_a JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST -«>■ .¥3
Zu unseren Abbildungen.
In den Skulpturen der modernen Architektur und in der Monu-‘
mental-Plastik begegnet man seit längerer Zeit häufig einer Be-
handlungsweise des Materials und einer Ornamentik, die lebhaft
an die romanische Stilepoche erinnert, ohne indes bei dieser An-
leihen zu machen. In dem Figürlichen besteht dieser eigenartige
Stil in einer gröberen Materialisierung der Natur, in einer schein-
baren Versteinerung zarter Gewebe- und Zellenbildungen, während
er im Ornament in einer phantastischen Stilisierung von Natur-
formen besteht. Zwei typische Beispiele für diesen neoroma-
nischen Stil sind die in vorliegender Nummer abgebildeten Edel-
metallarbeiten des Hofjuweliers C. A. Beumers in Düsseldorf,
die besonders dartun, dass sich Silber für eine derartige kernige
Behandlung sehr eignet. Der in diesem Stil gehaltene, den sil-
bernen Tafelaufsatz krönende Löwe und die als Trapezophoren
dienenden Adler sind trotz aller Stilisierung packend lebendig
und wirken ungemein monumental und die Ornamente namentlich
der Pfeilerverknotung äusserst wirkungsvoll und harmonisch.
Wir freuen uns besonders datüber, dass wir in diesem schönen
Meisterwerk der Silberschmiedekunst ein echtes Kunsthandwerks-
Erzeugnis begrüssen können, dessen Schöpfer sich längst in der
Welt der Kunstfreunde einen verdienten Namen geschaffen hat.
Die daneben abgebildete Prunkschale bestätigt nur das Gesagte.
Eine weitere Abbildung gibt uns eine Probe aus einem neu-
artigen Vorlagewerk, das unter Mitwirkung verschiedener tüchtiger
Kräfte von Fr. Wilhelm Zimmermann in Mainz herausgegeben
wird. Dieses Werk hat sich die dankenswerte Aufgabe gestellt,
Entwürfe für Kleinsilber- und Metallwaren zu bieten und diese
auf Toilettenspiegel, Kämme, Bürsten, Messer, Tafel- und Zier-
bestecke, Gürtelschnallen, Stock- und Schirmgriffe, Taschenbügel,
Portemonnaies, Goldboxes, Feuerzeuge, Zigarren- und Zigaretten-
Dosen, Photographie-Rahmen, Kleiderknöpfe, Serviettenringe,
Becher etc. auszudehnen. Entwürfe von Gross-Silberwaren und
Kirchengeräten sollen indes prinzipiell ausgeschlossen sein. Die
vorliegenden ersten zwei Hefte der „Modernen Entwürfe für
Kleinsilber“ *) bringen eine ziemlich grosse Anzahl von Entwürfen
und diesen kann man einen künstlerischen Zug nicht absprechen.
Teilweise ist allerdings des Guten zuviel getan und ein über-
triebener Reichtum an Ornamenten entfaltet worden, der zu der
Empfindung drängt: weniger würde mehr sein. Allerdings ist
es ja jedem ausführenden Gold- und Silberschmied überlassen,
die ornamentale Ausschmückung einzuschränken, aber nicht jeder,
der sich ein derartiges Werk anschafft, ist befähigt genug, Ab-
änderungen in entsprechender Weise vornehmen zu können.
Dann raubt auch die allzusehr überladene Ornamentierung dem
Werk einen Teil der Vornehmheit in der Haltung, weshalb wir
es mit Freuden begrüssen würden, wenn der verdienstvolle Plan
dieses Werkes sich in Zukunft einer grösseren künstlerischen
Exklusivität befleissigen wollte. Die Entwürfe der gleichfalls
abgebildeten Probetafel aus dem „Schmuck-Kasten“ desselben
Herausgebers können befriedigen.
Aus der rühmlichst bekannten Kunstwerkstätte des Juweliers
und Goldschmieds Emil Lettre in Berlin stammen die beiden
originellen Goldschmiedearbejten, die zwei weitere Abbildungen
veranschaulichen. Wir haben es hier mit einem modernen eng-
lischen Geschmack zu tun, der sich eng an unseren deutschen
Biedermeierstil anlehnt. Der Handspiegel ist aus Gold ge-
schmiedet mit getriebenen Figuren und Email. Am Griff befinden
sich blaue und rote, mosaikartig gefasste Steine. Der Buch-
Einband ist in getriebenem Gold ausgeführt und am Rücken mit
Email verziert. Die eigenartig getriebenen Figuren „Ave Maria“
und „Mutter Maria mit dem Christuskind“ (nach Mabuse) sind
*) „Moderne Entwürfe für Kleinsilber“ von Fr. Wilh. Zimmermann, Mainz.
Erscheint in 6 Lieferungen pro Jahr und kostet Mk. 18.—. Ausland Mk. 21.—.
Zu beziehen durch den Verlag des „Journal der Goldschmiedekunst“. Ebenso
das von demselben Herausgeber seit 20 Jahren geschaffene Schmuck-Vorlage-
werk „Schmuck - Kasten“; jährlich 12 Lieferungen zum Abonnementspreis
von Mk. 36.—.
Porträts und trotz einer ziemlich einfachen Konturen-Behandlung
ausgezeichnet in der Wirkung. Beide Arbeiten sind bemerkens-
werte Erzeugnisse eines feinen Geschmackes und vollendeter
Technik. W.
Verschiedene Wege.
—f. Während wir in Deutschland bemüht sind, den Erzeug-
nissen unserer Kunstgewerbe gewissermassen durch Intuition eine
neue Prägung nationalen Inhaltes zu geben, geht England auf dem
Wege der Empirie vor. Mit andern Worten, wir suchen voll-
kommen neue Formen zu schaffen, jenseits des Kanals kontrolliert
man sich aber an den künstlerischen Vorbildern vergangener
Kunstepochen. Infolgedessen hat sich in den letzten Jahren in
England ein Sammelsport herausgebildet, der heute sozusagen an
der Tagesordnung ist. Das heisst, alles wird gesammelt, und
jeder sammelt, dessen Mittel es nur irgendwie erlauben. Man
wird selten eine Tageszeitung oder ein Fachblatt Englands zur
Hand nehmen, ohne nicht von dieser oder jener Sammlung alten
Porzellans, alter Gold- und Silbergeräte sowie Juwelen, alter
Gemälde und Skulpturen, alter Möbel und dergleichen zu lesen.
Der Sammelsport hat in England alle Gesellschaftsklassen er-
griffen, und wem es nicht möglich ist, echte Gegenstände alter
Zeiten zu erwerben, der begnügt sich auch mit guten Nach-
ahmungen, die aus unsern Tagen stammen. Man mag nun über
die englischen Stilarten im allgemeinen und über den Sammel-
sport im besonderen denken wie man will: darüber kann keine
Frage bestehen, dass das Stilgefühl eines Volkes durch derartige
Liebhabereien ungemein gefördert wird. Der Sammelsport setzt
ohne Zweifel ein gewisses Interesse an den künstlerischen
Schöpfungen voraus, er fördert die Entwicklung eines praktischen
Kunststudiums, sowie den kritischen Sinn der Menge, der durch
die Presse eine nicht unbeträchtliche Unterstützung erfährt. Wenn
nun auf diese Weise das gesamte englische Leben von künst-
lerischem Geschmack durchdrungen wird, so kann dies nicht ohne
den günstigsten Einfluss auf die Entwickelung seiner Kunst-
gewerbe bleiben, und in diesem Sinne ist der gegenwärtige
Sammelsport in England von nationaler Bedeutung für das eng-
lische Volk und die künftige Teilnahme Englands an dem Güter-
austausch der Welt. Von diesem Gesichtspunkte aus ist diese
Bewegung auch von uns aus der Beachtung wert.
Der Cullinan-Diamant,
das Geschenk der Buren an König Eduard, wird erst im März
dieses Jahres durch die kundige Hand des Schleifers seine
endgültige Fassung erhalten und dann erst seine Schönheit
voll entfalten. Einstweilen befindet sich der unschätzbare Edel-
stein in Scotland-Yard, dem englischen Polizeigebäude, und Tag
und Nacht wachen Geheimagenten darüber, dass das Juwel nicht
das Schicksal der Insignien des St. Patrick-Ordens teilen möge.
Nach dem Schliff, der voraussichtlich eine minutiöse monatelange
Arbeit erfordern wird, wird aus dem rohen Diamanten, der etwa
25 mal so gross ist wie der Koh-i-Noor, ein funkelndes Kleinod
von voraussichtlich 800 Karat.
Verdorbene Postwertzeichen
und mit Frankostempel versehene Formulare werden gegen un-
versehrte Wertzeichen oder gestempelte Formulare an den Post-
schaltern umgetauscht, wobei für verdorbene gestempelte For-
mulare 1 Pfennig abgerechnet wird. Verdorbene Wechselstempel-
marken und Wechselformulare werden umgetauscht, wenn der
Erstattungsanspruch spätestens nach Monatsfrist erhoben wird
und der Wertbetrag zusammen mindestens 1 Mark beträgt. Sta-
tistische Wertzeichen und Anmeldescheine können in jeder Menge
im Falle der Unbrauchbarkeit zum Umtausch gelangen. Anträge
auf Erstattung verdorbener Versicherungsmarken sind jedoch stets
an die zuständige Versicherungsanstalt zu richten.
Zu unseren Abbildungen.
In den Skulpturen der modernen Architektur und in der Monu-‘
mental-Plastik begegnet man seit längerer Zeit häufig einer Be-
handlungsweise des Materials und einer Ornamentik, die lebhaft
an die romanische Stilepoche erinnert, ohne indes bei dieser An-
leihen zu machen. In dem Figürlichen besteht dieser eigenartige
Stil in einer gröberen Materialisierung der Natur, in einer schein-
baren Versteinerung zarter Gewebe- und Zellenbildungen, während
er im Ornament in einer phantastischen Stilisierung von Natur-
formen besteht. Zwei typische Beispiele für diesen neoroma-
nischen Stil sind die in vorliegender Nummer abgebildeten Edel-
metallarbeiten des Hofjuweliers C. A. Beumers in Düsseldorf,
die besonders dartun, dass sich Silber für eine derartige kernige
Behandlung sehr eignet. Der in diesem Stil gehaltene, den sil-
bernen Tafelaufsatz krönende Löwe und die als Trapezophoren
dienenden Adler sind trotz aller Stilisierung packend lebendig
und wirken ungemein monumental und die Ornamente namentlich
der Pfeilerverknotung äusserst wirkungsvoll und harmonisch.
Wir freuen uns besonders datüber, dass wir in diesem schönen
Meisterwerk der Silberschmiedekunst ein echtes Kunsthandwerks-
Erzeugnis begrüssen können, dessen Schöpfer sich längst in der
Welt der Kunstfreunde einen verdienten Namen geschaffen hat.
Die daneben abgebildete Prunkschale bestätigt nur das Gesagte.
Eine weitere Abbildung gibt uns eine Probe aus einem neu-
artigen Vorlagewerk, das unter Mitwirkung verschiedener tüchtiger
Kräfte von Fr. Wilhelm Zimmermann in Mainz herausgegeben
wird. Dieses Werk hat sich die dankenswerte Aufgabe gestellt,
Entwürfe für Kleinsilber- und Metallwaren zu bieten und diese
auf Toilettenspiegel, Kämme, Bürsten, Messer, Tafel- und Zier-
bestecke, Gürtelschnallen, Stock- und Schirmgriffe, Taschenbügel,
Portemonnaies, Goldboxes, Feuerzeuge, Zigarren- und Zigaretten-
Dosen, Photographie-Rahmen, Kleiderknöpfe, Serviettenringe,
Becher etc. auszudehnen. Entwürfe von Gross-Silberwaren und
Kirchengeräten sollen indes prinzipiell ausgeschlossen sein. Die
vorliegenden ersten zwei Hefte der „Modernen Entwürfe für
Kleinsilber“ *) bringen eine ziemlich grosse Anzahl von Entwürfen
und diesen kann man einen künstlerischen Zug nicht absprechen.
Teilweise ist allerdings des Guten zuviel getan und ein über-
triebener Reichtum an Ornamenten entfaltet worden, der zu der
Empfindung drängt: weniger würde mehr sein. Allerdings ist
es ja jedem ausführenden Gold- und Silberschmied überlassen,
die ornamentale Ausschmückung einzuschränken, aber nicht jeder,
der sich ein derartiges Werk anschafft, ist befähigt genug, Ab-
änderungen in entsprechender Weise vornehmen zu können.
Dann raubt auch die allzusehr überladene Ornamentierung dem
Werk einen Teil der Vornehmheit in der Haltung, weshalb wir
es mit Freuden begrüssen würden, wenn der verdienstvolle Plan
dieses Werkes sich in Zukunft einer grösseren künstlerischen
Exklusivität befleissigen wollte. Die Entwürfe der gleichfalls
abgebildeten Probetafel aus dem „Schmuck-Kasten“ desselben
Herausgebers können befriedigen.
Aus der rühmlichst bekannten Kunstwerkstätte des Juweliers
und Goldschmieds Emil Lettre in Berlin stammen die beiden
originellen Goldschmiedearbejten, die zwei weitere Abbildungen
veranschaulichen. Wir haben es hier mit einem modernen eng-
lischen Geschmack zu tun, der sich eng an unseren deutschen
Biedermeierstil anlehnt. Der Handspiegel ist aus Gold ge-
schmiedet mit getriebenen Figuren und Email. Am Griff befinden
sich blaue und rote, mosaikartig gefasste Steine. Der Buch-
Einband ist in getriebenem Gold ausgeführt und am Rücken mit
Email verziert. Die eigenartig getriebenen Figuren „Ave Maria“
und „Mutter Maria mit dem Christuskind“ (nach Mabuse) sind
*) „Moderne Entwürfe für Kleinsilber“ von Fr. Wilh. Zimmermann, Mainz.
Erscheint in 6 Lieferungen pro Jahr und kostet Mk. 18.—. Ausland Mk. 21.—.
Zu beziehen durch den Verlag des „Journal der Goldschmiedekunst“. Ebenso
das von demselben Herausgeber seit 20 Jahren geschaffene Schmuck-Vorlage-
werk „Schmuck - Kasten“; jährlich 12 Lieferungen zum Abonnementspreis
von Mk. 36.—.
Porträts und trotz einer ziemlich einfachen Konturen-Behandlung
ausgezeichnet in der Wirkung. Beide Arbeiten sind bemerkens-
werte Erzeugnisse eines feinen Geschmackes und vollendeter
Technik. W.
Verschiedene Wege.
—f. Während wir in Deutschland bemüht sind, den Erzeug-
nissen unserer Kunstgewerbe gewissermassen durch Intuition eine
neue Prägung nationalen Inhaltes zu geben, geht England auf dem
Wege der Empirie vor. Mit andern Worten, wir suchen voll-
kommen neue Formen zu schaffen, jenseits des Kanals kontrolliert
man sich aber an den künstlerischen Vorbildern vergangener
Kunstepochen. Infolgedessen hat sich in den letzten Jahren in
England ein Sammelsport herausgebildet, der heute sozusagen an
der Tagesordnung ist. Das heisst, alles wird gesammelt, und
jeder sammelt, dessen Mittel es nur irgendwie erlauben. Man
wird selten eine Tageszeitung oder ein Fachblatt Englands zur
Hand nehmen, ohne nicht von dieser oder jener Sammlung alten
Porzellans, alter Gold- und Silbergeräte sowie Juwelen, alter
Gemälde und Skulpturen, alter Möbel und dergleichen zu lesen.
Der Sammelsport hat in England alle Gesellschaftsklassen er-
griffen, und wem es nicht möglich ist, echte Gegenstände alter
Zeiten zu erwerben, der begnügt sich auch mit guten Nach-
ahmungen, die aus unsern Tagen stammen. Man mag nun über
die englischen Stilarten im allgemeinen und über den Sammel-
sport im besonderen denken wie man will: darüber kann keine
Frage bestehen, dass das Stilgefühl eines Volkes durch derartige
Liebhabereien ungemein gefördert wird. Der Sammelsport setzt
ohne Zweifel ein gewisses Interesse an den künstlerischen
Schöpfungen voraus, er fördert die Entwicklung eines praktischen
Kunststudiums, sowie den kritischen Sinn der Menge, der durch
die Presse eine nicht unbeträchtliche Unterstützung erfährt. Wenn
nun auf diese Weise das gesamte englische Leben von künst-
lerischem Geschmack durchdrungen wird, so kann dies nicht ohne
den günstigsten Einfluss auf die Entwickelung seiner Kunst-
gewerbe bleiben, und in diesem Sinne ist der gegenwärtige
Sammelsport in England von nationaler Bedeutung für das eng-
lische Volk und die künftige Teilnahme Englands an dem Güter-
austausch der Welt. Von diesem Gesichtspunkte aus ist diese
Bewegung auch von uns aus der Beachtung wert.
Der Cullinan-Diamant,
das Geschenk der Buren an König Eduard, wird erst im März
dieses Jahres durch die kundige Hand des Schleifers seine
endgültige Fassung erhalten und dann erst seine Schönheit
voll entfalten. Einstweilen befindet sich der unschätzbare Edel-
stein in Scotland-Yard, dem englischen Polizeigebäude, und Tag
und Nacht wachen Geheimagenten darüber, dass das Juwel nicht
das Schicksal der Insignien des St. Patrick-Ordens teilen möge.
Nach dem Schliff, der voraussichtlich eine minutiöse monatelange
Arbeit erfordern wird, wird aus dem rohen Diamanten, der etwa
25 mal so gross ist wie der Koh-i-Noor, ein funkelndes Kleinod
von voraussichtlich 800 Karat.
Verdorbene Postwertzeichen
und mit Frankostempel versehene Formulare werden gegen un-
versehrte Wertzeichen oder gestempelte Formulare an den Post-
schaltern umgetauscht, wobei für verdorbene gestempelte For-
mulare 1 Pfennig abgerechnet wird. Verdorbene Wechselstempel-
marken und Wechselformulare werden umgetauscht, wenn der
Erstattungsanspruch spätestens nach Monatsfrist erhoben wird
und der Wertbetrag zusammen mindestens 1 Mark beträgt. Sta-
tistische Wertzeichen und Anmeldescheine können in jeder Menge
im Falle der Unbrauchbarkeit zum Umtausch gelangen. Anträge
auf Erstattung verdorbener Versicherungsmarken sind jedoch stets
an die zuständige Versicherungsanstalt zu richten.