Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0131
DOI issue:
Nr. 15
DOI article:Indische Juweliere und Goldschmiede
DOI article:L.,M.: Finieren und Finiermittel
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« JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■-
107
1908
eigenartig ethnographi-
schem und kulturhisto-
rischem Reize, das die
heutige Goldschmiede-
kunst in Indien, über-
haupt der Handel mit
Juwelen, mit Gold,
Silber, Bronze, edlen
Steinen usw. darbietet.
Vieles des Reform-
bedürftigen zeigt sich
da, vieles aber auch,
das, innerlich berech-
tigt, den Abglanz einer
tüchtigen, künstlerisch
sowie wirtschaftlich
Strassenverkauf eines^tibetanischen Goldschmiedes
in einem Kurort am Himalaya.
leistungsfähigen Ver-
gangenheit bedeutet.
Der deutsche Export
sollte es sich in immer
höherem Grade ange-
legen sein lassen, hier
einzusetzen, ehe ihm
das Ausland das beste
Geschäft wegnimmt.
Bei einiger Anpassung
an die Sitten und
Gewohnheiten, an den
Geschmack der Bevöl-
kerung lässt sich da
zweifellos noch sehr
viel erreichen.
Finieren und Finiermittel.
Von M. L.
Eine der wichtigsten Verrichtungen des Goldschmieds
in seiner praktischen Tätigkeit ist wohl unstreitig das
saubere und gewissenhafte Fertigmachen der polierten
und gefassten Gegenstände. Wird doch durch weniger
sorgfältiges oder sogar schlechtes Finieren nicht nur
des fertigen Stückes beeinflusst, sondern
es kommt sogar oft genug vor, dass durch
eine schlecht aufgekittete Perle oder einen
nachlässig verlöteten Stift gute Kunden
verloren gehen und so unberechenbare
materielle Nachteile für den Fabrikanten
entstehen. Darum lohnt es sich wohl der
Mühe, hier einige praktische Winke über
das Finieren und seine Hilfsmittel zu geben.
In kleineren Werkstätten wird ja wohl
der Meister selbst die letzte Hand an
die bei ihm gefertigten Objekte legen.
In grösseren empfiehlt es sich, stets zum
Finieren den erfahrensten und gewissen-
haftesten Arbeiter zu verwenden. Das
erste und letzte Erfordernis bei der Tätig-
keit des Fineurs ist grösste Sauberkeit, und nur der
wird ein wirklich einwandfrei finiertes Stück abliefern,
der es von Anfang bis zu Ende nicht mit den
blossen Händen, sondern mit einem sauberen Leinen-
tuche angreift. Insbesondere muss sich die Sauberkeit
natürlich auf die zu verwendenden Lote und Lötmittel
erstrecken. Das Zinnlot bewahrt man, am besten in
feine Paillons geschnitten, in einem kleinen Porzellan-
Tuschnapf auf, in den man vorher etwas venezianischen
Terpentin getan hat. Das Näpfchen verschliesst man
in einer kleinen Blechdose. Auf diese Weise bleibt das
Zinn sicher vor der Oxydation bewahrt und ist stets
fertig zum Gebrauch. Hierbei sei jedoch bemerkt, dass
man zum Finieren von Gegenständen, die ganz aus
Platin gefertigt sind, das Terpentin nicht verwenden
kann; hier tritt das weniger saubere Lötwasser an seine
Stelle. Selbstverständlich ist es, dass vor dem Löten
die Stifte und Scharniere sauber geschabt sein müssen.
Man lötet wohl am besten, indem man den Gegenstand
über die Sparflamme der Gaslampe hält; selten ist es
nötig, das Lötro/zr anzuwenden, jedoch wird man in
einzelnen Fällen auch den Lötkolben benutzen. Später
bohrt man dann Stifte und Scharniere mit geeigneten
Fräserbohrern ab.
Ganz besonders vorsichtig müssen matte Sachen
finiert werden. Hierbei ist es zweckmässig, die Stifte
vorher auf ihre richtige Länge abzuschneiden, das
Köpfchen rundlich zu feilen und mit dem Stahl zu
polieren. Auch darf man nur ganz geringe Lotmengen
verwenden, eventuell den Stift vorher verzinnen. —
Gewisse Halbedelsteine dürfen beim Finieren unter
keinen Umständen mit der Flamme in Berührung kommen.
Sehr empfindlich sind die Opalarten, speziell Feueropal,
und Türkise. Auch bei Amethysten ist Vorsicht nötig;
diese Steine ändern schon bei geringer Hitze ihre Farbe
erheblich, sie werden dunkler, unansehnlich, nehmen
aber beim Erkalten ihre ursprüngliche Färbung wieder
an. Bevor man Perlen auf Gegenständen befestigt, lässt
man letztere auswaschen resp. fertig nachpolieren, da
bei dem geringsten Anhaften von Fettteilen an den Perl-
buckeln oder Stiften die Perlen niemals sicher festzu-
bringen sind. Die Reste des Terpentins entfernt man
am sichersten durch Auswaschen mit Benzin. Heisses
Wasser mit Salmiak bewirkt keine gründliche Reinigung.
Eine der wichtigsten Arbeiten des Fineurs ist das Auf-
kitten von Perlen, und man wird demselben wohl auch
immer das Bohren der Perlen übertragen. Vielfach be-
das Aussehen
z>
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eigenartig ethnographi-
schem und kulturhisto-
rischem Reize, das die
heutige Goldschmiede-
kunst in Indien, über-
haupt der Handel mit
Juwelen, mit Gold,
Silber, Bronze, edlen
Steinen usw. darbietet.
Vieles des Reform-
bedürftigen zeigt sich
da, vieles aber auch,
das, innerlich berech-
tigt, den Abglanz einer
tüchtigen, künstlerisch
sowie wirtschaftlich
Strassenverkauf eines^tibetanischen Goldschmiedes
in einem Kurort am Himalaya.
leistungsfähigen Ver-
gangenheit bedeutet.
Der deutsche Export
sollte es sich in immer
höherem Grade ange-
legen sein lassen, hier
einzusetzen, ehe ihm
das Ausland das beste
Geschäft wegnimmt.
Bei einiger Anpassung
an die Sitten und
Gewohnheiten, an den
Geschmack der Bevöl-
kerung lässt sich da
zweifellos noch sehr
viel erreichen.
Finieren und Finiermittel.
Von M. L.
Eine der wichtigsten Verrichtungen des Goldschmieds
in seiner praktischen Tätigkeit ist wohl unstreitig das
saubere und gewissenhafte Fertigmachen der polierten
und gefassten Gegenstände. Wird doch durch weniger
sorgfältiges oder sogar schlechtes Finieren nicht nur
des fertigen Stückes beeinflusst, sondern
es kommt sogar oft genug vor, dass durch
eine schlecht aufgekittete Perle oder einen
nachlässig verlöteten Stift gute Kunden
verloren gehen und so unberechenbare
materielle Nachteile für den Fabrikanten
entstehen. Darum lohnt es sich wohl der
Mühe, hier einige praktische Winke über
das Finieren und seine Hilfsmittel zu geben.
In kleineren Werkstätten wird ja wohl
der Meister selbst die letzte Hand an
die bei ihm gefertigten Objekte legen.
In grösseren empfiehlt es sich, stets zum
Finieren den erfahrensten und gewissen-
haftesten Arbeiter zu verwenden. Das
erste und letzte Erfordernis bei der Tätig-
keit des Fineurs ist grösste Sauberkeit, und nur der
wird ein wirklich einwandfrei finiertes Stück abliefern,
der es von Anfang bis zu Ende nicht mit den
blossen Händen, sondern mit einem sauberen Leinen-
tuche angreift. Insbesondere muss sich die Sauberkeit
natürlich auf die zu verwendenden Lote und Lötmittel
erstrecken. Das Zinnlot bewahrt man, am besten in
feine Paillons geschnitten, in einem kleinen Porzellan-
Tuschnapf auf, in den man vorher etwas venezianischen
Terpentin getan hat. Das Näpfchen verschliesst man
in einer kleinen Blechdose. Auf diese Weise bleibt das
Zinn sicher vor der Oxydation bewahrt und ist stets
fertig zum Gebrauch. Hierbei sei jedoch bemerkt, dass
man zum Finieren von Gegenständen, die ganz aus
Platin gefertigt sind, das Terpentin nicht verwenden
kann; hier tritt das weniger saubere Lötwasser an seine
Stelle. Selbstverständlich ist es, dass vor dem Löten
die Stifte und Scharniere sauber geschabt sein müssen.
Man lötet wohl am besten, indem man den Gegenstand
über die Sparflamme der Gaslampe hält; selten ist es
nötig, das Lötro/zr anzuwenden, jedoch wird man in
einzelnen Fällen auch den Lötkolben benutzen. Später
bohrt man dann Stifte und Scharniere mit geeigneten
Fräserbohrern ab.
Ganz besonders vorsichtig müssen matte Sachen
finiert werden. Hierbei ist es zweckmässig, die Stifte
vorher auf ihre richtige Länge abzuschneiden, das
Köpfchen rundlich zu feilen und mit dem Stahl zu
polieren. Auch darf man nur ganz geringe Lotmengen
verwenden, eventuell den Stift vorher verzinnen. —
Gewisse Halbedelsteine dürfen beim Finieren unter
keinen Umständen mit der Flamme in Berührung kommen.
Sehr empfindlich sind die Opalarten, speziell Feueropal,
und Türkise. Auch bei Amethysten ist Vorsicht nötig;
diese Steine ändern schon bei geringer Hitze ihre Farbe
erheblich, sie werden dunkler, unansehnlich, nehmen
aber beim Erkalten ihre ursprüngliche Färbung wieder
an. Bevor man Perlen auf Gegenständen befestigt, lässt
man letztere auswaschen resp. fertig nachpolieren, da
bei dem geringsten Anhaften von Fettteilen an den Perl-
buckeln oder Stiften die Perlen niemals sicher festzu-
bringen sind. Die Reste des Terpentins entfernt man
am sichersten durch Auswaschen mit Benzin. Heisses
Wasser mit Salmiak bewirkt keine gründliche Reinigung.
Eine der wichtigsten Arbeiten des Fineurs ist das Auf-
kitten von Perlen, und man wird demselben wohl auch
immer das Bohren der Perlen übertragen. Vielfach be-
das Aussehen
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