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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 1
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Einiges vom Bronzeguss
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Über Grünvergoldung
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0030

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M JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■ -

noch so wenig künstlerisch gebildet, dass jener oft in
helle Verzweiflung geriet. Er scheute nicht die in damaliger
Zeit gewiss beschwerlichen Auslandsreisen, um sich alle
Giessereien anzusehen, bevor er seine grossen Bronze-
denkmäler in Auftrag gab, und fand schliesslich darin den
besten Ausweg, dass er seine Gipsmodelle bis auf das
Feinste glättete und ausführte, so dass sich das Ziselieren
auf die Beseitigung der rein technischen Gussmängel be-
schränken konnte.
Mit der Zeit wurde dieser Übelstand bedeutend ge-
hoben. Der wirtschaftliche Aufschwung kam und die
Bronze fand zu allerlei Kunstgegenständen reichliche Ver-
wendung. Der Sandguss erwies sich als das zur Ver-
vielfältigung geeignetste Verfahren; durch die Errichtung
der Kunstgewerbe- und Handwerkerschulen wurde den
Ziseleuren Gelegenheit geboten, sich künstlerisch auszu-
bilden, so dass wir heute Ziseleure haben, die wirklich
Künstler in ihrem Fach sind.
Die neueste Zeit hat der Bronzegiesserei grosse Auf-
gaben gestellt, die — das soll von vornherein betont
sein — glänzend gelöst werden. Das alte Wachsaus-
schmelzverfahren ist wieder aufgenommen und sichert den-
jenigen Bildhauern eine tadellose Wiedergabe ihrer Arbeiten
zu, die auf eine nicht ziselierte Oberfläche Gewicht legen.
Ist auch die Handhabung von der früheren abgewichen,
so sind doch die Resultate ganz vorzügliche. Man giesst
auch heute Werke von den grössten Dimensionen eben-
so gut, wie Werke der Kleinplastik.
Wir veranschaulichen das Wachsausschmelzverfahren

an zwei Illustrationen*) von Werken der jüngsten Zeit.
Die eine zeigt uns den Kopf des badenden Mädchens von
Max Klinger in einem für den Guss nicht benutzten Wachs-
modelles und daneben einen mittels des Wachsaus-
schmelzverfahrens erstellten Bronzeguss der Büste des
Luzifers von Max Lange. Dieser Guss zeigt augen-
scheinlich, wie das Metall in minutiöser Weise die Fein-
heiten des Wachsmodelles übernommen hat und dadurch
das Werk des Meisters in seiner ganzen Originalität
zur Geltung und Wirkung kommen lässt. Es ist dies
besonders bei einem Werke der Art des Luzifers von
grossem Werte, dessen Meister, der ehedem Arzt war,
die Kunst des Anatomen mit der des Plastikers zu einer
lebensvollen Darstellung vereinigt hat, die geradezu er-
schüttert.
Daneben steht das Sandgussverfahren in vorher nicht
gekannter Blüte und findet Verwendung nicht nur bei
allen kunstgewerblichen und rein dekorativen Arbeiten, es
werden auch figürliche Arbeiten vervielfältigt und Unikate
ausgezeichnet gegossen. Die Ziseleure haben es gelernt,
jede Arbeit ihrer Eigenart entsprechend zu behandeln und
das frühere besonders von den Franzosen gehandhabte
schablonenhafte Ziselieren ist aus den guten deutschen
Giessereien verschwunden.
In der künstlichen Patinierung haben wir alle euro-
päischen Länder überflügelt, wozu nicht wenig das Studium
der japanischen Bronzen, die als Meisterwerke der Metall-
bearbeitungskunst noch immer unerreicht dastehen, bei-
getragen hat.

Über Grünvergoldung.

Wenn es auch längst bekannt ist, dass man eine grün-
liche Vergoldung durch Zugabe von Silber zu reinem Gold
erhalten kann, ist die Verwendung einer solchen Silber-
Goldlegierung zu Schmuckgegenständen erst in allerneuester
Zeit eine grössere geworden. Gegenwärtig ist diese grün-
liche Farbe sehr beliebt und bildet eine angenehme Ab-
wechselung gegenüber der üblichen gelben Goldfarbe; sie
wird aber bei Gegenständen aus massivem Golde weniger
benutzt, als vielmehr bei vergoldeten Artikeln. Die Aera
der mattierten Flächen hat auch dazu beigetragen, dass
verschiedene schöne Exemplare von Grünvergoldung her-
vorgebracht worden sind. Die Herstellung des betreffenden
Überzuges ist keineswegs schwer.
Reines Gold besitzt eine gelbe Farbe; eine kleine
Zugabe von Silber erzeugt, wie bereits erwähnt, eine
grüne Tönung. Hieraus erklärt sich auch der grüne
Anflug fast sämtlichen Goldes, welches in alten Zeiten
zu Goldwaren verarbeitet wurde. Das Silber wurde
zum Gold hinzugefügt oder es war noch von der
Goldscheidung zurückgeblieben. Das sog. Guineen-Gold,
welches in England vor der Regierung der Königin Viktoria
zu Münzen geprägt wurde, hatte eine grünliche Färbung,
weil der betr. Goldlegierung eine geringe Menge Silber

zugesetzt wurde. Anstatt zur Goldlegierung, wie es jetzt
üblich ist, reines Kupfer zu verwenden, wurde die Hälfte
durch Silber ersetzt.
Den Grüngoldüberzug erhält man durch gleichzeitiges
Fällen des Goldes und Silbers in einem Verhältnis, welches
für die Herstellung einer Legierung von 3 Tellen Gold und
1 Teil Silber erforderlich ist. Das Niederschlagen muss in
kaltem Zustande erfolgen, da das Silber sich im heissen
Bad nicht so schnell niederschlägt. Unter „kalt“ ist ge-
wöhnliche Temperatur zu verstehen. Einige Galvaniseure
benutzen allerdings ein warmes Bad, mit welchem sie
günstige Resultate erzielen; dasselbe darf aber keineswegs
sehr heiss sein, andernfalls leidet die Farbe darunter.
Stellt man einen Überzug ausschliesslich aus Gold und
Silber her, so wird die Farbe hellgrün sein, welche man
an manchen Gegenständen bewundern kann. Wird aber
eine dunklere Färbung gewünscht, so erhält man eine
solche durch Zugabe einer geringen Menge Arsen zum
Bade; der Überzug wird dann bei weitem dunkler sein.
Man kann nun durch Hinzufügung einer grösseren oder
*) Auch die Illustrationen sind uns in liebenswürdiger Weise von der
Firma Carl B. Lorck in Leipzig zur Verfügung gestellt worden.
 
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