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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 49
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Das Gravieren von Taschenuhren
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0453

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1909

JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST

433

DAS GRAVIEREN VON TASCHENUHREN

Seit Peter Henlein in Nürnberg die Taschenuhren
erfunden hat, sind deren Verfertiger immer bestrebt
gewesen, äufzerlich dem Gehäuse, als auch selbst
Teile des Werkes durch allerhand feine Gravierungen
zu verzieren, und seien es nur Verzierungen, Schrift
oder Namenszüge in irgend einer Stilform, welche
der jeweiligen Mode
entsprechend innen
oder aufzen in mit-
unter künstlerischer
Vollendung und Auf-
fassung angebracht
wurden. Durch diese
Gravierung oder
Emaillierung der
Taschenuhr ist letz-
tere nicht nur ein
mechanischer Zeit-
messer, eine kleine
Maschine, sondern
zugleich auch ein
praktisches Schmuck-
stück geworden, wel-
ches sehr oft infolge
seiner reichen, vor-
nehmen Dekoration
und Umhüllung in
schweremGolde einen
hohen Wert repräsen-
tiert. Die Geburts-
stätte der meisten
Taschenuhren ist die
Schweiz, jedoch be-
treiben auch andere
Länder die Herstel-
lung von Taschen-
uhren mit Erfolg, wir
nennen hier Deutsch-
land (Glashütte),
Amerika, England,
Frankreich usw. Was
nun die Dekoration
der Gehäuse anlangt,
so werden diese meist
gleich in der Fabrik
graviert, wo die Uhren
selbst hergestellt werden. Durch Spezialisierung
der verschiedensten Genres sind besonders die
Schweizer in der Lage, wundervolle Effekte in
den verschiedensten Mustern zu erzielen, unter
teilweiser Zuhilfenahme von Emaille, Färben
des Goldes, Tula, Fassen von Edelsteinen oder
Malerei. Sehr viel wird auch die Guillochier- und
Schraffiermaschine zur Erhöhung dekorativer Effekte

angewandt. Ein grofzer Teil der silbernen und
goldenen Taschenuhren bleibt ganz glatt poliert, es
sind dies aber hauptsächlich bessere Uhren. Diese
werden dann gewöhnlich erst nach dem Kaufe mit
einem feinen Monogramm oder Wappen graviert,
oder das Monogramm wird in Gold oder Silber
aufgelegt und mit
feinen Schräubchen
aufgeschraubt. Diese
aufgeschraubten Mo-
nogramme sollen
ganz vorzüglich ge-
arbeitet sein. Man
trassiert sich das
Monogramm mittels
feinem Facetten-
stichel auf eine ent-
sprechend grofze und
starke Goldplatte,
welche der Wölbung
des Uhrdeckels schön
angepafzt ist, auf, und
sägt es mittels Laub-
säge sauber aus. Be-
vor man das Mono-
gramm innen schräg
verschneidet, feilt
man die äufzere Kon-
tur der Monogramm-
zeichnungschrägoder
dachartig mit ganz
feiner, halbrunder,
kleiner Clardonfeile
an. Hierauf schmirgelt
man erst mit etwas
scharfem, dann mit
Polierschmirgelpapier
diese schräg ange-
feilten Flächen nach,
indem man Schmir-
gelpapier um die-
selbe halbrunde Feile
wickelt. Auf diese
Weise hat das Mono-
gramm an den äufze-
ren Konturen keine
scharfen und spitzen Kanten, und ein Hängenbleiben
ist ausgeschlossen, auch kann man diese ge-
schmirgelten Facetten mit Hanfzwirn und Pariser
Rot sowie etwas Spiritus nachpolieren, genau so,
wie der Goldschmied ähnliche Arbeiten poliert. Die
inneren Konturen werden nun noch mittels glanz-
schneidendem breiten Flachstichel verschnitten,
und wenn es der Raum gestattet, werden auf der


PROF. PAUL HAUSTEIN: POKAL, IN SILBER GETRIEBEN
MIT STEINEN U. EMAIL. AUSGEFÜHRT IN DEN KGL.
LEHR- [UND VERSUCHSWERKSTÄTTEN STUTTGART
 
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