Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0155
DOI issue:
Nr. 17
DOI article:Albrecht, Hermann: Die Tauschierkunst und ihre Nachahmungen
DOI article:Goldschmiedekunst in vorrömischer Zeit
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1909 — -.—y JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST --137
Gerade wie bei der Holzintarsia die Darstellungsmittel
zahlreicher wurden, indem man sich durch Beizen und
Färben heller Holzarten eine gewisse Buntfarbigkeit und
Vielseitigkeit der Töne verschaffte, so kam man auf dem
Wege galvanischen Ätzens und Verwendung glühenden
Sandes zu effektvollen Metalltönungen und Tauschier-
imitationen. Fabrikmässig kann man Gegenstände, die
den tauschierten ähnlich sind, dadurch herstellen, dass man
Stahlstempel, auf denen die Verzierung erhaben hervor-
ragt, mittels Fallhammer oder Presse auf gold- oder silber-
plattiertes Blech vertieft. Sodann schleift man die Ober-
fläche soweit ab, bis die vertieften Stellen wieder in der
gleichen Ebene liegen.
Eine wirkliche Kunstfertigkeit in der Herstellung echter
Tauschierarbeiten sowie in der immerhin schwierigen
venezianischen Ersatzmanier kultiviert heute eigentlich nur
noch Spanien.
Es wäre zu wünschen, dass dieser feinsinnigen, nicht
für die Allgemeinheit bestimmten Kunstgattung neue Heim-
stätten und neue Wege gewiesen würden — allerdings
braucht die „Verschönerung“ des einfachen Metalles, der
Ausgangspunkt der Intarsia, nicht soweit zu gehen, dass
man Edelgestein und Edelmetall selbst noch verschwen-
derisch schmückt, wie Kaiser Nero in das Marmorgetäfel
an der Wand künstliche Adern aus Gold einlegen liess,
um — nach der Historie des Plinius — „der mangelhaften
Natur des Gesteins nachzuhelfen“.
Goldschmiedekunst in vorrömischer Zeit.
Die Ausgrabungen in Mittelitalien und das Auffinden
der alten etrurischen Begräbnisplätze in Velci, Cervetri
und anderen Orten haben die überraschendsten Resultate
über die Höhe der Entwicklung des Kunstgewerbes der
Etrusker zutage gefördert, jenes Volksstammes, der zu den
Ureinwohnern der apenninischen Halbinsel zählt und dort
in vorrömischer Zeit eine hohe Kultur entfaltete. Etrurien
im engeren Sinne war die westliche Seite von Mittelitalien,
in östlicher Linie vom Tale des Tiber begrenzt. Die
Etrusker breiteten jedoch ihre Herrschaft über den grössten
Teil des heutigen Königreichs Italien, einerseits bis in die
Po-Ebene, andererseits über die Landschaften des Tyr-
rhenischen Meeres aus.
Obgleich der Hauptbeschäftigung nach Ackerbauer und
Kaufleute, die ihren Handel zu Land und zur See betrieben,
und den bedeutendsten Handelsvölkern des Altertums,
Griechen, Phöniziern und Karthagern, nicht nachstanden,
pflegten sie künstlerische Neigungen und die namentlich
in der Blütezeit ihrer Machtfülle (800—400 v. Chr.) her-
vortretende Vorliebe für Luxus und Schwelgerei, hat, nebst
der Entfaltung der schönen Künste auf allen Gebieten,
einer in feinsinnigen, geschmacksreichen Ausführungen
gipfelnden Kleinkunst der Goldschmiede, Elfenbein- und
Steinschneider Lebens- und Entwicklungsfähigkeit gegeben.
So wurden die Etrusker in feinen, aus Gold getriebenen
Schalen, Bechern und Tempelgeräten, in reichverzierten
Waffenstücken und schliesslich in stilvollen Schmuckgegen-
ständen und Geschmeiden aller Art die Meister der Gold-
schmiedekunst des Altertums.
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Älfona
Gerade wie bei der Holzintarsia die Darstellungsmittel
zahlreicher wurden, indem man sich durch Beizen und
Färben heller Holzarten eine gewisse Buntfarbigkeit und
Vielseitigkeit der Töne verschaffte, so kam man auf dem
Wege galvanischen Ätzens und Verwendung glühenden
Sandes zu effektvollen Metalltönungen und Tauschier-
imitationen. Fabrikmässig kann man Gegenstände, die
den tauschierten ähnlich sind, dadurch herstellen, dass man
Stahlstempel, auf denen die Verzierung erhaben hervor-
ragt, mittels Fallhammer oder Presse auf gold- oder silber-
plattiertes Blech vertieft. Sodann schleift man die Ober-
fläche soweit ab, bis die vertieften Stellen wieder in der
gleichen Ebene liegen.
Eine wirkliche Kunstfertigkeit in der Herstellung echter
Tauschierarbeiten sowie in der immerhin schwierigen
venezianischen Ersatzmanier kultiviert heute eigentlich nur
noch Spanien.
Es wäre zu wünschen, dass dieser feinsinnigen, nicht
für die Allgemeinheit bestimmten Kunstgattung neue Heim-
stätten und neue Wege gewiesen würden — allerdings
braucht die „Verschönerung“ des einfachen Metalles, der
Ausgangspunkt der Intarsia, nicht soweit zu gehen, dass
man Edelgestein und Edelmetall selbst noch verschwen-
derisch schmückt, wie Kaiser Nero in das Marmorgetäfel
an der Wand künstliche Adern aus Gold einlegen liess,
um — nach der Historie des Plinius — „der mangelhaften
Natur des Gesteins nachzuhelfen“.
Goldschmiedekunst in vorrömischer Zeit.
Die Ausgrabungen in Mittelitalien und das Auffinden
der alten etrurischen Begräbnisplätze in Velci, Cervetri
und anderen Orten haben die überraschendsten Resultate
über die Höhe der Entwicklung des Kunstgewerbes der
Etrusker zutage gefördert, jenes Volksstammes, der zu den
Ureinwohnern der apenninischen Halbinsel zählt und dort
in vorrömischer Zeit eine hohe Kultur entfaltete. Etrurien
im engeren Sinne war die westliche Seite von Mittelitalien,
in östlicher Linie vom Tale des Tiber begrenzt. Die
Etrusker breiteten jedoch ihre Herrschaft über den grössten
Teil des heutigen Königreichs Italien, einerseits bis in die
Po-Ebene, andererseits über die Landschaften des Tyr-
rhenischen Meeres aus.
Obgleich der Hauptbeschäftigung nach Ackerbauer und
Kaufleute, die ihren Handel zu Land und zur See betrieben,
und den bedeutendsten Handelsvölkern des Altertums,
Griechen, Phöniziern und Karthagern, nicht nachstanden,
pflegten sie künstlerische Neigungen und die namentlich
in der Blütezeit ihrer Machtfülle (800—400 v. Chr.) her-
vortretende Vorliebe für Luxus und Schwelgerei, hat, nebst
der Entfaltung der schönen Künste auf allen Gebieten,
einer in feinsinnigen, geschmacksreichen Ausführungen
gipfelnden Kleinkunst der Goldschmiede, Elfenbein- und
Steinschneider Lebens- und Entwicklungsfähigkeit gegeben.
So wurden die Etrusker in feinen, aus Gold getriebenen
Schalen, Bechern und Tempelgeräten, in reichverzierten
Waffenstücken und schliesslich in stilvollen Schmuckgegen-
ständen und Geschmeiden aller Art die Meister der Gold-
schmiedekunst des Altertums.
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