Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908
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DOI Heft:
Nr. 19
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I9o8 - ■ JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■ -«» 135
Neaurtiger stilisierter Haarkamm aus Silber (Blumenmuster)
Original-Entwurf von Alfred Oppenheim, Frankfurt a. M.
Zu unseren Abbildungen.
Nachfrage nach künstlerisch ausgearbeiteten, in geschmack-
vollen, originellen Dessins gehaltenen Hutnadeln besteht bei der
Damenwelt immer, und auch die neue Mode der Glocken- und
Amazonenhüte lässt den Gebrauch von Hutnadeln unvermeidlich
erscheinen. Das Kunstgewerbe, insbesondere die Goldschmiede-
branche, hat davon grossen Vorteil, und es ist nur begreiflich,
dass sich darum ein wahrer Wettstreit in der Einführung neuer
effektvoller Muster offenbart. Zeigt sich der Konkurrenztrieb in
dieser Richtung vornehmlich in der Anfertigung billiger Fabrikate,
so fehlt es erfreulicher Weise doch auch nicht an sehr geschickt
entworfenen Mustern in echter Arbeit, an ebenso zierlichen, wie
soliden Objekten, bei denen Wert und Güte des Materials neben
der zeichnerischen Durchbildung voll zur Geltung kommen.
Proben von Arbeiten letzterer Art stellen die auf Seite 129
wiedergegebenen Entwürfe von Hutnadeln dar, hergestellt in
oxydiertem Silber mit eingesetzten Amethysten von Hermann
Poetz in Heilbronn a. N. Das Hauptgewicht ist hier auf eine
stilvolle Einfassung des Steines, auf eine reiche Ornamentierung
der Scheibe oder des Kopfes der Nadel gelegt. Selbstverständlich
verträgt die Ausgestaltung des metallischen Teiles auch die Ver-
zierung mit anderen Steinen, vielleicht auch mit einer Perle. Die
Wirkung ist eine durchaus vornehme, ruhige; nichts Überladenes
oder Überflüssiges zeigt sich in dem Charakter dieses Schmuckes.
Von demselben Künstler stammen auch die auf unserer Kunst-
beilage dargestellten Entwürfe von modernen Weissjuwelen. Mag
man auch vielleicht hinsichtlich der Rentabilität in der Ausführung
des dort ebenfalls abgebildeten kostbaren Diadems etwas skep-
tischer Ansicht sein — derartig wertvolle und komplizierte Stücke
werden ja heute nur sehr selten noch in Bestellung gegeben —
so verdient dieses Muster wenigstens als Studienobjekt gewiss
Beachtung. Das Kollier mit seiner zierlichen Ausführung, stil-
reinen Arabeskenzeichnung ist einfacher gehalten, darum aber doch
nicht weniger effektvoll. Auch das Armband mit der originellen
Einsetzung eines farbigen Edelsteins neben zwei kleineren, das
Mittelstück bildenden Brillanten erweist sich als eine sehr an-
sprechende Arbeit. Naturgemäss überwiegen auch hier, wie bei
den Anhängern und Ringen, die Steine mit ihrem glänzenden
Schliff und sprühendem Feuer die dezent gehaltene Fassung.
Das Blumen- und Blattmotiv an dem einen Ringe ist sehr zierlich,
imposant dagegen trotz seiner Kleinheit der facettenartige Charakter
des Zierats an dem zweiten Ringe. Alles in allem verdienen
diese Poetzschen Entwürfe wegen der Sauberkeit der Ausführung
und der geschickten Verwertung wirksamer Verbindungen zwischen
Stein und Metall volle Anerkennung.
Gut stilisierte und bei aller feinen Ausführung doch durchaus
haltbare Gebrauchsgegenstände kunstgewerblicher Natur stellt die
„Orivit“, Aktiengesellschaft für Metallwaren-Fabrikation in Köln-
Braunsfeld, in reicher Mannigfaltigkeit her. Einige dieser Artikel,
die in der neuesten Zeit aus jener Offizin auf den Markt gebracht
worden sind und sich einer recht beifälligen Aufnahme erfreuen,
zeigen unsere Abbildungen auf Seite 132 allerdings in sehr ver-
kleinerter Form. Der Charakter der Arbeiten, die Gediegenheit
des zur Verwendung gelangenden Materials und die Zweckmässig-
keit des ganzen Aufbaues der einzelnen Gegenstände lassen sich
aber auch an diesen bildlichen Wiedergaben in verjüngtem Mass-
stabe deutlich wahrnehmen. Durchweg scharfe Linien, eine
gewisse Wuchtigkeit in den Formen zeigen sich namentlich,
allerdings entsprechend seiner Bestimmung, an dem Schreibzeug;
dagegen ist der grosse, mit einem Vogelmotiv versehene Wand-
teller in stark ausgeprägtem Hochrelief im Mittelstück und ge-
Im Jugendstil gehaltener
Haarkamm aus Mattsilber mit aufgesetzten Zieraten.
Original-Entwurf von Alfred Oppenheim, Frankfurt a. M.
Neaurtiger stilisierter Haarkamm aus Silber (Blumenmuster)
Original-Entwurf von Alfred Oppenheim, Frankfurt a. M.
Zu unseren Abbildungen.
Nachfrage nach künstlerisch ausgearbeiteten, in geschmack-
vollen, originellen Dessins gehaltenen Hutnadeln besteht bei der
Damenwelt immer, und auch die neue Mode der Glocken- und
Amazonenhüte lässt den Gebrauch von Hutnadeln unvermeidlich
erscheinen. Das Kunstgewerbe, insbesondere die Goldschmiede-
branche, hat davon grossen Vorteil, und es ist nur begreiflich,
dass sich darum ein wahrer Wettstreit in der Einführung neuer
effektvoller Muster offenbart. Zeigt sich der Konkurrenztrieb in
dieser Richtung vornehmlich in der Anfertigung billiger Fabrikate,
so fehlt es erfreulicher Weise doch auch nicht an sehr geschickt
entworfenen Mustern in echter Arbeit, an ebenso zierlichen, wie
soliden Objekten, bei denen Wert und Güte des Materials neben
der zeichnerischen Durchbildung voll zur Geltung kommen.
Proben von Arbeiten letzterer Art stellen die auf Seite 129
wiedergegebenen Entwürfe von Hutnadeln dar, hergestellt in
oxydiertem Silber mit eingesetzten Amethysten von Hermann
Poetz in Heilbronn a. N. Das Hauptgewicht ist hier auf eine
stilvolle Einfassung des Steines, auf eine reiche Ornamentierung
der Scheibe oder des Kopfes der Nadel gelegt. Selbstverständlich
verträgt die Ausgestaltung des metallischen Teiles auch die Ver-
zierung mit anderen Steinen, vielleicht auch mit einer Perle. Die
Wirkung ist eine durchaus vornehme, ruhige; nichts Überladenes
oder Überflüssiges zeigt sich in dem Charakter dieses Schmuckes.
Von demselben Künstler stammen auch die auf unserer Kunst-
beilage dargestellten Entwürfe von modernen Weissjuwelen. Mag
man auch vielleicht hinsichtlich der Rentabilität in der Ausführung
des dort ebenfalls abgebildeten kostbaren Diadems etwas skep-
tischer Ansicht sein — derartig wertvolle und komplizierte Stücke
werden ja heute nur sehr selten noch in Bestellung gegeben —
so verdient dieses Muster wenigstens als Studienobjekt gewiss
Beachtung. Das Kollier mit seiner zierlichen Ausführung, stil-
reinen Arabeskenzeichnung ist einfacher gehalten, darum aber doch
nicht weniger effektvoll. Auch das Armband mit der originellen
Einsetzung eines farbigen Edelsteins neben zwei kleineren, das
Mittelstück bildenden Brillanten erweist sich als eine sehr an-
sprechende Arbeit. Naturgemäss überwiegen auch hier, wie bei
den Anhängern und Ringen, die Steine mit ihrem glänzenden
Schliff und sprühendem Feuer die dezent gehaltene Fassung.
Das Blumen- und Blattmotiv an dem einen Ringe ist sehr zierlich,
imposant dagegen trotz seiner Kleinheit der facettenartige Charakter
des Zierats an dem zweiten Ringe. Alles in allem verdienen
diese Poetzschen Entwürfe wegen der Sauberkeit der Ausführung
und der geschickten Verwertung wirksamer Verbindungen zwischen
Stein und Metall volle Anerkennung.
Gut stilisierte und bei aller feinen Ausführung doch durchaus
haltbare Gebrauchsgegenstände kunstgewerblicher Natur stellt die
„Orivit“, Aktiengesellschaft für Metallwaren-Fabrikation in Köln-
Braunsfeld, in reicher Mannigfaltigkeit her. Einige dieser Artikel,
die in der neuesten Zeit aus jener Offizin auf den Markt gebracht
worden sind und sich einer recht beifälligen Aufnahme erfreuen,
zeigen unsere Abbildungen auf Seite 132 allerdings in sehr ver-
kleinerter Form. Der Charakter der Arbeiten, die Gediegenheit
des zur Verwendung gelangenden Materials und die Zweckmässig-
keit des ganzen Aufbaues der einzelnen Gegenstände lassen sich
aber auch an diesen bildlichen Wiedergaben in verjüngtem Mass-
stabe deutlich wahrnehmen. Durchweg scharfe Linien, eine
gewisse Wuchtigkeit in den Formen zeigen sich namentlich,
allerdings entsprechend seiner Bestimmung, an dem Schreibzeug;
dagegen ist der grosse, mit einem Vogelmotiv versehene Wand-
teller in stark ausgeprägtem Hochrelief im Mittelstück und ge-
Im Jugendstil gehaltener
Haarkamm aus Mattsilber mit aufgesetzten Zieraten.
Original-Entwurf von Alfred Oppenheim, Frankfurt a. M.