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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 51
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Taschenuhren als Schmucksachen
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Neuheiten der englischen Goldschmiedeindustrie
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0377

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1908 - ■, JOURNAL DER GQLDSCHMIEDEKUNST 339

im andern Falle sind beide mit Brillanten und Smaragden
besetzt; 5000 und 9000 Frcs. beträgt der Preis dieser herr-
lichen Stücke, die eigens auf Bestellung angefertigt wurden.
Besonders originell wirkt auch die kleine Kugeluhr
Leroys mit Email, Brillanten und Smaragden. Dieses
äusserst zierliche Schmuckstück kann als Anhänger an
Brust- oder Halskette getragen werden, ebenso auch
als Berloque, am Armband usw. Der Preis
dieser winzigen Kostbarkeit stellt sich auf
1000 Frcs. Solche Kugeluhren, die auch in
ganz ähnlicher Weise getragen wurden, kann
man übrigens in mehreren Exemplaren noch
in den kaiserlichen Museen zu Wien, in
Dresden und Petersburg finden, nur dass bei
jenen älteren Exemplaren natürlich der eigent-
liche Uhrmechanismus, entprechend dem da-
maligen unvollkommenen Stande der Technik,
viel zu wünschen übrig lässt. In Gang gebracht
hat man auch jene älteren Kugeluhren wieder.
Von ziemlich bizarrem Geschmack, aber
von brillanter Wirkung ist jenes weitere
Schmuckstück auf S. 337, das einen kostbaren
Ring zeigt, in den eine ungemein zierliche
Uhr eingelassen ist. Das Zifferblatt derselben ist von
einem Rubinkranz umgeben. Um die Uhr aufzuziehen,
braucht man den Rubinkranz nur zu drehen. Dieser Uhr-
ring bezw. diese Ringuhr wird von den Damen über dem
Handschuh getragen und machte bei den jüngsten grossen
Wettrennen in Longchamps usw. geradezu Furore. Das
prächtige Schmuckstück stellt sich im Preise auf nicht
weniger als 2000 Frcs.

Die letzte unsere Abbildungen zeigt eine Geldbörse
aus Mattgold mit Brillanten mit ebenfalls eingesetzter
Uhr (S.340). Dieser, wie wir gesehen haben, an sich ebenfalls
nicht neue Versuch, die Taschenuhr vom unmittelbaren Zu-
sammenhang mit dem Körper zu trennen und sie mit
einem unentbehrlichen Gebrauchsgegenstand in Verbindung
zu bringen, ist jedenfalls besonders interessant. Die
Wirkung dieser eigenartigen Geldtasche, in die
natürlich nur funkelndes Gold oder schim-
merndes Silber gehört, ist ebenso eigenartig,
wie vornehm — ob aber gerade diese Mode
in der Aristokratie des Geldes weiteren Ein-
gang finden wird, bleibt abzuwarten. Reiche
Amerikanerinnen hatten übrigens schon vor
Jahren ähnliche Geldtäschchen mit Uhren
daran, doch war der Gesamteindruck dieser
Erzeugnisse, da die Uhr viel zu unvermittelt
den Maschen des Beutels eingefügt war,
kein besonders guter. Meister Leroy ver-
langt für das Geldtäschchen mit Uhr die
Kleinigkeit von 900 Frcs.
Alles in allem lässt sich sagen, dass
diese neuesten PariserVersuche, der Taschen-
uhr als Schmuckstück für die Damen zu neuer erhöhter
Bedeutung zu verhelfen, immerhin recht beachtenswert er-
scheint. Dagegen hat man noch nirgends das Experiment
gewagt, der Herrenwelt die Taschenuhr in ähnlicher Auf-
machung als Ziergegenstand anzubieten. Die Mode aber
ist launenhaft, und wer weiss, ob es nicht auch einmal
dahin kommt, dass „Saisonlöwen“ Uhren in Medaillonform
oder ähnlicher Art jedermann sichtbar zur Schau tragen.
Dr. 0. D.


Kugel-Uhr als Anhänger oder
Berloque.
Entworfen und ausgeführt von
Leroy & Co.;
Cop. Ch. Delius, Paris.

Neuheiten der englischen Goldschmiedeindustrie.
(Eigenbericht des „Journals der Goldschmiedekunst“ aus London.) (Nachdruckverboten.)

Wenngleich die Geschichte von der englischen Bankiers- schliffene Diamanten zu bezeichnen, die nicht nur vermin-
frau, die an einem ihrer Empfangsabende ihrem Diener dertem Angebot, sondern auch vor allem lebhafterer Nach-

klingelte und ihm befahl, noch ein
Perlenhalsband für sie zu holen,
weil es sie fröstelte, wohl der bos-
haften Fantasie eines Spötters ent-
sprungen sein mag, so ist sie doch
insofern „ben trovato“, als sie den
Hang zur Ueberladung trefflich
kennzeichnet, der einem grossen Teil
der englischen Damenwelt eigen ist.
Im Interesse der Industrie ist dieser
Umstand ja nicht zu beklagen, denn
gerade ihm ist es zu verdanken,
dass England in normalen Zeiten
ein so vorzüglich, lohnendes Ab-
satzgebiet für die Erzeugnisse der
Goldschmiedekunst bildet. Gegen-
wärtig liegen die Verhältnisse in-
folge der starken Depression, die
auf dem ganzen Lande lastet, indes
recht ungünstig. Immerhin machen
sich jetzt hier und da Anzeichen
bemerklich, dass das Schlimmste
überstanden ist und die unmittel-
bare Zukunft eine ausgesprochene
Besserung bringen wird. Als ein
solches, das allgemein als untrüglich
betrachtet wird, ist die jüngste
Preisbefestigung im Markt für ge-

Brillanten-Kollier
mit brillanten- und smaragdenbesetzter Uhr.
Entworfen und ausgeführt von Leroy & Co., Paris;
Cop. Charles Delius, Paris.


frage zuzuschreiben war.
Als besonders aussichtsreich be-
trachtet man in Fachkreisen Fan-
tasieschmuckwaren, die in den
letzten Jahren so grosse Wichtigkeit
erlangt haben. Zu diesen gehören
z. B. Schmuckkämme, Haar-, Hut-
und Sicherheitsnadeln, Hand-
täschchen und dergl. mehr, die
neuerdings in kostbaren Materialien
und künstlerischer Ausführung her-
gestellt werden und namentlich als
Geschenkartikel sehr beliebt sind.
Unter den neuesten Schmuckkämmen
und Haarnadeln müssen solche aus
Elfenbein oder durchsichtigem Horn
mit Gold- und Steinverzierung her-
vorgehoben werden. Die zumeist
breiten Rücken der sogenannten
Verschiebkämme sind mit feinen
Linienornamenten in Golddraht ver-
sehen, oder ein Netz aus solchem
überzieht die glatten Flächen. Ein
Elfenbeinkamm im Empiregeschmack
ist mit Goldfestons geschmückt, von
denen kleine Rosensträusse, in
Rubinsplittern ausgeführt, herab-
hängen. Zur Verzierung von Haar-
 
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