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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 3
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Künstliche Färbung von Edelsteinen
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0054

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a iOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■
....-■ —--■

Künstliche Färbung von Edelsteinen*)

So bald die Färbung eines Edelsteins zu dem Zwecke
geschieht, den künstlich gefärbten Stein für einen gleich-
gefärbten Naturstein auszugeben, so wird man solche
Produkte mit Recht als Fälschungen bezeichnen dürfen.


HANDSPIEGEL
VON GOLD MIT EMAIL UND STEINEN
VONEMIL LETTRE, GOLDSCHMIED IN/BERLIN.

Ganz anders verhält sich jedoch die Sache, wenn
gelber Topas durch Glühen in Rosatopas umgewandelt
und als solcher verkauft wird. Besonders dem Achat
sucht man seit Alters her durch Färbung verschiedene
Tönungen zu geben, worüber in nachstehendem noch

Näheres angeführt wird. Gelbgebrannter Amethyst wird
als Citrin (Goldtopas) verkauft, worunter man ebenfalls
keine Fälschung erblicken kann, da es sich ja bei beiden
Steinen um dasselbe Mineral handelt (nämlich Quarz), das
auch einen gleichen Wert besitzt.
Um die Färbung der Onyxe zu ermöglichen, werden
die Steine zuerst gewaschen und dann an der Luft ge-
trocknet. Nun legt man sie in Honig, der mit Wasser
verdünnt ist (auf 7« Liter Wasser 250 Gramm Honig).
Der hierzu verwendete Topf wird mit den in diese Flüssig-
keit gelegten Steinen in heisse Asche oder auf den warmen
Ofen gestellt, aber man hat darauf zu achten, dass die
Flüssigkeit nicht zum Kochen kommt. Da die Steine stets
von dieser bedeckt bleiben müssen, so ist regelmässig
nachzugiessen. So muss man wenigstens 14 Tage fort-
fahren. Nach dieser Zeit werden die Steine aus der
Flüssigkeit genommen, abgewaschen und in einen anderen
Topf gelegt, welcher dann mit Schwefelsäure so hoch
gefüllt wird, dass die Steine davon bedeckt sind. Nach-
dem der Topf mit einer Schieferplatte bedeckt ist, stellt
man ihn in heisse Asche und legt glühende Kohlen darum.
Schon in einigen Stunden sind die porösen oderweichen
Steine gefärbt, andere erfordern bis zu einem Tage^Zeit,
manche nehmen überhaupt keine Färbung an. Die Steine
werden schliesslich aus der Flüssigkeit herausgenommen,
abgewaschen und auf dem Ofen getrocknet. Nun werden
sie abgeschliffen, einen Tag in Öl gelegt, damit sich etwa
noch vorfindende kleine Risse damit ausfüllen und die
Steine einen besseren Glanz erhalten. Das Öl wird durch
Abreiben mit Kleie beseitigt.
Die sogenannten brasilianischen Karneole, welche zur
Zeit in Oberstein und Idar verarbeitet werden, erfahren
dieselbe Behandlung als die einheimischen, wie auch die
auserlesenen Steine mit geraden Streifen.
Chalcedone lassen sich sehr schön zitronengelb färben,
und zwar einfarbig, wolkenartig und gestreift, indem man
sie auf dem (nicht zu warmen) Ofen einige Tage trocknet.
Dann werden die Steine in einen reinen Topf gelegt und
mit Salzsäure übergossen. Das Gefäss wird darauf mit
einer Schieferplatte bedeckt und diese durch Kitt oder
Ton dicht verschlossen. Nachdem der Topf wenigstens
14 Tage ruhig unter dem Ofen gestanden, hat sich die
Färbung ins Gelbe vollzogen.
Um die natürlichen Farben zu verschönern, werden
viele Steine auch noch gebrannt und nachstehendes Ver-
fahren mit ihnen vollzogen: Man trocknet die Steine
wenigstens 14 Tage lang auf einem sehr heissen Ofen,
wirft sie dann in einen Tiegel und feuchtet sie mit
Schwefelsäure an. Nun wird der Tiegel mit einem Deckel
verschlossen und in einem starken Feuer zum Rotglühen
*) Aus „Blum-Rau, Edelsteinkunde“. Für Mineralogen, Juweliere und Stein-
händler. Mit 4 bunten Tafeln und 58 Text-Illustrationen. Verlag des „Journal
der Goldschmiedekunst“, Herrn. Schlag Nachf., Leipzig. Preis dauerhaft ge-
bunden 5 Mark.
 
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