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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 37
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Eine neue Lötzange
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Joseph, F.: Die erste deutsche Heimstätte für Arbeitsveteranen der Goldschmiedekunst
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Die erste deutsche Heimstätte für Arbeitsveteranen der Goldschmiedekunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0297

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1908 —-j JQURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST j

261

Eine neue

Die Handarbeit des Goldschmiedes wird durch zweck-
mässig konstruierte Hilfswerkzeuge wesentlich unterstützt
und erleichtert. Besonders gilt dies von den Manipula-
tionen beim Löten.
Eine gute Klammer oder sonstige Befestigung weiss
jeder tüchtige Arbeiter zu schätzen. Wollten wir einmal


in der Werkstatt manches Goldschmiedes Umschau halten,
wir fänden sicher verschiedenes Spezialwerkzeug, das er sich
selbst zur rationelleren Bearbeitung konstruiert hat, das er
aber vor den Blicken der Kollegen streng geheim hält.
In den vorstehenden Abbildungen bringen wir eine
neue Lötzange, eine Haltevorrichtung, die gleichzeitig Kohle
und Klammer vertritt und besonders zum Löten an Knopf-
garnituren, beim Anlöten von Broschierungen usw. gute

Lötzange.

Dienste leistet. Der untere Teil der Lötzange ist ein
flaches Stück Eisenblech, das sich vorn zu einer grossen,
runden oder viereckigen oder ovalen Platte — zum Auf-
legen des Lötstückes — erweitert. Am hinteren Ende
ruht in einem Scharnier eine scherenförmig selbsttätig
sich schliessende Haltezange, ähnlich den Ringlötzangen,
nur mit dem Unter-
schiede, dass hier zwei
Schenkel genügen, den
. Gegenstand zu halten.
... Das eigene Schwerge-
wicht des Zangenober-
teils, in dem Scharnier
baianzierend, drückt den Gegenstand genügend fest auf
die Lötplatte, und unter Umständen kann er mit Leichtig-
keit nochmals extra befestigt werden.
Die Abbildungen zeigen deutlich die Vorarbeiten und
das Einspannen zum Löten eines Kragenknopfes wie
auch eines Scharnierböckchens an einer Brosche. Ohne
Schwierigkeit kann sich jeder Goldschmied selbst ein
solches nützliches Hilfswerkzeug konstruieren. F. J.

Die erste deutsche Heimstätte für Arbeitsveteranen
der Goldschmiedekunst.

Der Lebensgang eines Goldschmiedes ist gewiss nicht reich
an freudigen Momenten; ernst ist das Leben eines solchen in
unentwegter Arbeit und Anstrengung. Ganz besonders drückend
aber muss auf jeden in der Branche Tätigen der Gedanke wirken,
ob es ihm nach seinem langjährigen, mühseligen Schaffen auch
vergönnt sein wird, einen ruhigen, sorgenfreien Lebensabend
zu geniessen. Die Schicksalsschläge, die den einzelnen
treffen, sind so verschiedener Art, dass selbst der heute noch
mit Glücksgütern Überhäufte nicht wissen kann, wie es später
einmal, alles Fleisses ungeachtet, mit ihm stehen wird. Jugend-
kraft und Mannesstärke können über Nacht umschlagen, und ein
siecher Mensch steht dann nur zu oft hilflos, auf die Mildtätig-
keit anderer angewiesen, da.
Darum richtet sich aber auch aller Sinn nach dem gemein-
samen Ziele: durch rechtzeitige und weise Vorsorge sich für das
Alter zu rüsten, einen Sparpfennig zurückzulegen oder selbst sich
auch ein eigenes Heim zu erwerben, wo man nach geleisteter
Arbeit sein müdes Haupt niederlegen, wo man mit Ruhe seinen
Lebensabend beschliessen kann.
Berufsorganisationen suchen ebenfalls für die Veteranen ihres
Gewerbestandes im vorgerückten Alter zu sorgen. In den Kreisen
der Edelschmiedekunst regt sich darum auch der Gedanke an die
Gründung solcher Versorgungsheime. Das älteste derartige Institut
unsrer Branche dürfte das im Jahre 1827 in Holborn (England)
gegründete „Altersrenten- Versorgungsheim für englische Juweliere
und Goldschmiede“ sein. Auch das „ Waisenhaus für Kinder von
Juwelieren und Goldschmieden in Paris“ ist ein Wohltätigkeits-
institut, dessen Einrichtungen schon grossen Segen im Gefolge
gehabt haben. Alles das aber sind Schöpfungen im Auslande.
Im deutschen Edelschmiedegewerbe musste man sich bisher
damit abfinden, durch Unterstützungskassen dem Bedürftigen
wenigstens einen kleinen Beitrag in schlimmen Wechselfällen
des Lebens zu gewährleisten.
Um so erfreulicher ist jetzt die aus Pforzheim kommende
Nachricht, dass dort ein einzelner Mann erreicht hat, was bis
jetzt einer grossen Gesamtheit nicht möglich war. Wenige Tage

nur trennen uns noch von der Grundsteinlegung zu dem ersten
„Altersheim für Pforzheim“.
Der edle Gönner, Herr Bankdirektor August Kayser, steht als
Pforzheimer schon seit seiner Kindheit in engster Fühlung mit
der Bevölkerung und der Industrie jener alten „Goldstadt“.
Zahlreiche gemeinnützige Unternehmungen wurden von ihm bereits
finanziell kräftig unterstützt, und ebenso verdanken viele jetzt
erstklassige Betriebe ihre heutige Machtstellung dem Wohlwollen
und dem offenen Herzen dieses für die Gesamtindustrie allezeit
besorgten Mannes. Fleissige und solide Fachleute fanden bei
ihm immer verständnisvolles Entgegenkommen, und erfolgver-
heissende Ideen wurden seinerseits stets gefördert.
I So hat er nun auch, wie wir bereits im vergangenen Jahre
im „Journal der Goldschmiedekunst“ berichteten, zur Erinnerung
an seinen 70. Geburtstag eine hochherzige Stiftung für ein
„Altersheim für Invaliden der Arbeit“ gegründet. Der Stadtgemeinde
Pforzheim wurden zu dieser „August Kayser-Stiftung“ neben
380000 Mark Barkapital noch 3 Grundstücke geschenkt, auf denen
das Versorgungshaus erbaut werden kann. In der Stiftungsurkunde
kennzeichnet der Stifter den Zweck des Instituts mit folgenden
Worten:
„Heim für solche würdige Mitmenschen und Mitarbeiter
unserer Industrie, männlichen und weiblichen Geschlechts,
ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses, denen es trotz
redlichen Fleisses und aller Sparsamkeit nicht gelungen ist,
die Mittel für einen bescheidenen Lebensabend zu erringen,
und in welchem sie ihr Leben ruhig beschliessen können“.
Durch die Liebenswürdigkeit der Stiftungskommission und des
edlen Stifters selbst, sowie durch das Entgegenkommen des Bau-
leiters, Herrn Architekt Carl Ringer in Pforzheim, sind wir in der
Lage, heute schon unsern Lesern diese Heimstätte für Gold-
schmiede vor Augen zu führen, obwohl die eigentliche Einweihung
erst im April 1910, am Geburtstage des Stifters, stattfinden soll.
Im Süden der Stadt Pforzheim, hoch oben in luftiger Höhe,
an der Strasse nach dem bekannten alten Forsthause „Seehaus“,
direkt anschliessend an die sich stundenweit ausbreitenden ozon-
 
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