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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 21
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Von deutscher Gold- und Silberschmiedekunst in vergangenen Tagen
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K., Chr.: Die Bearbeitung von Platin bei Juwelenschmuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0173

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1908 -B JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■-147



Die Bearbeitung von Platin bei
Juwelenschmuck.

übertriebenen Luxus liessen es sich die
Goldschmiedegesellen nicht nehmen, als
Herren aufzutreten, und schon der jüngste
Lehrling war sorglich bemüht und gar schnell
bereit, die Ehre seines Berufes mit der Faust
und jeder Wehr allen Neidern, namentlich
den Lernenden anderer Handwerke gegen-
über zu vertreten, wie dies auch unsere
Abbildung S. 141 in drastischer Weise zeigt.
In besonders imposanter Form kam das
Goldschmiedegewerbe bei feierlichen Ge-
legenheiten, bei Aufzügen usw., zur Geltung.
Hier konnte sich der ganze Reichtum und die
künstlerische Veranlagung der ehrbaren

Meister, die Sucht der Jungen nach Farben-
pracht und Glanz so recht genüge tun.
Im 18. Jahrhundert verfiel dann bekanntlich
das gesamte Innungswesen mehr und mehr,
und auch die Organisation im Goldschmiede-
gewerbe machte keine Ausnahme. Der Neu-
zeit erst blieb es vorbehalten, auch hier wieder,
allerdings auf ganz anderen Grundlagen als
früher, hoffnungsvolle Keime in den Boden des
Wirtschaftslebens einzusenken und trotz der
vielfach industriellen Ausgestaltung der Edel-
metallbranchen die Verbindung mit dem ruhm-
reichen Charakter der Vergangenheit aufs neue
herzustellen. Dr. D.

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Das Platin spielt seit langem schon in der Edel-
metallbranche, speziell soweit die Herstellung von
Juwelenschmuck in Frage kommt, eine hervorragende
Rolle und wird diese Position aller Voraussicht nach

dann ist das unliebsame Abbrechen der Körner beim
Fassen ausgeschlossen. Nehmen wir die Montierung eines
modernen Anhängers, so ist es nach meiner Erfahrung
am besten, die Hauptornamente erst ganz in Platin

auch behaupten. Kein anderes Metall, sei
Feinsilber, behält so seine Naturfarben
wie Platin. Auch ist die Haltbarkeit
des letzteren viel grösser, als diejenige
der übrigen Edelmetalle. Leider wird
bei Bearbeitung von Platin nicht immer
die richtige Technik einbehalten, die indes
unbedingt nötig ist, um nicht nur dem
Bijoutier, sondern auch dem Fässer die
Arbeit zu erleich-

tern. Eine bekannte
Tatsache ist es,
dass sich in den
Werkstätten die
ArtderBearbeitung
von Juwelensachen
sehr verschieden
gestaltet. Nehmen
wir als Beispiel die
Ausarbeitung eines


grossen Gegenstandes, eines Anhängers.
Vor allem ist es notwendig, schon beim
Einkauf von Platinsilber darauf zu sehen,
dass man ein weisses Metall (reines Platin
ist von bleigrauer Farbe) erhält. Beim
Zurichten muss man hauptsächlich die
Steingrösse einzufassender Steine berück-

sichtigen. Das ist ein Punkt, bei dem
der Bijoutier am meisten sündigt. Das
Platin soll mindestens so dick sein, dass
ein einzufassender Brillant mit der
Rondiste in der Mitte des Platins sitzt;

es Gold oder auszusägen und in der Grösse einen Millimeter zuzu-


TRACHTENSCHMUCK
IN FILIGRAN
Original-Entwurf von
ERNST CORDIER-PFORZHEIM.

geben. Das hat seinen Grund darin,
dass sich das Platin, je mehr an dem
Anhänger gelötet wird, einzieht.
Gewöhnlich werden die Sachen mit
14 kar. Blass-Gold verbödet. Dies bringt
jedoch während der Arbeit sehr viele
Unannehmlichkeiten mit sich. Die vor-
her so einwandfreie, schöne Fasson be-

der in seine richtige


kommt jedesmal
beim Löten eine
andere Richtung
und zieht sich
immer mehr in die
Höhe. Die Löt-
stellen brechen oft
ab, und gar viele
Arbeitsstunden
braucht man, um
den Anhänger wie-
Lage zu bringen.

Nimmt man dagegen 18 kar. Blass-Gold,
was ja im Preise keinen grossen Unter-
schied ausmacht, denn der Mehraufwand
für die bessere Qualität gleicht sich mit
den verlorenen Arbeitsstunden doppelt
aus, so hat man viel leichtere Arbeit und

kommt eher zum Ziel. Auch empfiehlt es
sich, sobald der Anhänger einigermassen
zugerichtet ist, gleich die Hauptornamente
zu bohren. Dadurch wird die Sprödigkeit
des Platins bedeutend gemildert. Beim
 
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