Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0191
DOI issue:
Nr. 25
DOI article:Vom Ausstellungswesen und deutscher Edelmatallwaren-Industrie
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Journal der Goldschmiedekunst
Dr.25
13. Juni 1908.
Inhaltsverzeichnis u. Bezugsbedingungen
befinden sich am Schlüsse des redakt. Teiles.
29
Jahrgang
Erscheint jeden Sonnabend
in zwei sich abwechselnden Ausgaben.
Amtliches Organ des Verbandes Deutscher
der Qoldschmiede-Innungen zu BERLIN, BRAUNSCHWEIG,
KOLBERG, LEIPZIG, LIEGNITZ und SCHWEIDNITZ, der
der Goldschmiede-Werkgenossenschaft BERLIN (E. G. m. b.H.),
GÖRLITZ u. STETTIN und der Vereine der Juweliere, Gold-u.
und WESTFALEN, KÖLN, MÜNCHEN, WIESBADEN,
HERIH. SCHLAG DACH?
Juweliere, Sold- und Silberschmiede,
CHEMNITZ, GERA-ALTENBURG, GLEIWITZ, GLOGAU,
Innung pfälz.Gold- u. Silberarbeiter (Sitz: NEUSTADT a.H.),
der Freien Vereinigungen der Gold- und Silberschmiede zu
Silberschmiede von BADEN, WÜRTTEMBERG, RHEINLAND
WÜRZBURG und des Regierungsbezirks FRANKFURT a. 0.
IiEIPZIG, Reichsstrasse 18-20
Nachdruck aller Artikel ohne Genehmigung der Redaktion ist verboten.
Vom Ausstellungswesen und deutscher Edelmetallwaren-Industrie.
Ohne silberne und goldene Medaillen, ohne Verdienst-
und Ehrenkreuze, Fortschrittspreise, und wie die hoch-
tönenden Bezeichnungen für die verschiedenen Grade der
Prämiierungen alle lauten, pflegt ja
heute überhaupt keine Ausstellung
zu verlaufen. Und im Hinblick auf
die Herstellung dieser schimmernden
und prunkenden Auszeichnungen, die
meist wie richtige Ordensdekorationen
im seidengefütterten Kästchen und
unter Beifügung einer mächtigen Ur-
kunde zur Verteilung kommen, mit
Rücksicht auf den an solchen Deko-
rierungsstücken dem Edelmetallge-
werbe erwachsenden Verdienst lässt
es sich nicht leugnen, dass man seitens
der Gold- und Silberschmiede, der
Graveure und Etuismacher usw. dem
modernen Ausstellungswesen sym-
pathisch gegenüber steht.
Eine gewisse Förderung nach der
künstlerischen und mindestens nach
der materiellen Richtung hin erwächst
unserer Branche eben zweifellos doch
durch die erwähnten Lieferungen.
Freilich soll man diesen Gewinn
auch nicht überschätzen, denn es ist
namentlich in den letzten Jahren, als
die Ausstellungen wie Pilze aus dem
Boden schossen, auch in der Be-
schaffenheit der Medaillen usw. vieles
Minderwertige, Geschmacklose zu
Tage gefördert worden. Die Tatsache, dass an sich im
Prämiierungswesen selbst häufig Missbräuche zu beobachten
sind, dass „wilde“ und direkte Schwindelausstellungen
gerade am meisten mit Medaillen um sich werfen, ist eine
weitere beklagenswerte Erscheinung. Kein anständiger
Geschäftsmann wird wissentlich derartige unfaire Unter-
nehmungen unterstützen. Wünschenswert freilich wäre es,
dass es den Veranstaltern solcher
Scheinausstellungen erschwert würde,
an das grosse Publikum oder einzelne
gewerbliche Kategorien mit der Ver-
heissung pompöser, technisch effekt-
voller Medaillen usw. heranzutreten.
Nicht selten allerdings, bei den „ganz
bösen“ Ausstellungen, entpuppen sich
die „Ehrenkreuze“ oder Grossen
Preise als auch materiell wertlose
Kompositionen aus Tombak, Neu-
silber, Nickel usw. Da ist schon
manch schlimmer Reinfall vorge-
kommen, aber — die Dummen werden
eben nicht alle! Solche Missbräuche
aber können es nicht verhindern,
dass man nach wie vor seitens
grosser Gruppen der Edelmetall-
branche an der Herstellung und
Lieferung ästhetisch und technisch
hervorragender Ausstellungsdekora-
tionen interessiert ist. Ja, es liesse
sich sogar sagen: je mehr Medaillen
zur Verteilung kommen, desto besser
für die Graveure, Goldschmiede usw.
Und da können eigentlich gar nicht
genug Ausstellungen, mögen sie
welchen Namen immer haben, statt-
finden.
Etwas ganz anderes ist es dagegen mit der Frage,
wie sich das gesamte Edelmetallgewerbe zum Ausstellungs-
wesen als solchen stellt, wenn die aktive Beteiligung
daran, die Vorführung von Erzeugnissen der einzelnen Be-
ZIERKAMM von G. Beaudouin in Paris.
Dr.25
13. Juni 1908.
Inhaltsverzeichnis u. Bezugsbedingungen
befinden sich am Schlüsse des redakt. Teiles.
29
Jahrgang
Erscheint jeden Sonnabend
in zwei sich abwechselnden Ausgaben.
Amtliches Organ des Verbandes Deutscher
der Qoldschmiede-Innungen zu BERLIN, BRAUNSCHWEIG,
KOLBERG, LEIPZIG, LIEGNITZ und SCHWEIDNITZ, der
der Goldschmiede-Werkgenossenschaft BERLIN (E. G. m. b.H.),
GÖRLITZ u. STETTIN und der Vereine der Juweliere, Gold-u.
und WESTFALEN, KÖLN, MÜNCHEN, WIESBADEN,
HERIH. SCHLAG DACH?
Juweliere, Sold- und Silberschmiede,
CHEMNITZ, GERA-ALTENBURG, GLEIWITZ, GLOGAU,
Innung pfälz.Gold- u. Silberarbeiter (Sitz: NEUSTADT a.H.),
der Freien Vereinigungen der Gold- und Silberschmiede zu
Silberschmiede von BADEN, WÜRTTEMBERG, RHEINLAND
WÜRZBURG und des Regierungsbezirks FRANKFURT a. 0.
IiEIPZIG, Reichsstrasse 18-20
Nachdruck aller Artikel ohne Genehmigung der Redaktion ist verboten.
Vom Ausstellungswesen und deutscher Edelmetallwaren-Industrie.
Ohne silberne und goldene Medaillen, ohne Verdienst-
und Ehrenkreuze, Fortschrittspreise, und wie die hoch-
tönenden Bezeichnungen für die verschiedenen Grade der
Prämiierungen alle lauten, pflegt ja
heute überhaupt keine Ausstellung
zu verlaufen. Und im Hinblick auf
die Herstellung dieser schimmernden
und prunkenden Auszeichnungen, die
meist wie richtige Ordensdekorationen
im seidengefütterten Kästchen und
unter Beifügung einer mächtigen Ur-
kunde zur Verteilung kommen, mit
Rücksicht auf den an solchen Deko-
rierungsstücken dem Edelmetallge-
werbe erwachsenden Verdienst lässt
es sich nicht leugnen, dass man seitens
der Gold- und Silberschmiede, der
Graveure und Etuismacher usw. dem
modernen Ausstellungswesen sym-
pathisch gegenüber steht.
Eine gewisse Förderung nach der
künstlerischen und mindestens nach
der materiellen Richtung hin erwächst
unserer Branche eben zweifellos doch
durch die erwähnten Lieferungen.
Freilich soll man diesen Gewinn
auch nicht überschätzen, denn es ist
namentlich in den letzten Jahren, als
die Ausstellungen wie Pilze aus dem
Boden schossen, auch in der Be-
schaffenheit der Medaillen usw. vieles
Minderwertige, Geschmacklose zu
Tage gefördert worden. Die Tatsache, dass an sich im
Prämiierungswesen selbst häufig Missbräuche zu beobachten
sind, dass „wilde“ und direkte Schwindelausstellungen
gerade am meisten mit Medaillen um sich werfen, ist eine
weitere beklagenswerte Erscheinung. Kein anständiger
Geschäftsmann wird wissentlich derartige unfaire Unter-
nehmungen unterstützen. Wünschenswert freilich wäre es,
dass es den Veranstaltern solcher
Scheinausstellungen erschwert würde,
an das grosse Publikum oder einzelne
gewerbliche Kategorien mit der Ver-
heissung pompöser, technisch effekt-
voller Medaillen usw. heranzutreten.
Nicht selten allerdings, bei den „ganz
bösen“ Ausstellungen, entpuppen sich
die „Ehrenkreuze“ oder Grossen
Preise als auch materiell wertlose
Kompositionen aus Tombak, Neu-
silber, Nickel usw. Da ist schon
manch schlimmer Reinfall vorge-
kommen, aber — die Dummen werden
eben nicht alle! Solche Missbräuche
aber können es nicht verhindern,
dass man nach wie vor seitens
grosser Gruppen der Edelmetall-
branche an der Herstellung und
Lieferung ästhetisch und technisch
hervorragender Ausstellungsdekora-
tionen interessiert ist. Ja, es liesse
sich sogar sagen: je mehr Medaillen
zur Verteilung kommen, desto besser
für die Graveure, Goldschmiede usw.
Und da können eigentlich gar nicht
genug Ausstellungen, mögen sie
welchen Namen immer haben, statt-
finden.
Etwas ganz anderes ist es dagegen mit der Frage,
wie sich das gesamte Edelmetallgewerbe zum Ausstellungs-
wesen als solchen stellt, wenn die aktive Beteiligung
daran, die Vorführung von Erzeugnissen der einzelnen Be-
ZIERKAMM von G. Beaudouin in Paris.