Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908
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DOI Heft:
Nr. 51
DOI Artikel:Zur Lage des Silbermarktes
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1908 o.-—-■■ JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST j 343
Zur Lage des Silbermarktes.
Seit zwei Jahren weist der Preis für Silber
einen fast ununterbrochenen Rückgang auf. Diese
Bewegung hatte sich vor mehreren Wochen
etwas verlangsamt, ist jedoch in der letzten
Zeit wieder schärfer hervorgetreten. Die Notie-
rung für Silber an der Londoner Börse ist bis
auf 223/16 d. pro Unze Standardsilber herunter-
gegangen. Noch vor Jahresfrist wurde in London
die Unze Standardsilber mit über 27 d. bezahlt,
und vor zwei Jahren mit über 32 d. In einem
Artikel hierzu bemerkt das „B. Tgbl.“ folgendes:
Der Preissturz der letzten beiden Jahre kann
jedoch nicht auf eine Steigerung der Produktion
an Rohsilber zurückgeführt werden, denn diese
hat sich in den letzten beiden Jahren nicht
nennenswert erhöht, sondern eher noch eine
Verminderung erfahren. Die Entwertung des
weissen Metalls und insbesondere die der letzten
Wochen beruht vielmehr auf der Depression,
ANHÄNGER: stilisierte Fleder-
mäuse mit Opal-Matrix.
Weltmarkt ist, gar nicht mehr so weit von dem
tiefsten Stande entfernt, den der Silberpreis
überhaupt je eingenommen hat. Und zwar war
dies im Jahre 1903, wo an der Londoner Börse
die Unze Standardsilber nur mit 21% d. be-
wertet wurde. Auf dieses Niveau war der Preis
für Rohsilber bald langsam, bald schärfer ge-
sunken seit dem Jahre 1873, mit dem infolge
der Einführung der Goldwährung in den Haupt-
handelsländern die Demonetiesierung des Silbers
eingesetzt hatte. Bis dahin hatte sich der Welt-
marktpreis des Silbers lange Zeit über 60 d.
pro Unze Standardsilber gehalten.
Silberbericht für November 1908.
Für den verflossenen Monat haben wir einen
beträchtlichen Rückgang des Silberpreises zu
verzeichnen und vermochten auch verschiedene
die in der letzten Zeit das Wirtschaftsleben
Indiens und Ostasiens ergriffen hat. Besonders
Entwurf von Paul Beumers, Düsseldorf.
sonst günstig wirkende Momente, wie ein Kauf
der mexikanischen Regierung von 5000 Kilo
in Indien wird das Schicksal
Silber, Verschiffungen von
des Silbers entschieden. Denn
Indiens Silberbedarf ist schon
seit altersher der bedeutend-
ste der Welt. Bei den Hindu
dient das Silber nicht, wie in
den anderen Ländern derErde,
in der Hauptsache zu Umlaufs-
zwecken, sondern es wird von
den Bewohnern ;des Landes
auch in riesigen Mengen zur
Thesaurierung benutzt. Der
Hindu legt den ganzen Ertrag
seiner Ernte, soweit er ihn
nicht zur Deckung der Be-
dürfnisse des täglichen Lebens
braucht, in Silberbarren oder
Schmuckgegenständemn. Und
die so angelegten Beträge er-
reichen bei
guten Ernten
oft ungeheure
Summen. In Zeiten, wo die Silberproduktion
noch nicht in dem Masse gestiegen war wie
heutzutage, war bisweilen der Bedarf Indiens
an barem Silber grösser als die Weltpro-
duktion an dem weissen Metall überhaupt.
Geht nun in Indien das Geschäft nicht gut,
und liefert die Ernte nur einen geringen Er-
trag, so sieht sich der Hindu gezwungen,
das aufgespeicherte Silber gegen Waren um-
zutauschen und so wieder dem Weltverkehr
zuzuführen. Dadurch wird naturgemäss der
Weltmarktpreis des Silbers heruntergedrückt.
Auch gegenwärtig ist die Getreideernte Ost-
indiens nicht so reichlich ausgefallen wie in
früheren Jahren. Wenn nun auch vielleicht
noch kein Rohsilber aus Indien an den Welt-
markt gelangt, wie von einigen Seiten be-
hauptet wird, so wurde doch schon durch
die Tatsache allein, dass der Hauptkäufer
dem Weltmarkt fern bleibt, ein beträchtliches
Sinken des Silberpreises herbeigeführt. Und
gegenwärtig ist die Londoner Notierung für
Standardsilber, die ausschlaggebend für den
London für Rechnung chine-
sischer Banken infolge eines
grossen Seidengeschäftes in
China, Verladungen nachBom-
bay zu Anfang des Monats,
sowie der Ankauf von
225000 Unzen Silber seitens
des amerikanischen Schatz-
amtes, dieser rückgängigen
Bewegung keine Stütze zu
bieten. Mit 22 3/16 pence am
28. ultimo erreichten wir in
London den niedrigsten Punkt
seit dem Frühjahr 1903, wohl
hauptsächlich infolge der
regen Tätigkeit der indischen
Spekulation. Angesichts der
enormen Blankoverkäufe,'von
dieser Seite, —
man spricht
von 2 Millionen
Pfund Sterling — hat diese Gruppe das
Interesse daran, den Preis noch weiter zu
drücken, doch dürfte mit ziemlicher Gewiss-
heit eine Reaktion eintreten, sobald diese
Baissiers zum Eindecken ihrer Verkäufe
schreiten. Man wird mit weiteren Schwan-
kungen auch für die Zukunft zu rechnen
haben.
Bei den jetzigen niedrigen Preisen ist
das Angebot von Amerika nur gering ge-
wesen; dennoch sind die Bestände in
London infolge des gänzlichen Mangels
indischer Orders in letzter Zeit ziemlich
angewachsen.
Die Hamburger Notierung vom 30. ultimo
lautet auf M. 66.25 Geld gegen M. 68.50 am
gleichen Tage des Vormonats.
Sebaldsbrück, 1. Dezember 1908.
Bremer Silberwarenfabrik,
Aktiengesellschaft.
I □ □ □ □□□□□□□□!
ANHÄNGER: silbervergoldet mit
Email und römischer Münze und
anhängendem Türkis-Matrix.
Entwurf von Paul Beumers, Düsseldorf.
ANHÄNGER
in Silber mit Brillanten und Opal.
Entwurf von Paul Beumers, Düsseldorf.
ANHÄNGER: silbervergoldet
mit Email, Zier-Steinen und
antiker Gemme.
Entwurf von Paul Beumers, Düsseldorf.
Zur Lage des Silbermarktes.
Seit zwei Jahren weist der Preis für Silber
einen fast ununterbrochenen Rückgang auf. Diese
Bewegung hatte sich vor mehreren Wochen
etwas verlangsamt, ist jedoch in der letzten
Zeit wieder schärfer hervorgetreten. Die Notie-
rung für Silber an der Londoner Börse ist bis
auf 223/16 d. pro Unze Standardsilber herunter-
gegangen. Noch vor Jahresfrist wurde in London
die Unze Standardsilber mit über 27 d. bezahlt,
und vor zwei Jahren mit über 32 d. In einem
Artikel hierzu bemerkt das „B. Tgbl.“ folgendes:
Der Preissturz der letzten beiden Jahre kann
jedoch nicht auf eine Steigerung der Produktion
an Rohsilber zurückgeführt werden, denn diese
hat sich in den letzten beiden Jahren nicht
nennenswert erhöht, sondern eher noch eine
Verminderung erfahren. Die Entwertung des
weissen Metalls und insbesondere die der letzten
Wochen beruht vielmehr auf der Depression,
ANHÄNGER: stilisierte Fleder-
mäuse mit Opal-Matrix.
Weltmarkt ist, gar nicht mehr so weit von dem
tiefsten Stande entfernt, den der Silberpreis
überhaupt je eingenommen hat. Und zwar war
dies im Jahre 1903, wo an der Londoner Börse
die Unze Standardsilber nur mit 21% d. be-
wertet wurde. Auf dieses Niveau war der Preis
für Rohsilber bald langsam, bald schärfer ge-
sunken seit dem Jahre 1873, mit dem infolge
der Einführung der Goldwährung in den Haupt-
handelsländern die Demonetiesierung des Silbers
eingesetzt hatte. Bis dahin hatte sich der Welt-
marktpreis des Silbers lange Zeit über 60 d.
pro Unze Standardsilber gehalten.
Silberbericht für November 1908.
Für den verflossenen Monat haben wir einen
beträchtlichen Rückgang des Silberpreises zu
verzeichnen und vermochten auch verschiedene
die in der letzten Zeit das Wirtschaftsleben
Indiens und Ostasiens ergriffen hat. Besonders
Entwurf von Paul Beumers, Düsseldorf.
sonst günstig wirkende Momente, wie ein Kauf
der mexikanischen Regierung von 5000 Kilo
in Indien wird das Schicksal
Silber, Verschiffungen von
des Silbers entschieden. Denn
Indiens Silberbedarf ist schon
seit altersher der bedeutend-
ste der Welt. Bei den Hindu
dient das Silber nicht, wie in
den anderen Ländern derErde,
in der Hauptsache zu Umlaufs-
zwecken, sondern es wird von
den Bewohnern ;des Landes
auch in riesigen Mengen zur
Thesaurierung benutzt. Der
Hindu legt den ganzen Ertrag
seiner Ernte, soweit er ihn
nicht zur Deckung der Be-
dürfnisse des täglichen Lebens
braucht, in Silberbarren oder
Schmuckgegenständemn. Und
die so angelegten Beträge er-
reichen bei
guten Ernten
oft ungeheure
Summen. In Zeiten, wo die Silberproduktion
noch nicht in dem Masse gestiegen war wie
heutzutage, war bisweilen der Bedarf Indiens
an barem Silber grösser als die Weltpro-
duktion an dem weissen Metall überhaupt.
Geht nun in Indien das Geschäft nicht gut,
und liefert die Ernte nur einen geringen Er-
trag, so sieht sich der Hindu gezwungen,
das aufgespeicherte Silber gegen Waren um-
zutauschen und so wieder dem Weltverkehr
zuzuführen. Dadurch wird naturgemäss der
Weltmarktpreis des Silbers heruntergedrückt.
Auch gegenwärtig ist die Getreideernte Ost-
indiens nicht so reichlich ausgefallen wie in
früheren Jahren. Wenn nun auch vielleicht
noch kein Rohsilber aus Indien an den Welt-
markt gelangt, wie von einigen Seiten be-
hauptet wird, so wurde doch schon durch
die Tatsache allein, dass der Hauptkäufer
dem Weltmarkt fern bleibt, ein beträchtliches
Sinken des Silberpreises herbeigeführt. Und
gegenwärtig ist die Londoner Notierung für
Standardsilber, die ausschlaggebend für den
London für Rechnung chine-
sischer Banken infolge eines
grossen Seidengeschäftes in
China, Verladungen nachBom-
bay zu Anfang des Monats,
sowie der Ankauf von
225000 Unzen Silber seitens
des amerikanischen Schatz-
amtes, dieser rückgängigen
Bewegung keine Stütze zu
bieten. Mit 22 3/16 pence am
28. ultimo erreichten wir in
London den niedrigsten Punkt
seit dem Frühjahr 1903, wohl
hauptsächlich infolge der
regen Tätigkeit der indischen
Spekulation. Angesichts der
enormen Blankoverkäufe,'von
dieser Seite, —
man spricht
von 2 Millionen
Pfund Sterling — hat diese Gruppe das
Interesse daran, den Preis noch weiter zu
drücken, doch dürfte mit ziemlicher Gewiss-
heit eine Reaktion eintreten, sobald diese
Baissiers zum Eindecken ihrer Verkäufe
schreiten. Man wird mit weiteren Schwan-
kungen auch für die Zukunft zu rechnen
haben.
Bei den jetzigen niedrigen Preisen ist
das Angebot von Amerika nur gering ge-
wesen; dennoch sind die Bestände in
London infolge des gänzlichen Mangels
indischer Orders in letzter Zeit ziemlich
angewachsen.
Die Hamburger Notierung vom 30. ultimo
lautet auf M. 66.25 Geld gegen M. 68.50 am
gleichen Tage des Vormonats.
Sebaldsbrück, 1. Dezember 1908.
Bremer Silberwarenfabrik,
Aktiengesellschaft.
I □ □ □ □□□□□□□□!
ANHÄNGER: silbervergoldet mit
Email und römischer Münze und
anhängendem Türkis-Matrix.
Entwurf von Paul Beumers, Düsseldorf.
ANHÄNGER
in Silber mit Brillanten und Opal.
Entwurf von Paul Beumers, Düsseldorf.
ANHÄNGER: silbervergoldet
mit Email, Zier-Steinen und
antiker Gemme.
Entwurf von Paul Beumers, Düsseldorf.