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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 19
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Zum 500 jährigen Jubiläum der Danziger Goldschmiede-Innung
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Die Technik des Treibens und Ziselierens
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0174

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156 JOURNAL DER ÜQLDSCHM1EDEKUNST 19

des deutschen Ordens entschied. Zur Aufbringung der
Kriegsentschädigung an Polen mussten alle Gebietiger
und Mitglieder des Ordens ihre sämtlichen silbernen Ge-
fässe und was sie von silbernen und goldenen Kostbar-
keiten besassen, abliefern, nachdem sie schon vorher zu
einer ebensolchen Beisteuer herangezogen worden waren.
Die Privatbesitzer mussten ebenfalls ihr Eigentum an Edel-
metall hergeben, sie wurden jedoch dafür nach einem be-
stimmten Satze entschädigt. Ebenso wurden in den Kirchen
alle heiligen Geräte, Kelche und Monstranzenweggenommen.
Nach aufsteigender Periode und langer Blütezeit blieben
auch ferner die Schicksalsschläge nicht erspart, so z. B.
1577 als Folge des Krieges mit Stephan Bathori, dem die
Stadt die Anerkennung als König von Polen verweigert hatte.
Von den berühmten alten Danziger Goldschmiede-
arbeiten haben wir eine Anzahl der schönsten Stücke in
der vorliegenden Nummer unseres „Journals“ abgebildet.

Man kann an den Kunstwerken ersehen, auf welch hoher
Stufe in früherer Zeit die Goldschmiedekunst in Danzig
gestanden hat.
Aus der grossen Anzahl der Goldschmiedemeister in
früheren Jahrhunderten lässt sich auch darauf schliessen,
dass der Kunstsinn und das Kunstbedürfnis in Danzig
sehr stark entwickelt war. Heute sind noch einige Gold-
schmiedefamilien in Danzig ansässig (Inhaber der Firma
Moritz Stumpf & Sohn), deren Vorfahren schon vor
einem Jahrhundert dortselbst als Goldschmiedemeister ge-
wirkt haben.
Die vorstehenden Auszüge aus der Geschichte der Danziger
Goldschmiede, sowie die Abbildungen sind dem Prachtwerke
„Die Edelschmiedekunst früherer Zeiten in Preussen“ von E. v.
Czihak entnommen, das im Verlage von Karl W. Hiersemann in
Leipzig erschienen ist. Der Verlagsanstalt statten wir für die
freundliche Genehmigung sowie Überlassung der Druckstöcke zu
den Abbildungen an dieser Stelle unseren verbindlichsten Dank ab.

Carl Stumpf, tllr. 1807, tpsso, 2. Januar.


Die Techniken des Treibens und Ziselierens.

Unter Treiben von und an Metallarbeiten versteht man
eine Art von Modellieren mit Hammer und Punzen, even-
tuell nur mit dem Hammer. Man kann Figuren und Ge-
fässe aus Metall prägen, stanzen, auf der Drehbank drücken,
aber auch durch Hämmern aus dem flachen Bleche auf-
ziehen, treiben. Ein abgeschlagenes oder überhaupt ge-
schweiftes, nicht aus glattem Bleche zusammengebautes
Gefäss, das seine Formen unter der Bearbeitung mit dem
Hammer erhält, ist eine getriebene Arbeit, zum Gegensatz
von gepresster oder gedrückter. Im engeren Sinne wird
gewöhnlich nur ornamentale oder figurale Verzierung
Treibarbeit genannt
Bei jeder Art von Treibarbeit in Metall ist von Hause
aus nötig, die Dehnbarkeit des Metalls und ihre Grenzen
in Betracht zu ziehen. Ebenso die notwendigen Grenzen
in der Stärke des Metalles für die Haltbarkeit und für die
Möglichkeit der Bearbeitung.
Je nach Grösse des zu bearbeitenden Gegenstandes
nach seinem Zwecke und nach dem Charakter des zu
treibenden Musters, wird sich die Wahl für die Stärke
des zu verwendenden Gold- oder Silberbleches richten
müssen. Ist diese richtig getroffen, so ist es Sache des
Ziseleurs, dieser Stärke entsprechend zu arbeiten. Die
intime Vertrautheit des Arbeiters mit dem Metall gehört
zu den Hauptbedingungen für eine gute Arbeit. Ein
Ziseleur, der speziell auf Stahl oder Eisen zu arbeiten

eingerichtet ist, wird in keinem Falle sofort ebensogut in
Silber treiben können. Der beste Silberziseleur wird an
einer Treibarbeit in Gold ungeahnte Schwierigkeiten finden.
Denn wenngleich die Metalle in bezug auf Nachgiebigkeit
Widerstand und Hergabe wohl ähnlich sich verhalten zu-
einander, so ist in bezug auf Härte und Plastizität doch
ein sehr grosser Unterschied zwischen ihnen.
Je kleiner der Gegenstand, je zarter das Muster, um
so schwächer darf das Blech sein. Gold darf entsprechend
dünner sein als Silber. Der Punzen soll beim Treiben,
da wo er einschrotet, die Metallstärke nicht reduzieren,
sondern er soll das Metall in der Hauptsache nieder-
drücken. Dadurch unterscheidet sich das Treiben vom
Ziselieren. Beim Guss hört das Treiben auf. Der Punzen
muss schneiden oder pressen bei Bearbeitung von Ge-
gossenem, auf dem die Form bereits vorhanden und nur
das feinere Detail anzubringen oder Gusshaut zu besei-
tigen ist.
Die Arbeit des Treibens geht in folgender Weise vor
sich. Angenommen, es handelt sich darum, einen Becher
mit einem um denselben laufenden Ornament zu versehen,
so ist dieser dem Ziseleur ziemlich fertig, d. h. geschliffen
und gesotten zu übergeben. Ob Füsse und dergleichen
vorher oder nach dem Ziselieren angelötet werden, richtet
sich ganz nach der Zweckmässigkeit in jedem einzelnen
Falle. Auf das matte weisse Silber ist zuerst die Zeich-
 
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