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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 17
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Die Flussperlmuschel
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Zu unseren Abbildungen
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Ergebnis des Preisauschreibens für neue Münzen in Schweden
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Das Jahresfest der Waisenstiftung für Hinterbliebene verstorbener Goldschmiede in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0152

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126 _ q. JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST j Jl»n

Die Flussperlmuschel.
Ehemals war die Perlenfischerei in den Bächen des Bayrischen
und Böhmerwaldes, des Fichtelgebirges sowie Sachsens und
Schlesiens nicht ohne Bedeutung. Die gesamte Ausbeute der
Flussperlenfischerei in Sachsen betrug von 1826 bis 1836 nur
140 Perlen, die einen Wert von etwa 243 Mark hatte; reicher war
der Ertrag in Bayern, wo von 1814 bis 1857 158880 Perlen ge-
funden wurden. Anders in Nordamerika: in den westlichen
Staaten der Union sind heute noch 1500 Leute mit der Fluss-
perlenfischerei beschäftigt Als 1857 bei Patterson (New-Yersey)
die berühmte Queens pearl gefunden wurde, die die Kaiserin
Eugenie für 10000 Mark ankaufte, brach geradezu ein „Perlen-
fieber“ aus. Das Auffinden besonders wertvoller Perlen veran-
lasste noch öfter in den folgenden Jahren derartige Anläufe in
den Vereinigten Staaten. Doch artete die Perlenmuschelfischerei
häufig zur Raubfischerei aus. Die gewaltsam geöffneten Muscheln
mussten elend zugrunde gehen. Diesem Übel könnte abgeholfen
werden, wenn man nach dem Vorschlag Dubois die Prüfung auf
Perlen mitX-Strahlen ausführte, ein Verfahren, das bei derSeeperlen-
fischerei an der Küste Ceylons mit grossem Erfolge angewendet
wird. Nicht zum wenigsten mag aber auch der Grund für den
Rückgang in Deutschland darin zu suchen sein, dass die Be-
dingungen zur Perlenbildung bei uns nicht in dem Masse gegeben
sind wie in Nordamerika. Es steht fest, dass die Perlen nur in
den seltensten Fällen durch zufällig in die Muschel eingedrungene
Sandkörnchen und andere Fremdkörper hervorgerufen werden,
sondern durch kleine Larven von Saugwürmern, die zu ihrer
Weiterentwicklung der Muschel als Wirtstier bedürfen und in
sie einwandern. Die Muschel sucht den unliebsamen Gast da-
durch unschädlich zu machen, dass sie in rascher Folge zahllose
kalkhaltige Schleimhäute um die Schmarotzer abscheidet und so
eine Kapsel bildet, in der die Larve zugrunde geht. Diese Kapsel
ist die Perle. Allerdings kommen die in den Flussmuscheln ge-
fundenen Perlen denen der echten Seeperlenmuscheln an Grösse
und Güte selten gleich, auch sind sie ziemlich selten. Von 100
geöffneten Flussmuscheln enthielten nur drei bis vier Perlen, und
auf etwa 18 dieser Perlen soll nur eine wertvolle kommen.

Zu unseren Abbildungen.
Nachfrage nach originell ausgestatteten, auch künstlerisch wert-
vollen kleinen Gelegenheitsgeschenken, wie solche Zigarretten-
Etuis darstellen, besteht beim besseren Publikum immer. Die
Auswahl hübscher Muster in derartig zierlichen und brauchbaren
Objekten kann namentlich bei den Juwelieren der Grossstädte
gar nicht mannigfaltig genug sein, und die verhältnismässig grossen
Flächen der Etuis laden geradezu mit zwingender Notwendigkeit
zur Anbringung stilvollen figürlichen und noch mehr ornamentalen,
arabeskenartigen Schmuckes, zum Aufsetzen farbiger Effekte und
zierlicher Gravierungen ein. Die von uns nach Entwürfen des
Herrn Georg Bastanier in Pforzheim hergestellten 3 Abbildungen
solcher Arbeiten auf Seite 119 zeichnen sich durch vornehme
Ruhe und geschmackvolle Anbringung der Zieraten aus. Es
finden sich in dem obersten und untersten Muster in sehr ein-
facher, aber geschmackvoller Weise Blätterfrucht-Motive und
Linienführungen vereint, während das mittelste, reicher ausgestattete
Stück einen stilisierten Blumenkorb mit herausstehender Pflanze
bietet, das Ganze gekrönt von zwei Vögeln, die durch ihre farbige
Behandlung im Original einen höchst aparten Eindruck machen. Die
Rundbogenlinien links und rechts vom feinausgearbeiteten, bunt be-
handelten Korb nehmen das Henkelmotiv in durchaus ungezwungener,
harmonischer Weise auf. Auch die Verzierungen am Boden des
Korbes wirken in keinerWeise störend oder gar aufdringlich. —dm.
Wir veranschaulichen ferner eine Anzahl Lehrlingsarbeiten aus
der Juwelenfabrik von Fritz Weeber Nachfolger in Pforzheim, die
Zeugnis davon ablegen, in welch erfreulicher, vielversprechender
Art die Kenntnis des Goldschmiedens schon in den ersten Jahr-
gängen gesteigert werden kann, wenn eben seitens der jungen

Leute vom Beginn ihrer Lehrzeit an allen technischen und künst-
lerischen Erfordernissen die richtige Aufmerksamkeit geschenkt,
wenn wirklich mit Lust und Liebe unter Leitung einer tüchtigen
Fachautorität, eines genauen Kenners der Branche und des Ge-
schmacks des Publikums fleissig geschafft wird. Die Entwürfe
wurden vom Inhaber der Firma selbst geliefert und die Lehrlinge
empfangen alle Unterweisungen auch von dieser Stelle aus. So
ist denn auch, wie die Abbildungen zeigen, ein recht günstiges
Resultat gewonnen worden. — Das Diadem hat der Lehrling
Wilhelm Killinger nach 2 Jahren Lehrzeit ausgeführt; den Kollier-
Anhänger und die 5. Brosche der Lehrling Fritz Regelmann aus
Grünbach, ebenfalls nach 2 Jahren Lehrzeit; die 3. Brosche der
Lehrling Emil Burkhardt aus Dillstein (1 Jahr Lehrzeit) und die
4. Brosche der Lehrling Emil Wolf von Oeschelbronn, der sich
seit 1% Jahren in der Lehre befindet.

Ergebnis des Preisausschreibens für neue Münzen
in Schweden.
Im Nationalmuseum in Stockholm waren kürzlich die 34 Vor-
schläge ausgestellt, welche auf das Preisausschreiben des kgl.
schwedischen Münzwesens behufs Erlangung neuer Prägungen
eingelaufen sind. Die Trennung von Norwegen und die äussere
Notwendigkeit, die bisherige Inskription „das Wohl der Brüder-
völker“ zu entfernen, boten dazu den Anlass, daneben der Wunsch,
schönere Münzbilder zu bekommen, z. B. das stillose O II in
seiner banalen, s. Zt. „angelsächsisch“ genannten Form zu er-
setzen. — Der erste Preis kam nicht zur Verteilung; den zweiten
(1000 Kr.) erhielt die Skizzensammlung „Tre Kronor“, als deren
Urheber sich der Medaillengraveur Erik Lindberg ergab. Von
seinen Motiven war besonders das 5 Kr.-Stück in Gold einfach,
aber ansprechend (3 Roggenähren unter einer grossen 5), auch
das Bild der stehenden „Svea“, deren Rechte auf dem Gesetz-
buch ruht; alle füllten nach französischer Art die ganze Münz-
fläche bis zum Rande. Eine stärkere Originalität kam in den
Entwürfen des bekannten Künstlers Olle Hjortzberg, einer stark
dekorativen Begabung, zum Ausdruck, jedoch sind seine Sinn-
bilder, z. B. der sich neigende, gealterte Eichenstamm, aus dessen
Wurzelreich ein neuer Spross aufschiesst, mit dem Karlswagen-
Sternbild im Hintergründe, etwas dunkel und vieldeutig; prächtig
wirkt der grosse sitzende Bär, ein vortreffliches Wappentier, so
lange er noch in schwedischen Wäldern vorkommt. Seine Skizzen
trugen den Extrapreis von 800 Kr. davon. —m.

Das Jahresfest der Waisenstiftung für Hinterbliebene
verstorbener Goldschmiede in Paris
fand vor kurzem daselbst in den Räumen des Hotels Continental
statt. Es wurde durch ein Konzert eingeleitet, bei dem Mademoiselle
de Ponmagrac von der Komischen Oper und der Sohn eines Pariser
Bijouteriefabrikanten, Henry Frey, mitwirkten. Das Fest war von
den Angehörigen der Branche und sonstigen Interessenten sehr
stark besucht. Unter den Ehrengästen befanden sich die Herren
Paul Templier, der Vorstand des Waisenstiftes, Merlin, Vagner,
Ravinet und Gerock, Vizepräsidenten desselben, Munizipalrat Fiant,
Attache Damnet vom Handelsministerium, Redakteur Bailly vom
„Moniteur de la Bijouterie“ nebst Gemahlin, Herr Ribes-Chri-
stofle u. a. — Die eigentliche Jahresversammlung des Ausschusses
des Waisenhauses wurde im Festsaal des Rathauses des 3. Arron-
dissements in Paris unter Vorsitz des Herrn Templier abgehalten.
Dieser erstattete den Jahresbericht, Herr Pierre Contreau und
Herr Gerock gaben den Kassenbericht. Herr Paul Strauss, Seine-
Präfekt und Vorstand des Schutzkomitees, hielt eine längere An-
sprache über die Geschichte des Waisenhauses und empfahl zum
Schlüsse die Bildung einer Kasse zur Verhütung der Tuberkulose
Der neue Ausschuss des Waisenstiftes besteht aus den Herren
PaulTemplier, 1. Vorstand; Merlin, Vagner, Gerocku. Ravinet, Vize-
präsidenten; PierreContreau, Generalsekretär; G.Governou,Sekre-
tär; und Bouchevereau, Schatzmeister. t
 
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