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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 21
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Die Silberflotte des Kaisers auf der Schiffbauausstellung in Berlin
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Die neuen Lötrohre
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0176
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jiw JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ---^21

Die Silberflotte des Kaisers auf der
Schiffbau-Ausstellung in Berlin.
* Der Kaiser will sich an dem Unternehmen, das er nach
seiner Rückkehr aus dem Süden persönlich eröffnen wird, als
selbständiger Aussteller mit einer eigenen Modellsammlung von
massiv silbernen Schiffen, Jachten und gewonnenen Ehrenpreisen
beteiligen. Von den 15 silbernen Schiffsmodellen stellt jedes
einen bestimmten Seglertypus aus vergangenen Jahrhunderten
dar. Ein Wikingerboot, etwa aus dem Jahre 900 stammend, ist
das älteste und überhaupt eines der wenigen Modelle, die noch
existieren. Das Original, nach dem es gearbeitet ist, mass
2472 Meter Länge, 5 Meter Breite, hatte eine Wasserverdrängung
von 50 Tonnen, eine Segelfläche von 70 Quadratmetern und trug
80 Mann Besatzung. Das nächstälteste Modell stellt ein Nor-
mannen-Schiff aus dem 12.—13. Jahrhundert von bereits fast den
doppelten Dimensionen vor. Dann folgen eine Mittelmeer-Galeere,
eine Hansa-Kogge, ein Hamburgisches Convoy-Schiff und das
englische Kriegsschiff „Great Harry“ aus der Zeit des 13.—16.
Jahrhunderts. Uns Deutsche interessiert besonders die erste
bedeutende brandenburgisch-preussische Kriegsfregatte mit dem
für unsere damals noch nicht geringe Seemacht bezeichnenden
Namen „Kurfürst Friedrich Wilhelm zu Pferde“. Das Modell
wiegt 26Kilogramm und ist eine Widmung der Schiffbautechnischen
Gesellschaft zur Silbernen Hochzeit am 27. Februar 1906. Nicht
minder interessant ist eine Kopie von dem berühmtesten aller
Kriegsfahrzeuge aus der Seglerzeit, von Nelsons Flaggschiff
..Victory“, auf welchem der grosse Seeheld in der Schlacht bei
Trafalgar am 21. Oktober 1805 siegreich den Tod erlitt. Das
Schulschiff „Grossherzogin Elisabeth“ veranschaulicht den modernen
Seglertypus des 20. Jahrhunderts; vier weitere Modelle beziehen
sich auf die Segeljachten „Welle“, „Komet“, „Iduna“ und
...Meteor“. Ausserdem gehören noch eine chinesische Kriegs-
dschunke, vom Prinzen Heinrich geschenkt, sowie ein vorschrifts-
mässig ausgerüstetes Rettungsboot der Deutschen See-Berufs-
genossenschaft zu der Sammlung.

Die neuen Lötrohre.
So eine Bijouteriefabrik ist doch eine reine Freude
Zwar meistens nur für die reichen Leute,
Die es selbst nicht nötig haben drinnen zu sitzen
Und mit den Goldschmieden um die Wette zu schwitzen.
Für die ja ist’s doch ein reines Vergnügen
So am Ende des Jahres den Saldo zu kriegen
Und dergestalt ohne Müh’ und Beschwerden
Als Fabrikbesitzer geachtet zu werden.
Denn bleibt die Fabrik im alten Geleise
Dann entwickelt sich alles in ruhigster Weise,
Doch wehe, wenn einen der Hafer sollt’ stechen
Mit den alten Ueberlieferungen zu brechen,
Und neue Bestimmungen, neue Gesetze
Zu erlassen, in Bezug aufs Besetzen der Plätze,
Auf die Weil und das Frühstück und Zuspätekommen,
Dem wird der Erfolg ganz sicher nicht frommen.
So war man kürzlich in einer Fabrik
Mit den Lötrohren noch hinter der Neuzeit zurück,
Man bestellte drum schleunigst in Pforzheim bei Bauer
Patentlötrohre mit Schlauch, das was schlauer.
Die Montierung, so glaubte man, dauert nicht lange
Und der Betrieb der wäre bald wieder im Gange,
Darum ward der gewichtige Ausspruch getan:
„Morgen früh fangen wir erst um 7210 Uhr an“.

Truppweis’, in Rotten zu zwei’n und zu drei’n
Stellten tagsdrauf sich die Bijoutiers ein,
Wohl fünfunddreissig hat man gezählt,
Bijoutiers, denen die Arbeit noch fehlt.
Auch Poiisseusen fand man darunter,
Grosse und kleine, ganz kunterbunter,
Die sassen und kicherten, tuschelten leise,
Teils heimlich, teils offen in hämischster Weise.
Da brummte ein Goldschmied, sein Bart war wie Feuer:
„Halt’s Maul mol do hinne, mit Euerm Geseier,
Mir sein hei bestellt heud uff halwer Zehe
Unn ’s is der, waass Gott, noch kaa Letflamm ze sehe“.
Drauf krähte ein zweiter, ein kurzer und dünner,
„Hei halde se uns scheins for klaane Kinner,
Hoasse uns komme unn hoasse uns geh’,
Dass wär’ mer doch noch schenner wie schee“.
Auch noch ein dritter tat raisonnieren:
„Hei sollt’ nu emol e Exempel staduirn,
Auf, mer gihn fort jetz unn doun der mit Moasse
Su bis omm Zwelf e paar Schobbe blase“.
„Jawollche, des doun mer“, „der Hoiner hot recht“,
„Prost ahl Kameel“, „dei Idee is net schlecht“,
„Dös is a Fraid, so a holbete Moass“,
„Kinder, ick schmeisse so’n zehn bis zwölf Glass“.
„Wasch de nit saakst, da halt i au mit,
Wo hasch den’s Geld her, gewönne hascht nit“,
„Dess giht dich dreckiger Schwol goar nix aa
Sauf unn halds Maul, sunns mach ich der Baa“.
„Rohig dahinne, hei giht’s kaan Krawall,
Monie Herrn, soin mer beisammen all?
Vorwärds, jetz zeige mer mol dem Aide
Wos es hoast uns zem Beste ze halde“.
„Hoiner, dou hast in der Stadt e Logälche,
Mach dich jetz hoam unn heize doi Säälche,
Sorg’ oach for’n goude, kräftige Droppe
In errer Vertelstunn doun mer bei der hocke“.
Basst emol uff, eich hob’ e Idei
Wie wersch dann heud Middag mit errer Bardhei
„Ach wos, grinst dodruff der lange Peter,
Dei mache mer leiwer verzeh Dag schbeder.
„Oach gout, nor vorwärds, etz is gleich zehe,
Was dout doch dei Zeid su schnell eromm gehe,
Bis zwelf soins etz nor noch zwoa Stunne
Da is der jed’ Minutt gefunne“.
Gleich drauf ging es kopfüber, kopfunter
’s Kabinet hinaus und die Treppe hinunter,
Goldschmied und Finierer, Graveur, Juweliere
Die waren jetzt wie der Blitz aus der Türe.
Die Poiisseusen, die jungen und alten,
Die waren da gleichfalls nicht zu halten,
Die Stifte aber, wie man gefunden,
Die waren am allerersten drunten.
Zum „Hoiner“ zog jetzt die wilde Jagd
Unn zechte dort bis spät in die Nacht,
Nur drei Stück waren am Mittag zur Stelle,
Doch als niemand kam, verschwanden sie schnelle.
Des andern Tags um die siebente Stunde
Da stellte sich ein eine trostlose Runde,
Wirr, wüst im Kopf, auch manche im Leib,
Doch hier schweigt des Sängers Höflichkeit. Karlsberg.
 
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