1908 - -■, JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST . .-- 173
Silberhochzeitsfeier des Herrn Carl Becker,
Vorsitzenden des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und Westfalen.
In einer früheren Nummer des „Journals der Goldschmiede-
kunst“ haben wir bereits von der Silberhochzeit des Herrn Hof-
juweliers Carl Becker, Köln, und seiner Gemahlin Notiz genommen.
Herr Becker, der sich auch grosse Verdienste um den Verband
Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede erworben hat,
befand sich an seinem Jubeltage in Montreux, und so konnte
die spezielle Ehrung durch seine Fachkollegen, in erster Linie
durch den von ihm seit langen Jahren geleiteten Verein der
Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und West-
falen und durch die seit 14 Jahren gleichfalls seiner umsichtigen
Führung unterstellte Kölner Juwelier-Vereinigung erst jetzt, nach
seiner Rückkehr in die Heimat, erfolgen.
Unter zahlreicher Beteiligung von nah und fern nahm die
Feier, zu der Hunderte von Glückwunschdepeschen und Gratu-
lationsschreiben, prächtige Blumenspenden usw. eingegangen
waren, einen erhebenden Verlauf.
Eröffnet wurde das Fest nach einer Begrüssung der Er-
schienenen durch nachstehende Ansprache des stellv. Vorsitzenden,
Herrn Hofjuwelier Jos. Goldschmidt, Köln, an den Jubilar:
„Sehr geehrter Herr Becker! Der Verein der Juweliere,
Gold- und Silberschmiede von Rheinland und Westfalen hat
sich die Ehre gegeben, Sie, geehrter Herr Becker, unseren
allseitig hochgeschätzten und verehrten Vorsitzenden, heute zu
einer kleinen Feier zu bitten, weil es uns allen ein Herzens-
bedürfnis ist, Ihnen unsere besten Glück- und Segenswünsche
zu Ihrer Silberhochzeit auszusprechen.
Bisher hat ein gütiges Geschick Sie und die werten
Ihrigen in sichtbarer Weise begünstigt und in bester Gesund-
heit erhalten. Es ist Ihnen vergönnt, mit Freuden auf den
Erfolg Ihrer Tätigkeit blicken, und mit berechtigtem Stolz können
Sie von sich sagen, dass Sie es verstanden haben, das von
Ihrem verstorbenen Herrn Vater im Jahre 1846 gegründete vor-
nehme Geschäft auf eine Höhe und zu einem Ansehen zu
bringen, das nicht allein von Ihren Mitbürgern, sondern auch
von allen Ihren Kollegen freudig anerkannt wird. Dies hier
zum Ausdruck zu bringen, benutze ich gern die Gelegenheit;
auch spreche ich namens der Kollegen den Wunsch aus, dass
es auch für die Zukunft so bleiben möge.
Gleichwie Ihre hochgeschätzte Frau Mutter Ihrem Herrn
Vater und später Ihnen eine hilfreiche Stütze gewesen ist,
stand auch lange Zeit Ihre sehr geehrte Frau
Gemahlin Ihnen hilfreich zur Seite. Für die
fernere Zukunft bieten sich Ihnen die schönsten
Aussichten in Ihrem bereits herangewachsenen
Sohne, der seit längerer Zeit im In- und
Ausland zu seiner Ausbildung tätig ist. Wir
wünschen Ihnen und Ihrer sehr geehrten Frau
Gemahlin, dass sie an Ihrem Sohne recht viele
Freude erleben mögen — der schönste Lohn
und die grösste Befriedigung, die Eltern zu
teil werden kann.
Nachdem Sie Ihre Vorbildung im väter-
lichen Geschäfte empfangen haben, gingen Sie
nach Bremen und später nach Paris, um Ihre
Kenntnisse zu bereichern, und konnten, aus-
gerüstet mit reichem Wissen, am 1. Oktober
1873 in das Geschäft Ihres Herrn Vaters ein-
treten, so dass Sie jetzt auf eine 35jährige
Tätigkeit zurückblicken. Möge es Ihnen be-
schieden sein, noch eine recht lange Reihe
von Jahren, zum Vorteil Ihres Geschäfts und
zu Ihrer Freude, mit derselben jugendlichen
Frische und in bester Gesundheit tätig zu
sein. Für die werten Ihrigen hegen wir gleich-
falls die besten Wünsche. Hoffen wir, dass es uns vergönnt
sei, bei Gelegenheit Ihrer goldenen Hochzeit wieder vor Ihnen
zu erscheinen, um Ihnen unsere Glückwünsche darzubringen;
— und dass dieser Wunsch in Erfüllung gehe, bitte ich Sie,
liebe Kollegen, Ihre Gläser zu füllen und mit mir auszurufen:
Unser verdienstvoller Vorsitzender und seine hochgeschätzte
Frau Gemahlin, das verehrte Jubelpaar —-hoch!“
Hierauf übergab Herr Jos. Goldschmidt das von dem Verein
der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und
Westfalen Herrn Carl Becker gewidmete Ehrengeschenk in Form
eines Tafelaufsatzes. (Vgl. die nebenstehende Abbildung.) Das
Kunstwerk, eine fein durchgeführte Arbeit des Kölner Meisters
Josef Kleefisch, weist am Unterbau drei vorzüglich getriebene
Reliefs auf, und zwar vorn das Panorama der Stadt Köln; auf
der einen Seite das „Deutsche Eck“ bei Coblenz und auf der dritten
das Denkmal an der Porta Westfalica. Daran schliessen sich
einerseits das Wappen Rheinlands, anderseits dasjenige Westfalens
an, beide in Email, und um den ganzen Sockel herum geht eine
Bordüre von Lorbeer und Rosen. Auf diesem Unterbau erhebt
sich eine Gruppe von Bergkristallen, einen Felsen bildend, auf
dem ein Leuchtturm aufragt. Um diesen herum fliesst in mäch-
tiger Brandung eine Wasserpartie. Aus den Wellen steigen der
mit Weinlaub bekränzte „Vater Rhein“ und die „Ruhr“ auf,
letztere mit dem Nackenleder des Bergmanns und mit dessen Em-
blemen, Schlägel und Eisen und Haue, versehen. Beide Gestalten
sind im Begriff, die in reichem Emailschmuck ausgeführte, an
den Felsen geheftete Tafel mit der Widmung: „Seinem verehrten
Vorsitzenden, Herrn Hofjuwelier Carl Becker, der Verein der
Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und West-
falen, 21. April 1908“, zu bekränzen. Da tritt aus dem Hinter-
gründe des Felsens ein junger Goldschmied hervor, mit dem
Goldschmiedewappen auf dem Wamms, und hält ebenfalls den
Lorbeer über die Gedenktafel.
Ernstes sowie humoristisches Beiwerk (Krätzwurm, Klammer-
buch, gläserne Anke) trägt dem Charakter der Goldschmiedefigur
Rechnung und belebt gleichzeitig die Kristallgruppe.
Der sechseckige Leuchtturm ist in fein geschliffenem Berg-
kristall in silbervergoldeter Fassung gehalten; die drei schmalen
Seiten zeigen reich emailliertes Lorbeer- und Rosenornament,
während die drei breiten Seiten, durchbrochen ausgeführt, den
Kristallkern wirkungsvoll zur Geltung
B bringen. Die Spitze des Leuchtturms ziert
eine ganz in Email ä jour gehaltene Laterne,
deren 6 Felder das Monogramm des Jubilars
und seiner Gattin, das Datum 21. 4. mit den
Jahreszahlen 1883—1908, das Kölner Wappen
und das Goldschmiedewappen zeigen. Das
rings um die Laterne laufende Geländer weist
in seinen sechs Feldern in Email die 6 sym-
bolischen Blumen: Rose, Lorbeer, Eiche, Efeu,
Distel und Vergissmeinnicht wirkungsvoll auf.
Im Innern der Laterne befindet sich eine elek-
trische Lampe, die von einer im Fusse unter-
gebrachten Batterie gespeist wird. Der Ein-
und Ausschalter ist unten am Leuchtturm in
einem Haken verborgen, an dem ein Rettungs-
ring aufgehängt ist mit der Inschrift: „Verein
der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von
Rheinland und Westfalen“. Auf der Spitze der
Laterne ragt ein Fahnenmast mitWimpel und dem
Goldschmiedespruch auf: „Frisch Borax“ und
der Jahreszahl 1908. Das Ganze ist eine hervor-
ragende Leistung moderner Goldschmiedekunst.
Der stellvertretende Vorsitzende, Herr Hof-
Drahtnetz zur Verwendung
von Silberschnipfeln.
A. Eisenrost. B. Anodenstange.
(Siehe den Artikel
Ein neues Verfahren etc.“ auf Seite 171.)
Silberhochzeitsfeier des Herrn Carl Becker,
Vorsitzenden des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und Westfalen.
In einer früheren Nummer des „Journals der Goldschmiede-
kunst“ haben wir bereits von der Silberhochzeit des Herrn Hof-
juweliers Carl Becker, Köln, und seiner Gemahlin Notiz genommen.
Herr Becker, der sich auch grosse Verdienste um den Verband
Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede erworben hat,
befand sich an seinem Jubeltage in Montreux, und so konnte
die spezielle Ehrung durch seine Fachkollegen, in erster Linie
durch den von ihm seit langen Jahren geleiteten Verein der
Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und West-
falen und durch die seit 14 Jahren gleichfalls seiner umsichtigen
Führung unterstellte Kölner Juwelier-Vereinigung erst jetzt, nach
seiner Rückkehr in die Heimat, erfolgen.
Unter zahlreicher Beteiligung von nah und fern nahm die
Feier, zu der Hunderte von Glückwunschdepeschen und Gratu-
lationsschreiben, prächtige Blumenspenden usw. eingegangen
waren, einen erhebenden Verlauf.
Eröffnet wurde das Fest nach einer Begrüssung der Er-
schienenen durch nachstehende Ansprache des stellv. Vorsitzenden,
Herrn Hofjuwelier Jos. Goldschmidt, Köln, an den Jubilar:
„Sehr geehrter Herr Becker! Der Verein der Juweliere,
Gold- und Silberschmiede von Rheinland und Westfalen hat
sich die Ehre gegeben, Sie, geehrter Herr Becker, unseren
allseitig hochgeschätzten und verehrten Vorsitzenden, heute zu
einer kleinen Feier zu bitten, weil es uns allen ein Herzens-
bedürfnis ist, Ihnen unsere besten Glück- und Segenswünsche
zu Ihrer Silberhochzeit auszusprechen.
Bisher hat ein gütiges Geschick Sie und die werten
Ihrigen in sichtbarer Weise begünstigt und in bester Gesund-
heit erhalten. Es ist Ihnen vergönnt, mit Freuden auf den
Erfolg Ihrer Tätigkeit blicken, und mit berechtigtem Stolz können
Sie von sich sagen, dass Sie es verstanden haben, das von
Ihrem verstorbenen Herrn Vater im Jahre 1846 gegründete vor-
nehme Geschäft auf eine Höhe und zu einem Ansehen zu
bringen, das nicht allein von Ihren Mitbürgern, sondern auch
von allen Ihren Kollegen freudig anerkannt wird. Dies hier
zum Ausdruck zu bringen, benutze ich gern die Gelegenheit;
auch spreche ich namens der Kollegen den Wunsch aus, dass
es auch für die Zukunft so bleiben möge.
Gleichwie Ihre hochgeschätzte Frau Mutter Ihrem Herrn
Vater und später Ihnen eine hilfreiche Stütze gewesen ist,
stand auch lange Zeit Ihre sehr geehrte Frau
Gemahlin Ihnen hilfreich zur Seite. Für die
fernere Zukunft bieten sich Ihnen die schönsten
Aussichten in Ihrem bereits herangewachsenen
Sohne, der seit längerer Zeit im In- und
Ausland zu seiner Ausbildung tätig ist. Wir
wünschen Ihnen und Ihrer sehr geehrten Frau
Gemahlin, dass sie an Ihrem Sohne recht viele
Freude erleben mögen — der schönste Lohn
und die grösste Befriedigung, die Eltern zu
teil werden kann.
Nachdem Sie Ihre Vorbildung im väter-
lichen Geschäfte empfangen haben, gingen Sie
nach Bremen und später nach Paris, um Ihre
Kenntnisse zu bereichern, und konnten, aus-
gerüstet mit reichem Wissen, am 1. Oktober
1873 in das Geschäft Ihres Herrn Vaters ein-
treten, so dass Sie jetzt auf eine 35jährige
Tätigkeit zurückblicken. Möge es Ihnen be-
schieden sein, noch eine recht lange Reihe
von Jahren, zum Vorteil Ihres Geschäfts und
zu Ihrer Freude, mit derselben jugendlichen
Frische und in bester Gesundheit tätig zu
sein. Für die werten Ihrigen hegen wir gleich-
falls die besten Wünsche. Hoffen wir, dass es uns vergönnt
sei, bei Gelegenheit Ihrer goldenen Hochzeit wieder vor Ihnen
zu erscheinen, um Ihnen unsere Glückwünsche darzubringen;
— und dass dieser Wunsch in Erfüllung gehe, bitte ich Sie,
liebe Kollegen, Ihre Gläser zu füllen und mit mir auszurufen:
Unser verdienstvoller Vorsitzender und seine hochgeschätzte
Frau Gemahlin, das verehrte Jubelpaar —-hoch!“
Hierauf übergab Herr Jos. Goldschmidt das von dem Verein
der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und
Westfalen Herrn Carl Becker gewidmete Ehrengeschenk in Form
eines Tafelaufsatzes. (Vgl. die nebenstehende Abbildung.) Das
Kunstwerk, eine fein durchgeführte Arbeit des Kölner Meisters
Josef Kleefisch, weist am Unterbau drei vorzüglich getriebene
Reliefs auf, und zwar vorn das Panorama der Stadt Köln; auf
der einen Seite das „Deutsche Eck“ bei Coblenz und auf der dritten
das Denkmal an der Porta Westfalica. Daran schliessen sich
einerseits das Wappen Rheinlands, anderseits dasjenige Westfalens
an, beide in Email, und um den ganzen Sockel herum geht eine
Bordüre von Lorbeer und Rosen. Auf diesem Unterbau erhebt
sich eine Gruppe von Bergkristallen, einen Felsen bildend, auf
dem ein Leuchtturm aufragt. Um diesen herum fliesst in mäch-
tiger Brandung eine Wasserpartie. Aus den Wellen steigen der
mit Weinlaub bekränzte „Vater Rhein“ und die „Ruhr“ auf,
letztere mit dem Nackenleder des Bergmanns und mit dessen Em-
blemen, Schlägel und Eisen und Haue, versehen. Beide Gestalten
sind im Begriff, die in reichem Emailschmuck ausgeführte, an
den Felsen geheftete Tafel mit der Widmung: „Seinem verehrten
Vorsitzenden, Herrn Hofjuwelier Carl Becker, der Verein der
Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und West-
falen, 21. April 1908“, zu bekränzen. Da tritt aus dem Hinter-
gründe des Felsens ein junger Goldschmied hervor, mit dem
Goldschmiedewappen auf dem Wamms, und hält ebenfalls den
Lorbeer über die Gedenktafel.
Ernstes sowie humoristisches Beiwerk (Krätzwurm, Klammer-
buch, gläserne Anke) trägt dem Charakter der Goldschmiedefigur
Rechnung und belebt gleichzeitig die Kristallgruppe.
Der sechseckige Leuchtturm ist in fein geschliffenem Berg-
kristall in silbervergoldeter Fassung gehalten; die drei schmalen
Seiten zeigen reich emailliertes Lorbeer- und Rosenornament,
während die drei breiten Seiten, durchbrochen ausgeführt, den
Kristallkern wirkungsvoll zur Geltung
B bringen. Die Spitze des Leuchtturms ziert
eine ganz in Email ä jour gehaltene Laterne,
deren 6 Felder das Monogramm des Jubilars
und seiner Gattin, das Datum 21. 4. mit den
Jahreszahlen 1883—1908, das Kölner Wappen
und das Goldschmiedewappen zeigen. Das
rings um die Laterne laufende Geländer weist
in seinen sechs Feldern in Email die 6 sym-
bolischen Blumen: Rose, Lorbeer, Eiche, Efeu,
Distel und Vergissmeinnicht wirkungsvoll auf.
Im Innern der Laterne befindet sich eine elek-
trische Lampe, die von einer im Fusse unter-
gebrachten Batterie gespeist wird. Der Ein-
und Ausschalter ist unten am Leuchtturm in
einem Haken verborgen, an dem ein Rettungs-
ring aufgehängt ist mit der Inschrift: „Verein
der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von
Rheinland und Westfalen“. Auf der Spitze der
Laterne ragt ein Fahnenmast mitWimpel und dem
Goldschmiedespruch auf: „Frisch Borax“ und
der Jahreszahl 1908. Das Ganze ist eine hervor-
ragende Leistung moderner Goldschmiedekunst.
Der stellvertretende Vorsitzende, Herr Hof-
Drahtnetz zur Verwendung
von Silberschnipfeln.
A. Eisenrost. B. Anodenstange.
(Siehe den Artikel
Ein neues Verfahren etc.“ auf Seite 171.)