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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 31
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Damm, O: Fürst Bismarck als Politiker und Mensch in seiner Stellung zur Kunst, insbesondere zum Edelmetallgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0237

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Journal der Goldschmiedehunst

Amtliches Organ des Verbandes Deutscher
der Qoldschmiede-Innungen zu BERLIN, BRAUNSCHWEIG,
KOLBERG, LEIPZIG, LIEGN1TZ und SCHWEIDNITZ, der
derGoldschmiede-Werkgenossenschaft BERLIN(E. G. m. b.H),
GÖRLITZ u. STETTIN und der Vereine der Juweliere, Gold-u.
und WESTFALEN, KÖLN, MÜNCHEN, WIESBADEN,


HERR!. SCHLAG RACHE.,

Inhaltsverzeichnis u. Bezugsbedingungen
befinden sich am Schlüsse des redakt. Teiles.


25. Juli 1908.

29
Jahrgang

:: :: Erscheint jeden Sonnabend :: ::
in zwei sich abwechselnden Ausgaben.

Juweliere, Gold- und Silberschmiede,
CHEMNITZ, GERA-ALTENBURG, GLEIWITZ, GLOGAU,
Innung pfälz.Gold- u. Silberarbeiter (Sitz: NEUSTADT a.H.),
der Freien Vereinigungen der Gold- und Silberschmiede zu
Silberschmiede von BADEN, WÜRTTEMBERG, RHEINLAND
WÜRZBURG und des Regierungsbezirks FRANKFURT a. 0.
LEIPZIG, Reichsstrasse 18-20


Nachdruck aller Artikel ohne GenehmigTine der Redaktion ist verboten.

Fürst Bismarck als Politiker und Mensch
in seiner Stellung zur Kunst, insbesondere zum Edelmetallgewerbe.
(Zum 10jährigen Todestage des Altreichskanzlers.)

Ein Dezennium bereits vorüber seit dem Tode des
Fürsten Bismarck, des Hauptbegründers und Förderers der
Deutschen Einheit, des Staatsmannes, von dem während

keine flecken- und fehlerfreien Idealgestalten sind, dass sie
Menschliches — Allzumenschliches an sich tragen, dies
trifft auch auf den Fürsten Bismarck zu. Er selbst wäre

der 2. Hälfte des 19. Jahr-
hunderts nicht nur Preussen-
Deutschland, sondern die
gesamte politische Welt, alle
wirtschaftlichen und staat-
lichen Gebilde ihre Direk-
tiven empfingen!
Nicht ist hier der Ort,
einen Rückblick zu werfen
auf diese letzten Jahre, in
denen Epigonen an Stelle
des Heros aus dem Sachsen-
walde, Zwerge anstatt eines
Riesen die Geschicke
Deutschlands bald mit Über-
eifer, bald mit rasch er-
lahmender Hand führten.
Acht Jahre noch nach
seiner Entlassung hat der
Altreichskanzler mit regstem
Interesse und mit — leider!
— nur zu häufig berechtigtem
Ingrimm von seinem stillen
Schlosse in Niedersachsen
aus die oft krausen Zickzack-
bahnen verfolgt, die die deut-
sche Politik unter dem Ein-
fluss eines individualistisch-
monarchischen Willens nahm.
Ein Zeitraum von zehn
Jahren ist natürlich viel zu
kurz, um die völlig richtige
Distanz zur Beurteilung der
gigantischen Grösse eines
Bismarck zu finden. Dass im
übrigen selbst die hervor-
ragendsten Persönlichkeiten


Der vom Reichskanzler Fürsten Bismarck im Jahre 1883
„den Getreuen zu Jever“ gestiftete Kibitzbecher.

der letzte gewesen, solcher
Schwächen nicht bewusst
zu sein.
Im Mausoleum zu Fried-
richsruh steht schlicht und
einfach auf Bismarcks Sarg
die Grabschrift, die er selbst
für sich verfasst: „Ein treuer
deutscher Diener Kaiser
Wilhelms I.“ (Nicht „des
Grossen“). Das wollte er
Zeit seines Lebens sein —
und nur wenn man des
Fürsten Persönlichkeit und
ganzes Wirken während 5
Jahrzehnte unter diesen Ge-
sichtspunkt nimmt — nur
dann gewinnt man auch in
der Gegenwart schon wenig-
stens annähernd einen ge-
rechten Massstab, um die
knorrige Eigenart des grossen
Toten in Einklang zu bringen
mit seiner Anpassungsfähig-
keit an Verhältnisse und
Menschen, an Ideen und
weitausschauende nationale
Ziele auf universellem Hinter-
gründe.
So steht die reckenhafte
Persönlichkeit einesBismarck,
jene Rolandgestalt, wie sie
am Hamburger Elbstrande in
das Weltmeer hinausschaut,
heute vor der Generation,
die ihn selbst noch von An-
gesicht zu Angesicht geschaut,
 
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