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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 19
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Die Technik des Treibens und Ziselierens
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0175
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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST »

1909

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so weit über das freistehende, nach oben
gerichtete Ende des Prelleisens, dass die
abgerundete Spitze unter eine Stelle im
Becher zu liegen kommt, die er zu heben
wünscht, während er selber mit der etwa
freien Hand oder ein anderer in kurzen
Schlägen auf das Eisen nahe am Schraub-
stocke aufschlägt. Das Prelleisen wirkt nun
wie ein Hammer von innen auf die Becher-
wand und hebt Buckel heraus. Bei einiger
Übung ist schon bei dieser Arbeit eine
gewisse Modellierung möglich. Ist alles
zur Genüge herausgehoben, so wird
der Becher wieder voll Pech gegossen
und nun (nach dem Erkalten) von aussen
mit den entsprechenden Punzen bearbeitet,
das Relief fertig modelliert und der

Kollier
nung mit Bleistift genau in den Konturen aufzuzeichnen.
Darauf wird der Becher inwendig leicht mit Öl bestrichen,
damit sich das Pech beim Ausfüllen leichter überall anlegt
und später leichter daraus zu entfernen ist. Nun wird der
Becher mit Treibkitt oder Pech vollgegossen und erkalten
gelassen. Man kann auch zuerst ausfüllen und dann
zeichnen, damit die Zeichnung^beim Ausfüllen nicht ver-
wischt wird, doch ist für den Zeichner das erstere Ver-
fahren das angenehmere.
Ist der Becher erkaltet, so wird die ganze Zeichnung
dann leicht mit scharfer Stahlspitze nachgezeichnet und
möglichst gleichmässig mit dem Punzen „angeschrotet“.
Zu dieser Arbeit muss der Becher auf der Treibkugel
festgekittet oder auf einen Holzrahmen 'gelegt werden,
der gewöhnlich für den einzelnen Fall improvisiert wird.
Der Zweck ist in beiden Fällen, eine einigermassen feste
Unterlage zu haben. Nach dem Anschroten wird das
Pech wieder herausgelassen und der Becher gereinigt.

Frans Gangl Wien Grund egalisiert, mattiert oder wie es
eben gebraucht wird. Bei Gegenständen,
wie Bilder, Deckel usw., bei denen die Rückseite frei-
liegt, braucht man natürlich kein Prelleisen, sondern kann
direkt mit dem Punzen eine Art Negativ arbeiten, indem
man das Stück nach dem Anschroten einfach abkittet
die Rückseite sauber macht, dann das Stück mit der
Vorderseite auf Kitt setzt.
Sehr hoch- und reichbearbeitete Gegenstände muss
man eventuell während der Arbeit ein- oder mehrmals
ausglühen (Teller nicht). Es kommt vor, dass Stücke sich
durch das Treiben total verziehen. Das lässt sich nicht
anders als durch Glühen und Richten beseitigen. Eine
flache Platte, ein Bild u. a. glüht man und legt es glühend
mit der Rückseite auf die eiserne Richtplatte und drückt
mit einer flach abgezogenen Holzkohle darauf. Gewöhnlich
muss man das mehrmals wiederholen. Becher und der-
gleichen lassen sich leicht mit dem Holzhammer über dem
Sperrhaken (Richthorn) richten. Etwa durchgeschlagene
Stellen muss man verlöten und nachziselieren.

Das gewünschte Relief wird nun in seinen
Hauptpartien von innen heraus gehämmert,
„geprellt“. Dies geschieht mit dem Prell-
eisen. Das Prelleisen ist ein viereckiger
Stahlstab von zirka 25—30 cm Länge und
5 cm Stärke. Länge und Stärke richten sich
nach Bedarf und Zweckmässigkeit. Das eine
Ende dieses Stabes ist je nach Bedarf
grösser oder kleiner halbkugelförmig gefeilt
und wie ein krummgemachtes Fingerglied
oder ein Schürhaken nach oben gebogen,
das andere Ende etwa 4—5 cm recht-
winkelig nach unten. Dieses Ende wird im
Schraubstock festgeklemmt. Schlägt man
nun mit einem nicht zu grossen Hammer
kurz vor dem Knie des Eisens am Schraub-
stocke auf das eingespannte Eisen, so
schnellt durch den Schlag das andere frei-
stehende Ende aufwärts.


Der Arbeiter schiebt nun den Becher

Duwelenkamm

Franj Gangl, Wien
 
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