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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 23
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Schicksalsreiche Diamanten
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Aus der Werkstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0186

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST *

160

1908

Schicksalsreiche Diamanten.

Vor kurzem suchte die französische Regierung festzustellen,
welcher der Räume des „Louvre“ der besuchteste sei, und welche
der dort untergebrachten Schöpfungen am meisten in Augenschein
genommen werde. Die Ermittelungen ergaben nun, dass dieser
Ruhm der „Apollo-Galerie“ und dem in ihr stehenden Glasschrein
gebühre, der die Reste der französischen Kronjuwelen, darunter
den „Regent“, einen der schönsten, grössten und wertvollsten
aller bekannten Diamanten, enthält. Die Zahl der hierher pil-
gernden Neugierigen war weit grösser, als die der Andächtigen,
deren sich irgend ein anderer Saal des in ein Museum umge-
wandelten alten Königsschlosses erfreute. Die französischen
Kronjuwelen sind bekanntlich vor einer Reihe von Jahren, da es
in einer Republik keine „Krone“ geben darf, versteigert worden.
Nur die geschichtlich denkwürdigen Stücke hat man zurückbehalten
und den Sammlungen des „Louvre“ einverleibt.
In dem Glasschrein der „Apollo-Galerie“ blitzt und funkelt
der in Wort und Bild oft geschilderte „Regent“ in einsamer
Grösse. Einst aber hatte er, wie das „B. Tgbl.“ berichtet, zwei
stattliche Gefährten: den „Tavernier“ und den „Saucy“. Jenen
brachte der französische Weltreisende Tavernier aus Indien nach
Frankreich und verkaufte ihn für eine fabelhafte Summe an
Ludwig XIV. Der andere, der vom französischen Gesandten
Nikolas de Saucy den Namen hat, war ursprünglich im Besitze
Karls des Kühnen, der ihn in der Schlacht bei Nancy verlor.
Nach wunderlichen Schicksalen kam auch dieser Stein unter
Ludwig XIV. in den französischen Kronschatz. In der ersten
französischen Revolution legten die republikanischen Machthaber
auf die Kronjuwelen Beschlag und liessen sie in sorgfältige Ver-
wahrung bringen. Aber merkwürdig, auf dem Wege nach dem
sicheren Orte verschwanden die drei kostbarsten Stücke: der
„Regent“, der „Tavernier“ und der „Saucy“. Der erste wurde
in Berlin bei einem Kaufmann namens Treskow verpfändet, der

ihn gewissenhaft aufhob. Napoleon löste dann diesen prächtigen
Diamanten ein und machte ihn zum Knopf eines Prunkdegens.
Der „Saucy“ fand sich nach einem Dutzend Jahren unter den —
spanischen Kronjuwelen wieder. Wie er dahin gekommen war,
ist bis heute noch nicht aufgeklärt. Später erwarb ihn der
russische Fürst Demidow, und aus dessen Besitz gelangte er in
den Schatz eines indischen Maharadschah. Der Lebensweg dieses
Steines hatte ihn also in die Heimat zurückgeführt.
Höchst romantisch aber erging es dem „Tavernier“. Die
Wackeren, die sich seiner bemächtigt hatten, konnten ihn nicht
wie den „Saucy“ loswerden. Der „Tavernier“ zeichnete sich
nämlich durch eine besondere Eigenschaft aus: er schimmerte
wie ein Saphir; er war der einzige blaue Diamant in Europa.
Um ihn trotzdem zu verwerten, zerschlugen ihn seine geheimnis-
vollen Besitzer. Ebenso hat man es in neuerer Zeit mit dem
Diamanten „Exzelsior“ gemacht, der in Südafrika gefunden wurde
und roh 971 Karat wog. Das grösste Stück des „Tavernier“
tauchte 1830 in London auf und wurde von einem dortigen Ju-
welenhändler dem schwerreichen Bankier Hope verkauft. Seitdem
heisst dieses Stück des „Tavernier“ der „Hope-Diamant“. Äusser
ihm sind noch zwei andere, weit kleinere Stücke des „Tavernier“
bekannt. Das grössere von ihnen fand sich im Nachlasse des
Herzogs von Braunschweig, des „Diamantenherzogs“, vor, der die
Stadt Genf zu seinem Erben einsetzte. Der „Hope-Diamant“ kam
später durch Erbgang in den Besitz des zweiten Sohnes des
Herzogs von Newcastle. Als der mit einer amerikanischen Schau-
spielerin unglücklich verheiratete Lord in Zahlungsschwierigkeiten
geriet, erstand der Newyorker Bankier Frankel den Stein, und
aus dessen Besitz ist der schöne „Hope-Diamant“, dessen bläu-
licher Glanz ihn als Teil des „Tavernier“ kennzeichnet, jüngst in
das Eigentum eines europäischen Fürstenhauses übergegangen.

Aus der Werkstatt.

Abgiessen von Blättern etc. nach der Natur.
Um in der Natur, z. B. im Wald, Blätter abgiessen zu können,
nehme man sich Alabastergips, einen Haarpinsel und ein Gefäss
zum Anrühren des Gipses mit. Man legt das abzugiessende
Blatt auf Sand, so dass es sich nicht durch die Schwere des
Gipses verdrücken kann, macht nunmehr einen mässig dünnen
Gipsbrei an und trägt solchen mit dem Haarpinsel vorsichtig auf
die Vorderseite des Blattes auf, und zwar langsam immer dicker,
bis man der Abgussform die genügende Dicke gegeben hat und
wäscht nun gleich den mit Gips getränkten Pinsel aus. Auf
diese Weise kann man sich eine ganze grosse Anzahl von Natur-
mustern anlegen, von deren Formen man beliebig Wachs- oder
Plastilinabdrücke machen kann.
Vergoldete Metallgegenstände wieder zu entgolden.
Hat man vergoldete Gegenstände, bei denen man den Gold-
überzug wieder verwerten möchte, so trage man eine konzentrierte
Lösung von Salmiak in Essig auf die Gegenstände auf und erhitze
dieselben bis zu dunkler Rotglut, worauf sie alsdann in sehr ver-
dünnte und kalte Schwefelsäure getaucht werden. Die Goldauf-
lage blättert sich auf diese Weise sozusagen ab und kann dann
dieser Rückstand mit Borax und Salpeter zusammengeschmolzen
werden.
Man vermeide jedoch sowohl bei der Lösung jeden Schwefel-
zusatz, wie beim Glühen einen grösseren Hitzegrad als Dunkel-
rotglut, denn beides führt immer zu schlechten Resultaten.

Diamantleim zum Kitten von Steinen und Korallen.
Man quelle 8 Teile Hausenblase unter Zusatz von etwas
Weingeist in genügend warmem Wasser auf, füge sodann 1 Teil
Ammoniakharz sowie 1 Teil Galbanum nebst 4 Teilen Weingeist zu
und rühre die ganze Mischung gut durcheinander. Der Kitt kann
aufbewahrt werden und wird vor Gebrauch jeweils etwas erwärmt.
Er dient nicht nur zum unsichtbaren Kitten von Steinen und
Korallen, sondern auch zum Befestigen von farbigen Glasflüssen
auf weissem Glas.
Ausfresson von Eisenauszug in Silbersachen.
In der Kleinsilberbranche und der Silberkettenindustrie werden
oft Scharniere, Kettenglieder und dergleichen mit Eisen ausgezogen,
das nach dem Einziehen wieder entfernt werden muss, damit die
Kettenglieder hohl und leicht werden usw. Eisen lässt sich nun
bekanntlich beinahe durch alle Säuren zur Auflösung bringen;
man muss jedoch immer wieder eine bestimmte Säure anwenden,
die den Gegenstand selbst nicht angreift. Für Kettenglieder aus
Silber empfiehlt ein bekannter Fachmann nun folgende Mischung:
Chemisch reine Salpetersäure wird mit Wasser verdünnt und ihr
dann 90 prozentiger Spiritus zugesetzt. Hierauf muss man
probieren, bis das eigentliche Silber nicht mehr von der Salpeter-
säure angegriffen wird, — ein Verfahren, das sich an einem Stück
Silberblech bequem bewerkstelligen lässt. Greift die Säure das
Silber selbst nicht mehr an, so werfe man die mit Eisen aus-
gezogenen Kettenglieder hinein, und das Eisen löst sich auf — ein
Prozess, der durch den Spirituszusatz beschleunigt wird.
 
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