Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909
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DOI Heft:
Nr. 17
DOI Artikel:Die Technik des Emaillierens
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1909 _ ■ JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST 139
Die Technik des Emaillierens.
Die Mode bringt neue Techniken, lässt herrschende fast
verschwinden und halbvergessene wieder aufleben. Das
Neueste ist gewöhnlich das, was schon fast ganz vergessen
war, denn Neues, ganz Neues gibt’s nach Ben Akiba nicht.
Email ist schon etwas sehr altes. Sogar die neuere Art,
nur ganz dünn zu lasieren, ist alt, aber das Emaillieren,
die Technik, ist noch vielen unbekannt. Deshalb beschreibt
man sie in Büchern und Fachzeitschriften. In vielen Fällen
geschieht das auch recht sachlich und erschöpfend, und
dennoch wird derjenige, dem diese Arbeit ganz fremd ist,
der nur nach der Beschreibung arbeitet, an den oder jenen
Punkt kommen, wo er in der Beschreibung Lücken findet.
Einige solche Lücken auszufüllen, ist der Zweck des
folgenden. Emaille, Schmelz kommt in glasartigen Brocken
oder Körnern in den Handel; fast in allen Farben. Es
gibt äusser weiss und schwarz fast alle Schattierungen in
kommt in eine achatne Reibschale und wird zuerst von
allem Fremdartigen durch Abspülen mit destilliertem
Wasser gereinigt. Staub, besonders aber Metallstaub, ist
der grösste Feind sauberer Emaillearbeiten. Zimmer, Tisch,
Werkzeug, Kleider und Hände des Arbeitenden dürfen
nichts enthalten, was in die Emaille geraten könnte, sondern
müssen äusserst sauber sein. Man deckt, aus Rücksicht
auf die vollständige Staubfreiheit der Emaille, diese, sobald
man sie nicht eben braucht, mit einer Glasglocke zu, wie
die Uhrmacher ihre Arbeit verdecken.
Hierauf wird mit einem Stössel aus Achat der grobe
Emaillesand immer unter destilliertem Wasser gerieben
und der etwa entstehende milchige Schlamm häufig ab-
gespült, bis die geriebene Masse nicht mehr knirscht,
wenn man mit dem Stössel hindurchdrückt. Bei einiger
Aufmerksamkeit wird man bald unterscheiden lernen, wie
bunt, durchsichtig wie un-
durchsichtig. Ebenso sind für
die verschiedenen Metalle
(Gold, Silber, Kupfer, Bronze,
Messing usw.) die Emaillen
in ihren Zusammensetzungen
verschieden, auch verschieden
in der schwereren oder leich-
teren Schmelzbarkeit. Es gibt
hart- und leichtfliessende Gold-
emaillen, solche, die das Fär-
ben vertragen und solche, die
in der Farbe (Goldfarbe) ver-
derben, matt werden.
Dasselbe gilt für Silber und
Kupfer in bezug auf Leicht-
oder Schwerflüssigkeit.
Der Goldschmied, der sel-
ber emaillieren will, muss also
beim Einkauf der Emaillen an-
geben , zu welchem Zwecke
er sie zu haben wünscht,
wenn er nicht teures Lehrgeld
zahlen will.
Man zerschlägt die ge-
kauften Stücke, am besten
zwischen dickem Papier, auf
dem Amboss mit einem mitt-
leren Hammer, schüttet die
Trümmer auf einen Bogen
weisses Papier und zerdrückt
die immer noch erbsengrossen
mit der Flachzange, die man
mit den drei ersten Fingern der
linken Hand leicht umfasst,
damit nicht zu viel davon-
fliegt, zu einem grobkörnigen
Sande. Dieses grobe Pulver
Konfekfsctjale
Hofgolbsdjmieb H. Sdjönauer, Hamburg
viel abgespült werden muss.
Bei bunter, dunkler Emaille
ist das am leichtesten ersicht-
lich: die ganze Masse muss
gleichmässige Farbe haben,
es dürfen sich auf der Ober-
fläche keine weisslichen Flecke
zeigen. — Nachdem fein genug
gerieben und gut abgespült
wurde, setzt sich bei weiterem
Wasseraufgiessen die fertig
geriebene Emaille schnell in
einer fast fest erscheinenden
Masse zu Boden. Man giesst
das Wasser nun nicht ganz
ab, sondern so, dass es etwa
noch die Hälfte der Emaille
bedeckt, wenn man die Reib-
schale schief stellt. Von
dem in dieser Weise trocken
gelegten Teile aus beträgt
man die zur Aufnahme der
Emaille vorbereiteten Arbeits-
stücke. Das „Betragen“ ge-
schieht mit einer Art Spachtel,
die etwa das Aussehen
eines schmalen Ohrlöffels hat.
(Silber ist Eisen vorzuziehen.)
Man trägt etwas reichlich
Emaille auf, auch etwas über
die gegebenen Ränder hinaus,
denn die Emaille schmilzt
zusammen, wird dünner beim
Aufschmelzen. Doch ist es
besser, weniger als zu viel
aufzutragen, da die Emaille
dichter wird, wenn sie dünner
liegt. Man zieht dann mit
Die Technik des Emaillierens.
Die Mode bringt neue Techniken, lässt herrschende fast
verschwinden und halbvergessene wieder aufleben. Das
Neueste ist gewöhnlich das, was schon fast ganz vergessen
war, denn Neues, ganz Neues gibt’s nach Ben Akiba nicht.
Email ist schon etwas sehr altes. Sogar die neuere Art,
nur ganz dünn zu lasieren, ist alt, aber das Emaillieren,
die Technik, ist noch vielen unbekannt. Deshalb beschreibt
man sie in Büchern und Fachzeitschriften. In vielen Fällen
geschieht das auch recht sachlich und erschöpfend, und
dennoch wird derjenige, dem diese Arbeit ganz fremd ist,
der nur nach der Beschreibung arbeitet, an den oder jenen
Punkt kommen, wo er in der Beschreibung Lücken findet.
Einige solche Lücken auszufüllen, ist der Zweck des
folgenden. Emaille, Schmelz kommt in glasartigen Brocken
oder Körnern in den Handel; fast in allen Farben. Es
gibt äusser weiss und schwarz fast alle Schattierungen in
kommt in eine achatne Reibschale und wird zuerst von
allem Fremdartigen durch Abspülen mit destilliertem
Wasser gereinigt. Staub, besonders aber Metallstaub, ist
der grösste Feind sauberer Emaillearbeiten. Zimmer, Tisch,
Werkzeug, Kleider und Hände des Arbeitenden dürfen
nichts enthalten, was in die Emaille geraten könnte, sondern
müssen äusserst sauber sein. Man deckt, aus Rücksicht
auf die vollständige Staubfreiheit der Emaille, diese, sobald
man sie nicht eben braucht, mit einer Glasglocke zu, wie
die Uhrmacher ihre Arbeit verdecken.
Hierauf wird mit einem Stössel aus Achat der grobe
Emaillesand immer unter destilliertem Wasser gerieben
und der etwa entstehende milchige Schlamm häufig ab-
gespült, bis die geriebene Masse nicht mehr knirscht,
wenn man mit dem Stössel hindurchdrückt. Bei einiger
Aufmerksamkeit wird man bald unterscheiden lernen, wie
bunt, durchsichtig wie un-
durchsichtig. Ebenso sind für
die verschiedenen Metalle
(Gold, Silber, Kupfer, Bronze,
Messing usw.) die Emaillen
in ihren Zusammensetzungen
verschieden, auch verschieden
in der schwereren oder leich-
teren Schmelzbarkeit. Es gibt
hart- und leichtfliessende Gold-
emaillen, solche, die das Fär-
ben vertragen und solche, die
in der Farbe (Goldfarbe) ver-
derben, matt werden.
Dasselbe gilt für Silber und
Kupfer in bezug auf Leicht-
oder Schwerflüssigkeit.
Der Goldschmied, der sel-
ber emaillieren will, muss also
beim Einkauf der Emaillen an-
geben , zu welchem Zwecke
er sie zu haben wünscht,
wenn er nicht teures Lehrgeld
zahlen will.
Man zerschlägt die ge-
kauften Stücke, am besten
zwischen dickem Papier, auf
dem Amboss mit einem mitt-
leren Hammer, schüttet die
Trümmer auf einen Bogen
weisses Papier und zerdrückt
die immer noch erbsengrossen
mit der Flachzange, die man
mit den drei ersten Fingern der
linken Hand leicht umfasst,
damit nicht zu viel davon-
fliegt, zu einem grobkörnigen
Sande. Dieses grobe Pulver
Konfekfsctjale
Hofgolbsdjmieb H. Sdjönauer, Hamburg
viel abgespült werden muss.
Bei bunter, dunkler Emaille
ist das am leichtesten ersicht-
lich: die ganze Masse muss
gleichmässige Farbe haben,
es dürfen sich auf der Ober-
fläche keine weisslichen Flecke
zeigen. — Nachdem fein genug
gerieben und gut abgespült
wurde, setzt sich bei weiterem
Wasseraufgiessen die fertig
geriebene Emaille schnell in
einer fast fest erscheinenden
Masse zu Boden. Man giesst
das Wasser nun nicht ganz
ab, sondern so, dass es etwa
noch die Hälfte der Emaille
bedeckt, wenn man die Reib-
schale schief stellt. Von
dem in dieser Weise trocken
gelegten Teile aus beträgt
man die zur Aufnahme der
Emaille vorbereiteten Arbeits-
stücke. Das „Betragen“ ge-
schieht mit einer Art Spachtel,
die etwa das Aussehen
eines schmalen Ohrlöffels hat.
(Silber ist Eisen vorzuziehen.)
Man trägt etwas reichlich
Emaille auf, auch etwas über
die gegebenen Ränder hinaus,
denn die Emaille schmilzt
zusammen, wird dünner beim
Aufschmelzen. Doch ist es
besser, weniger als zu viel
aufzutragen, da die Emaille
dichter wird, wenn sie dünner
liegt. Man zieht dann mit