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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 41
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Wiedergewinnung des Silbers aus alten Bädern
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0318

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282 _ ■■ JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ji —-— jw 41

Wiedergewinnung des Silbers aus alten ßädern.

(Nachdruck verboten.)

Jeder, der mit galvanischen Bädern zu tun hat, musste
wohl schon die unangenehme Erfahrung machen, dass
sie mitunter aus unbekannten Gründen „streiken“. Der
damit Arbeitende ist oft nicht in der Lage, da Abhilfe
zu schaffen, weil er nicht alle die verschiedenen Zu-
stände beim Galvanisieren richtig zu beurteilen versteht,
besonders wenn er nicht täglich damit arbeitet. Oft ist
die Zwischenzeit, in der galvanische Arbeiten in kleineren
Werkstätten vorgenommen werden (und gerade für
letztere bringen wir diesen Artikel zum Abdruck) zu
gross. Es sind in derselben gewisse Veränderungen
mit dem Bade vorgegangen, die nicht entsprechend
beachtet werden. Vielleicht ist schon

die gewünschte Qualität der Niederschläge in bezug auf
Dichtigkeit, Stärke und Farbe derselben. Man muss
dann das Bad als unverwendbar stehen lassen oder fort-
schütten.
In nachfolgendem nun empfehle ich ein Verfahren,
das in bezug auf Wiedergewinnung des Silbers aus
unbrauchbaren Bädern günstige Resultate liefert und
sich gerade im Kleinbetrieb gut ausführen lässt:
Man nehme einen Behälter aus Glas, um den Aus-
scheidungsvorgang besser beobachten zu können, viel-
leicht ein Elementglas im Durchmesser von etwa 11 cm
und 21 cm Höhe. Dieses Glas füllt man zu einem
Viertel mit Silberbad und verdünnt das-


bei Herstellung eines Bades nicht
die genügende Vorsicht be-
obachtet worden. Mit-
unter wurde das Bad
auch während des
Betriebes nicht
richtig behandelt.
Kurz, früher oder
später lässt sich
mit demselben
nicht mehr ar-
beiten. Bei
kleineren Bä-
dern, und
wenn sie nicht
edelmetallhal-
tig sind, ist der
Verlust schliess-
lich nicht be-
deutend. Anders
dagegen, wenn es
sich um edelmetall-
haltige Bäder handelt,
wo immerhin selbst bei
den kleinsten Bädern die
Kosten nicht zu unterschät-
zen sind.

selbe mit Wasser, bis ein freier
Raum von etwa 6 cm im Glase
bleibt. Nun giesst man vor-
sichtig arsenfreie Salz-
säure hinzu. Es ent-
weicht hierdurch der
Cyankaligehalt aus
dem verdünnten
Silberbade j in
Form von Blau-
säure; (das Ein-
atmen der gif-
tigen Dämpfe
ist sorgfältig
zu vermeiden!)
Am besten ist
es, diese Arbeit
im Freien vor-
zunehmen. —
Gleichzeitig bilden
sich in der Flüssig-
keit weiss wolkige Ge-
bilde. Allmählich und
vorsichtig setzt man so
lange von der Salzsäure hin-
zu, bis der ganze Inhalt des
Bades eine weisswolkige, mil-

Beachten wir nun ein
Silberbad, mit welchem sich
Niederschläge nicht mehr
erzielen lassen. Wenn sich

Gefäss, in Kupfer geschlagen von E. Wörner.
Aus dem Hammerkurs unter Leitung des Herrn Lehrers A. Bock
an der Kgl. Zeichenakademie Hanau

fällt. Nach längerem

auch der Silbergehalt da-

chige Flüssigkeit bildet. Man
kann nun beobachten, wie
das Silber allmählich aus-
Stehen klärt sich die Flüssigkeit

rin durch längere Inanspruchnahme naturgemäss ver-
ringern muss, so kann doch das Bad unmöglich derartig
ausgenutzt sein, dass das darin enthaltene Silber dem
Bade gänzlich entzogen ist. Schon durch den Aus-
gleich, den die Anwendung von Feinsilberanoden beim
Versilbern auf den Silbergehalt des Bades bedingt, ist
diese Annahme ausgeschlossen. Allerdings kann man
aus der allmählichen Auflösung der Anoden beim Ver-
silbern nicht folgern, dass sich der Silbergehalt im
Bade in der Weise ergänzt, dass sich das durch das
Versilbern entzogene Silber vollständig durch die
Anoden ersetzt. Durch öfteres Hinzugeben von Chlor-
silber und Cyankali lässt sich das Bad auffrischen;
mit der Zeit erzielt man jedoch trotz allem nicht mehrer

vollständig, und das Silber ist am Boden des Glases
ausgeschieden. Nun giesst man die Flüssigkeit vom
Silber ab, spült dasselbe in ein anderes Gefäss und
giesst wieder Wasser darauf und lässt es stehen, bis sich
das Silber wieder gesetzt hat. Dieses Auswässern
wiederholt man 2 — 3 mal, damit das ausgeschiedene
Silber gereinigt wird. Man muss das Ausscheiden
selbstverständlich so oft wiederholen, bis man das un-
brauchbare Lot aufgearbeitet hat; es empfiehlt sich
nicht, grössere Mengen auf einmal zu verarbeiten, sondern
nur in annähernd angegebener Weise zu verfahren. —
Mit dem so gewonnenen Chlorsilber stellt man ein
neues Silberbad her, indem man es in das für das neue
Bad bestimmte, Cyankali enthaltende Wasser schüttet.

Gold und Perlen bleiben gut, deckt sie auch ein schäbiger 5ut.
(Sprichwörtliches).
 
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