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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 11
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Das Platin und sein Schmelzprozess
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Aus der Werkstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0106

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-hb JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST »

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Ns 11

nicht gerade neu ist, das aber den Versuch zeigt, die
ganze Schmelzeinrichtung transportabel zu gestalten und
sie so der allgemeinen Verwendbarkeit mehr zugänglich
zu machen. Berton schmilzt unter Anwendung von
Leuchtgas und flüssiger Luft und hat Versuche mit
200 g Platin in Pforzheim praktisch vorgeführt. Die
Demonstration fand allseitig Anerkennung, wie auch
verschiedene Firmen den auf 320 Mk. stehenden Apparat
für ihren Betrieb anschafften. Fig. 7 zeigt den Berton’schen
Apparat, allerdings von den von anderen mehr subjektiv
wirkenden Abbildungen abweichend, in mehr objektiver
Form, wobei mehr dem Hergang des Verfahrens selbst
Beachtung geschenkt wurde. Der Gasschlauch kann
an jede beliebige Leitung angehängt werden, während
die flüssige Luft hier, ähnlich wie bei dem schon ein-
gangs erwähnten Sauerstoffbehälter, in einer Eisensäule
enthalten ist.
So anerkennenswert wir die Bestrebungen des Herrn
Berton finden, müssen wir doch einigen Ausführungen
desselben, und zwar vom wissenschaftlichen und prak-
tischen Standpunkt aus, entgegentreten. Herr Berton will
zur Scheidung der Platinfeilung von anderen Erzen ein
Gemisch von 150 g Scheidewasser und 150 g Salzsäure
verwenden, was das sogenannte Königswasser ergäbe.
Jedem Praktiker wird aber bekannt sein, dass die Begriffe
„Scheidewasser“ und „Königswasser“ ein und dasselbe
sind und zur Platinscheidung vielmehr ein starkes Königs-
wasser mit 1 Teil Salpetersäure auf 3 Teile Salzsäure
verwendet wird. Wie demnach die von Berton ange-
führte Mischung begründet ist, bleibt deshalb unklar.
Des weiteren demonstrierte Herr Berton: „Zum

Platinschmelzen sind 2000 Hitzegrade notwendig, die
sich durch die Hitze des Tiegels auf 3000 Grad er-
höhen“. Nach den Lehren der Chemie gebraucht jedoch
das Platin etwa 1775 Grad Celsius, nach neueren
Messungen von französischen Experten sogar nur
1738 Grad Celsius. — Wenn wir aus diesem Grunde
auch eine durch Tiegelhitze auf 2000 Grad Celsius ge-
steigerte Hitze annehmen können, so würde doch ein
Hitzegrad von 3000 Grad eine bedeutende Überhitzung
des Platins herbeiführen und dasselbe genau so ver-
brennen, wie jeder Goldschmied aus seiner Praxis die
gleichen Folgen kennt aus der Überhitzung anderer Me-
tallgemische wie Gold, Silber usw. Wir müssen daher
geradezu davor warnen, sowohl eine Überhitzung von
Legierungen und Metallschmelzflüssen eintreten zu lassen,
als auch die Metalle nicht zur richtigen Schmelzhitze zu
bringen und sozusagen kalt auszugiessen, denn beides
ist für das Metall in seiner Weiterverarbeitung schädlich.
Nicht unerwähnt wollen wir hier die Sauerstoff-Löt-
einrichtungen und ST/zme/zeinrichtungen der „Sauerstoff-
Gesellschaft in Berlin“ lassen, die ebenfalls transportabel
sind und vor allen anderen Systemen den Vorteil haben,
dass Sauerstoff vorteilhafter und schneller bezogen werden
kann als die flüssige Luft, die z. Zt. aus Belgien kommt
und manchmal im Versand starke Verzögerungen erleidet.
Der Zukunft wird es vorbehalten bleiben, noch eine
billigere Einrichtung zu finden, die es bei der vielfachen
Verwendung des Platins auch jedem Goldschmied ermög-
lichen wird, seine Abfälle selbst schnell zusammenzu-
schmelzen, damit ihm durch Versendung etc. grössere
Zeitverluste und Kosten erspart bleiben.

Aus der Werkstatt.

Verbrennungsofen für Polierlumpen.

In jedem Goldschmiedegeschäft gibt es ja Polierlumpen von

den Tripel- und Rougerädern, ebenso auch überschüssige bezw.

ausgebrachte Schleifräder
und Polierkegel, von
welchen der Fachmann
wenigstens das Gold als
Rückstand gewinnen
möchte. Dass deshalb
diese Gegenstände ver-
brannt werden müssen,
liegt klar auf der Hand,
aber das — Wie?
ist ein sehr wichtiger
Faktor. Manchmal
werden dieselben in eine
Glühschale geworfen, mit
Spiritus übergossen und
so zur Verbrennung ge-
bracht oder auch sie
werden in einer Glüh-
schale einem Glüh-
Schmelz- oder gar Feuer-
ungsofen gestellt, in den
meisten Fällen jedoch
nach oben offen gelassen.


Die Wucht des Feuers nun und auch die ölgetränkten Teile treiben
die verbrannten Lumpen usw. fort und geht dem Goldschmied
dadurch viel Rückstand verloren.
Darum ist es erste Hauptbedingung, dass man einen Ver-
brennungsofen hat, in dem alle Gegenstände verschlossen zur
Verbrennung gelangen können; die hierdurch erzielten besseren
Rückstandsresultate machen binnen kurzem die ganze Einrichtung
bezahlt. So hat z. B. die Spezialanstalt für Schmelz- und Löt-
einrichtungen, die Firma Hch. Schönsiegel in Pforzheim einen
Verbrennungsofen für Kehrets und Polierlumpen konstruiert, bei
dem man in einem Ofen mit zwei Etagen die zu verbrennenden
Gegenstände in extra Behältern einsetzen und den ganzen Ver-
brennungsprozess ruhig beobachten und kontrollieren kann,
während oben im Abzüge ein Sieb eingelagert ist, durch welches
jedes entweichende Partikelchen aufgefangen und wieder zurück-
geschleudert wird. Die Anfeuerung des ganzen Ofens geschieht
durch einen Gasrost, der unten im Ofen eingebaut ist und somit
der Ofen an jede Gasleitung schnell angehängt werden und bei
Nichtgebrauch wieder von derselben getrennt werden kann.
Nähere Aufklärungen gibt Interessenten gern die obengenannte
Firma Hch. Schönsiegel in Pforzheim, Zerrennerstrasse.
Plaque vitro metallique.
Unter „plaque vitro metallique“ versteht man Metallwaren,
welche mit einem Patinafluss überzogen sind, die jedoch nicht
wie emailliert aussehen, sondern wo der Patinaüberzug auf dem
chemisch gefärbten Metalle kaum sichtbar ist. f
 
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