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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 21
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Zu unseren Abbildungen
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Ein Fall zur Warnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0175

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1908 ", JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST „■ --■<=- 149

Zu unseren Abbildungen.
Originell und stilvoll, von eigenartiger Kraft und Massigkeit
ist das Prunkschreibzeug, das unsere Abbildung auf S. 145 dar-
stellt. Auf einem zangenartigen Unterbau, der das Schreibgefäss
in seinem Innern birgt, erhebt sich die mit Arabesken in Hoch-
relief versehene Spitze eines Elefantenzahnes. Die nach dem
Ende zu naturgemäss sich verjüngenden Verzierungen sind durch
rispenartige, im Halbkreis sich wölbende Längsstreifen voneinander
abgeteilt. Der Übergang des silbernen Untersatzes zu dieser
Elfenbeingravierung wird in sehr geschickter Weise durch eine
feingestochene, krausenartige Ranke am unteren stärksten Ende
des Zahnes vermittelt. Der Entwurf des prächtigen Kunstgegen-
standes rührt von dem bedeutenden amerikanischen Zeichner
Paulding Farnham her, und ausgeführt wurde das kostbare Stück
bei Tiffany & Co. in Newyork, jener Firma, die in der ganzen
Welt besonders wegen der wunderbaren, von ihr hergestellten
Glasfabrikate bekannt ist. Die in getriebener Arbeit mattgold
gehaltenen Elefanten an der breiten Ausbuchtung des Schreib-
zeugs und die in der Galerie darüber angebrachten indischen
Früchte und Blattmotive, ebenso auch der sehr reich ausgestattete
Griff rechts zeigen in ihrer üppigen Stilisierung, dass der Künstler
an dem ganzen Objekt den Charakter orientalischer Kunst mit
grösster Entschiedenheit zum Ausdruck bringen wollte. Auch
die Arabesken sind in diesem Charakter gehalten. Jedenfalls ist
die Komponierung des Kunstwerkes, die bei der schwerfälligen
Form des Materials für den Oberbau grosse Schwierigkeit bot,
eine recht glückliche. Im Kleinen lässt sich die Idee zweifellos
mit Variationen sehr gut nachahmen, doch dürfte für manchen
ästhetisch feiner Empfindenden das doppelte Vorhandensein des-
selben Motivs — der Elefant im Material und figürlich unten
im Edelmetall — störend wirken.
Ein durchaus orientalisches Werk der Goldschmiedekunst, eine
indische Arbeit von hervorragend schöner Wirkung, veranschau-
licht die untere Abbildung auf derselben Seite: ein Armband
aus Tigerkrallen. Das prächtig wirkende, eigenartige Schmuck-
stück besteht in der Hauptsache aus zehn gleichgrossen Tiger-
krallen, die durch kunstvoll ziselierte, der Krallenform angepasste,
feine Goldhülsen gehalten und durch kleine Ringe miteinander
verbunden werden. Den Schluss bildet ein rosenartiges Schnapp-
schloss. Die einzelnen Krallen wirken durch sorgfältig ausge-
führtes Polieren, das den irisierenden, rosaartigen Perlmutter-
glanz jeder Kralle vorzüglich zur Geltung kommen lässt, gerade-
zu fascinierend. Die Goldarbeit ist so fein und stilvoll und
dabei im Material auf das unbedingt Notwendige beschränkt, dass
der Effekt der Zähne in keiner Weise beeinträchtigt wird. Nun
wird freilich bei uns ein Goldschmied oder Juwelier nicht so leicht
in die Lage kommen, eine Bestellung auf ein solches Schmuck-
stück ausführen zu sollen. Immerhin aber kann die ganze Art,
wie hier der dunkelfarbige Kollege in Indien seiner schwierigen
Aufgabe gerecht geworden ist, als vorbildlich auch für andere
Arbeiten ähnlichen Charakters gelten, wie sie eben auch bei uns
ab und zu an den Goldschmied herantreten. Glücklicherweise
laufen ja bei uns die Tiger nicht wild herum, aber die Hauer
eines Keilers, die Haken eines Fuchses, Rehkrikeln, Adler- und
Geierkrallen und andere jagdliche Kuriositäten werden doch gar
nicht so selten zu künstlerischer Fassung, sei es zu Broschen,
Anhängern, Armbändern usw. dem Goldschmied übergeben.
Es ist für denjenigen, der solche Arbeiten noch nicht ausgeführt
hat, nicht immer leicht, da das Richtige, dem Geschmack des
Bestellers Zusagende zu treffen. In dieser Hinsicht bietet die
Art der Herstellung des indischen Armbandes aus Tigerkrallen so
manche schätzenswerte Informierung.
Ferner bringen wir in den Abbildungen auf den Seiten 146
und 147 eine Anzahl gediegener Trachtenschmuckstücke in Fili-
gran von Ernst Cordier-Pforzheim. Bereits in Nr. 19 unseres
„Journals der Goldschmiedekunst“ wiesen wir bei Gelegenheit
der Besprechung der Rogmansschen Arbeiten aus Filigran darauf

hin, dass sich diese Art Schmuck vorwiegend als Bestandteil von
Nationaltrachten ihre Bedeutung in der Gegenwart erhalten hat,
dass aber erfreulicherweise die Vorliebe des grossen Publikums
für Filigran wieder erwacht ist. Naturgemäss werden sich die
Versuche, diese Spezialgattung von Gold- und Silberarbeiten er-
neut auf den Markt zu bringen, dabei an den Charakter der als
Nationalschmuck in Italien, der Schweiz, in Holland und den skandi-
navischen Ländern beliebten Gegenstände halten. Immerhin
lassen sich die dort beliebten Motive noch wesentlich variieren,
so dass Garnituren von ausserordentlicher Mannigfaltigkeit und
unbestreitbar schöner, künstlerischer Wirkung bei durchaus mo-
derner Auffassung der Formen erzielt werden können. Die
Cordierschen Entwürfe gehören in diese Richtung und werden
zweifellos manchem Fachmann sehr willkommen sein, bei dem
das Publikum nach Filigranneuheiten fragt. Die Ausführung im
einzelnen geht klar aus den Abbildungen hervor. Dr. D.

Ein Fall zur Warnung.
Zu dem Kapitel „Unlautere und unbefugte Verwertung fremder
Muster" berichtet uns der Schutzverein für das Urheberrecht
einen Fall, den wir seines allgemeinen Interesses halber der
Öffentlichkeit nicht vorenthalten wollen. Kommt da vor kurzem
ein Zeichner zu einer Firma, um dieser von ihm selbst entworfene
Muster für Knöpfe zum Kauf anzubieten. Ein Teil dieser Muster
ist in (Probe-) Pressungen aus unedlem Metall (Messing) aus-
geführt. (Bekanntlich machen sich die Presser, bevor sie mit
dem eigentlichen Pressen beginnen, eine sogenannte Probepressung
in Messing, damit sie sich von dem richtigen Einspannen des
Gesenkes und Passens überzeugen können, und diese Probe-
pressungen werden dann meist achtlos in die Abfälle geworfen
und als Altmessing wieder verkauft.) Der Firmeninhaber über-
zeugt sich nach kurzer Prüfung, dass ein Teil der ihm zum Kauf
angebotenen Muster sein Eigentum sei, und beweist dies durch
sofortige Vorlegung von Knöpfen mit den gleichen Mustern!
Weitere Nachfragen ergeben, dass der die Muster anbietende
Zeichner sie von einem Althändler erworben hatte, der sie seiner-
seits wiederum als Abfallmetall mit anderen Metallabfällen von
dem Presser gekauft hatte, der für die mehrfach erwähnte Firma
Pressungen mit ihr gehörigen Stanzen und Gesenken herstellt.
Der Presser hat die in ihm gehörigem Metall ausgeführten Probe-
pressungen mit anderen Metallabfällen achtlos einem Altmetall-
händler verkauft und dieser sie guten Glaubens dem Zeichner
überlassen. Da die Muster nicht geschützt waren, verbot sich
ein strafrechtliches Einschreiten. Der Fall zeigt aber, wie vor-
sichtig man mit solchen Probepressungen verfahren muss. Zweck-
mässig sind sie vor Verwendung und Verkauf als Abfallmetall
jeweils unkenntlich zu machen, am besten durch Zerschneiden.

Patentnachrichten
des Patentbureau 0. Krueger & Go., Dresden, Schlossstrasse 3.
Eingetragene Gebrauchsmuster.
Unter No. 336724 ist in Klasse 44 am 9. 3. 08 eingetragen
ein Schmuckkörper mit Haareinlage für Bijouterie- und dergl.
Gegenstände von der Süd-
deutschen Gold- und Haar-
& ä rd 013 bijouterie - Fabrik Heinrich
Henkel & Co., Pforzheim.
Schutz-Anspruch: Schmuck-
körper mit Haareinlage für
Bijouterie- und dergl. Gegen-
stände, dadurch gekenn-
zeichnet, dass die Haare in Vertiefungen mit seitlich begrenzten,
vorstehenden Rändern in dem Körper angeordnet sind.
 
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