Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0355
DOI issue:
Nr. 47
DOI article:Die deutsche Goldschmiedekunst und ihre Leistungen in der Gegenwart
DOI article:Galvanisches Versilbern
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0355
1908 JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■ -— 317
zwangen, so natürlich aus dem Blätter- und Ranken-
werk des Hauptstückes heraus, dass man nur
seine Freude daran haben kann. Wunderbar
fein ist die technische Seite der Ausfüh-
rung an all diesen Stücken. Uns haben
die Originale der Stüttgenschen
Juwelenarbeiten, die auf unserer
Kunstbeilage vereinigt sind,
vorgelegen, und wir gestehen,
dass selbst der gewählteste Ge-
schmack, der verwöhnteste Blick von
solchen Stücken, mit denen die deutsche
Goldschmiedekunst heute auf dem Weltmarkt
vertreten ist, befriedigt sein darf. Wir erinnern
weiter an Firmen, wie Gebr. Friedländer und
J. Werner, an Rath, Rottmanner, Föhr
sie namentlich in Pforzheim seit vielen Jahrzehnten
mit grösster Sorgfalt, mit staunenswerter Arbeits-
teilung und unter Anwendung aller Hilfsmittel
moderner Technik gepflegt wird. Auch die
Produktion von Hanau und Gmünd be-
findet sich in vorzüglicher Leistungs-
fähigkeit. Wir behalten uns vor,
in Wort und Bild demnächst
auf diese letztgenannten Dis-
ziplinen zurückzukommen. Wir kon-
statieren hier nur nochmals zusammen-
fassend: Ist die deutsche Goldschmiede-
kunst als solche auch noch nicht auf dem
Gipfel ihrer Leistungsfähigkeit angelangt, so hat
sie doch das Stadium des Darniederliegens längst
verlassen; sie befindet sich im er-
usw., die gleichfalls Vorzügliches
leisten. Wie ungemein zierlich ist
ferner der Blütenzweig von Leon-
hardt & Fiegel auf S. 318. Aus der-
SCHLEIFE mit Rubinen und Brillanten.
Modell und Ausführung von den
Hofjuwelieren Leonhardt <£ Fiegel. Berlin W.
treulichsten Aufschwünge, und von
grösster Bedeutung ist es namentlich,
dass auch der junge Nachwuchs den
anerkannt tüchtigen Meistern, echten
selben Kunstwerkstätte stammen auch
die Korsage in reichem Brillanten-
schmuck und die einfacher gehaltene
Arbeit auf dieser Seite, sowie der
Deckel eines Schmuckkastens, den
dieselbe Firma in farbenprächtigster
Ausführung nach orientalischen Mo-
tiven für einen exotischen Fürsten her-
gestellt hat ('s. nebenstehende Abbil-
dung). Effektvoll ist dieses Kunst-
produkt gewiss, und es zeugt zugleich
Künstlern von hohem Schönheits-
gefühl und hervorragend praktischem
Können, rüstig nacheifert. Auch dies
werden wir in nächster Zeit durch
zahlreiche Illustrationen einwandfrei
belegen können. Kommt das deutsche
Handwerk, besonders das deutsche
Kunstgewerbe, zu einer neuen, reichen
Entfaltung, wurzelt es wiederum fest
im Empfinden des Volkes, so darf
die deutsche Goldschmiedekunstschon
von der Anerkennung, die das deutsche
Goldschmiedegewerbe neuerdings
selbst in den fernsten Zonen findet.
Nicht anders steht es um die Aus-
bildung der Bijouteriebranche, wie
Oberseite eines in Feingold ausgeführten
Kästchens mit Brillanten und Email.
Bestimmt für einen überseeischen Fürsten.
Modelliert und ausgeführt
von den Hofjuwelieren Leonhardt & Fiegel, Berlin^W.
jetzt für sich den Ruhm in Anspruch
nehmen, an der Verwirklichung dieses
Ideals einer hoffentlich baldigen Zu-
kunft redlich das ihrige beizutragen.
Dr. 0. F. D.
Galvanisches Versilbern.
(Nachdruck verboten.)
Wenn wir an dieser Stelle vom Versilbern schreiben,
so sollen damit durchaus nicht immer neue Ratschläge
erteilt werden, denn dazu ist das galvanische Versilbern
an sich schon viel zu alt, und es gibt eine Menge Fach-
literatur (auch in unserem
Verlage) darüber Aufschluss,
wenn auch schon der Fort-
schritt der Technik täglich
neuere und genauere Berech-
nungen und Anwendungsformen
bringt. Die Zeit ist vorüber, wo
ein jeder sein erprobtes Verfahren
wie ein Geheimnis ängstlich be-
wahrte, und für einen jeden aufge-
klärten Menschen sollte diese Ge-
heimnistuerei ein überwundener Stand-
punkt sein. Wie schon erwähnt, haben
hervorragende Autoren auf dem Gebiete
der galvanischen Niederschläge in aner-
kennenswerter Weise ihre Erfahrungen zum
Teil in wissenschaftlich begründeten Abhand-
lungen in grösseren oder kleineren Werken
zu verhältnismässig billigem Preise heraus-
gegeben. Wir beschränken uns, an dieser Stelle
dass unser Artikel für viele von Interesse sein wird, ins-
besondere da die praktische Verwertung für die Anwen-
dung im Kleinbetrieb besonders geeignet sein dürfte.
Die Eigenschaften einer guten Versilberung kennzeichnen
sich durch reine weisse Farbe,
Stärke und Haltbarkeit (Dich-
tigkeit) des Niederschlags,
welcher sich durch Stahlpolitur
(Blutstein) zum Hochglanz
bringen lässt und dabei keines-
falls abblättert oder, nach dem
Fachausdruck, aufsteigen darf.
Dass letzteres nicht immer vermie-
den wird, kann man öfter an den
Erzeugnissen selbst grösserer gal-
vanischer Anstalten konstatieren. Die
Veranlassung zu dem Aufsteigen oder
Abblättern des Silberniederschlags kann
verschiedener Natur sein. Abgesehen da-
jjvon, dass eine nicht genügende Sauber-
keit in der Vorbereitung der zu versilbernden
Waren oder zuviel Cyankaliumgehalt im
Bade die Veranlassung geben könnte, ist meist
die Spannung und Stärke des zur Anwen-
nur auf die Ausübung der Versil-
berung, den Arbeitsprozess, einzu-
gehen, und wir dürfen ännehmen,
KORSAGE, mit Brillanten gefasst.
Geliefert für eine Fürstin. Modell und Ausführung von
den Hofjuwelieren Leonhardt & Fiegel, Berlin W.
düng gelangenden elektrischen
Stromes eine zu grosse. Darin aus-
führlich zu werden, würde in diesem
zwangen, so natürlich aus dem Blätter- und Ranken-
werk des Hauptstückes heraus, dass man nur
seine Freude daran haben kann. Wunderbar
fein ist die technische Seite der Ausfüh-
rung an all diesen Stücken. Uns haben
die Originale der Stüttgenschen
Juwelenarbeiten, die auf unserer
Kunstbeilage vereinigt sind,
vorgelegen, und wir gestehen,
dass selbst der gewählteste Ge-
schmack, der verwöhnteste Blick von
solchen Stücken, mit denen die deutsche
Goldschmiedekunst heute auf dem Weltmarkt
vertreten ist, befriedigt sein darf. Wir erinnern
weiter an Firmen, wie Gebr. Friedländer und
J. Werner, an Rath, Rottmanner, Föhr
sie namentlich in Pforzheim seit vielen Jahrzehnten
mit grösster Sorgfalt, mit staunenswerter Arbeits-
teilung und unter Anwendung aller Hilfsmittel
moderner Technik gepflegt wird. Auch die
Produktion von Hanau und Gmünd be-
findet sich in vorzüglicher Leistungs-
fähigkeit. Wir behalten uns vor,
in Wort und Bild demnächst
auf diese letztgenannten Dis-
ziplinen zurückzukommen. Wir kon-
statieren hier nur nochmals zusammen-
fassend: Ist die deutsche Goldschmiede-
kunst als solche auch noch nicht auf dem
Gipfel ihrer Leistungsfähigkeit angelangt, so hat
sie doch das Stadium des Darniederliegens längst
verlassen; sie befindet sich im er-
usw., die gleichfalls Vorzügliches
leisten. Wie ungemein zierlich ist
ferner der Blütenzweig von Leon-
hardt & Fiegel auf S. 318. Aus der-
SCHLEIFE mit Rubinen und Brillanten.
Modell und Ausführung von den
Hofjuwelieren Leonhardt <£ Fiegel. Berlin W.
treulichsten Aufschwünge, und von
grösster Bedeutung ist es namentlich,
dass auch der junge Nachwuchs den
anerkannt tüchtigen Meistern, echten
selben Kunstwerkstätte stammen auch
die Korsage in reichem Brillanten-
schmuck und die einfacher gehaltene
Arbeit auf dieser Seite, sowie der
Deckel eines Schmuckkastens, den
dieselbe Firma in farbenprächtigster
Ausführung nach orientalischen Mo-
tiven für einen exotischen Fürsten her-
gestellt hat ('s. nebenstehende Abbil-
dung). Effektvoll ist dieses Kunst-
produkt gewiss, und es zeugt zugleich
Künstlern von hohem Schönheits-
gefühl und hervorragend praktischem
Können, rüstig nacheifert. Auch dies
werden wir in nächster Zeit durch
zahlreiche Illustrationen einwandfrei
belegen können. Kommt das deutsche
Handwerk, besonders das deutsche
Kunstgewerbe, zu einer neuen, reichen
Entfaltung, wurzelt es wiederum fest
im Empfinden des Volkes, so darf
die deutsche Goldschmiedekunstschon
von der Anerkennung, die das deutsche
Goldschmiedegewerbe neuerdings
selbst in den fernsten Zonen findet.
Nicht anders steht es um die Aus-
bildung der Bijouteriebranche, wie
Oberseite eines in Feingold ausgeführten
Kästchens mit Brillanten und Email.
Bestimmt für einen überseeischen Fürsten.
Modelliert und ausgeführt
von den Hofjuwelieren Leonhardt & Fiegel, Berlin^W.
jetzt für sich den Ruhm in Anspruch
nehmen, an der Verwirklichung dieses
Ideals einer hoffentlich baldigen Zu-
kunft redlich das ihrige beizutragen.
Dr. 0. F. D.
Galvanisches Versilbern.
(Nachdruck verboten.)
Wenn wir an dieser Stelle vom Versilbern schreiben,
so sollen damit durchaus nicht immer neue Ratschläge
erteilt werden, denn dazu ist das galvanische Versilbern
an sich schon viel zu alt, und es gibt eine Menge Fach-
literatur (auch in unserem
Verlage) darüber Aufschluss,
wenn auch schon der Fort-
schritt der Technik täglich
neuere und genauere Berech-
nungen und Anwendungsformen
bringt. Die Zeit ist vorüber, wo
ein jeder sein erprobtes Verfahren
wie ein Geheimnis ängstlich be-
wahrte, und für einen jeden aufge-
klärten Menschen sollte diese Ge-
heimnistuerei ein überwundener Stand-
punkt sein. Wie schon erwähnt, haben
hervorragende Autoren auf dem Gebiete
der galvanischen Niederschläge in aner-
kennenswerter Weise ihre Erfahrungen zum
Teil in wissenschaftlich begründeten Abhand-
lungen in grösseren oder kleineren Werken
zu verhältnismässig billigem Preise heraus-
gegeben. Wir beschränken uns, an dieser Stelle
dass unser Artikel für viele von Interesse sein wird, ins-
besondere da die praktische Verwertung für die Anwen-
dung im Kleinbetrieb besonders geeignet sein dürfte.
Die Eigenschaften einer guten Versilberung kennzeichnen
sich durch reine weisse Farbe,
Stärke und Haltbarkeit (Dich-
tigkeit) des Niederschlags,
welcher sich durch Stahlpolitur
(Blutstein) zum Hochglanz
bringen lässt und dabei keines-
falls abblättert oder, nach dem
Fachausdruck, aufsteigen darf.
Dass letzteres nicht immer vermie-
den wird, kann man öfter an den
Erzeugnissen selbst grösserer gal-
vanischer Anstalten konstatieren. Die
Veranlassung zu dem Aufsteigen oder
Abblättern des Silberniederschlags kann
verschiedener Natur sein. Abgesehen da-
jjvon, dass eine nicht genügende Sauber-
keit in der Vorbereitung der zu versilbernden
Waren oder zuviel Cyankaliumgehalt im
Bade die Veranlassung geben könnte, ist meist
die Spannung und Stärke des zur Anwen-
nur auf die Ausübung der Versil-
berung, den Arbeitsprozess, einzu-
gehen, und wir dürfen ännehmen,
KORSAGE, mit Brillanten gefasst.
Geliefert für eine Fürstin. Modell und Ausführung von
den Hofjuwelieren Leonhardt & Fiegel, Berlin W.
düng gelangenden elektrischen
Stromes eine zu grosse. Darin aus-
führlich zu werden, würde in diesem