Iridiumdraht, lösen sich sogar ausserordentlich schwer und
es vergehen Tage, ehe sich alles Metall aufgelöst hat. Andere
Sorten gehen wieder schnell in Lösung. Wir machen hier auf
diesen Punkt deshalb besonders aufmerksam, damit diejenigen,
welche sich das Platinchlorid selbst herstellen wollen, informiert
sind, falls das Platin sich nicht auflösen will. Man verschaffe
sich deshalb zweckmässig ein möglichst reines Platin. Ist es
schwer, solches zu bekommen, so kaufe man fertige Platin-
chloridlösung.
Man bringe 28,4 Gramm Platin in Form von Blechstückchen
in eine etwa 900 Gramm haltende Flasche und giesse 170 Gramm
konzentrierte Salzsäure und 57 Gramm konzentrierte Salpeter-
säure hinzu. Jetzt erhitze man die Flasche, aber nicht ganz bis
zum Siedepunkt. Das Platin wird dann beginnen sich aufzulösen
und es werden starke rote Dämpfe (salpetrige Säuredämpfe)
sich entwickeln und aufsteigen. Hört die Reaktion plötzlich auf,
so ist dies ein Zeichen, dass mehr Säure hinzugefügt werden
muss; man gebe daher noch Säure hinzu, und zwar auf 3 Teile

Salzsäure 1 Teil Salpetersäure. Ist reines Platin verwendet
worden, so genügt die oben angegebene Menge Säure zum Auf-
lösen. Nachdem sämtliches Platin aufgelöst ist, giesse man die
Flüssigkeit in eine Porzellan-Abdampfschale und verdampfe bej
gelinder Hitze, bis sämtliche Säure entwichen ist und Platinchlorid
zurückbleibt. Dies erkennt man daran, dass die Lösung stark
dunkelrot und syrupartig wird. Sie darf nicht bis zum Eintrocknen
eingedampft werden. P.
Vom Abbrochen der Bohrer.
Jeder Bohrer und Durchschlag muss nach dem Härten wieder
nachgelassen werden, damit er nicht abbricht. Man glühe deshalb
die einzelnen Werkzeuge nur bis zur Hellrotglut, nie aber bis
zur Weissglut, und lösche dann die betreffenden Werkzeuge im
Wasser ab. Um den Stahl gleichzeitig von allen Unreinlichkeiten
zu befreien, wird vor dem Ablöschen im Wasser ein schnelles
Eintauchen desselben in Seife bewerkstelligt. Nun kann der
Bohrer geschliffen und geschärft, andere Gegenstände glatt-
geschliffen werden und dann beginnt das Anlassen. Letzteres
geschieht bis zum leichten Strohgelb über einer kleinen, nicht-
russenden Flamme, worauf nochmals in Seife oder Wachs ein-
getaucht wird. Anlassen bis zu dunkelgelb oder gar blau macht
die Gegenstände wieder weich und muss hier das Härteverfahren
von Neuem angewendet werden. R. P. N.
Zinkgussarbeiten dunkelbraun zu bronzieren.
Sollen derartige Arbeiten vorgenommen werden, so sind zuvor
alle Stücke zu verkupfern oder zu vermessingen. Die Bronzierung
in dunkelbrauner Farbe geschieht nun durch ein Gemenge von
3 Teilen Eisenoxyd und 2 Teilen Graphit, die durch genügend
Weingeist zu einem dicken Brei angerührt wurden und nun auf
die vorher mit verdünnter Salpetersäure blankgebeizte Oberfläche
der Gegenstände aufgestrichen wird. Die Menge des hinzugefügten
Graphits gibt entsprechend einen helleren oder dunkleren Ton.
Der aufgestrichene Überzug wird nach ungefähr 24 Stunden mit
einer weichen Bürste abgebürstet. f
 
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