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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 15
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Der Diamanten-Imitationsschwindel und unsere Petition an die Reichstagskommission zur Beratung des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb
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Binhardt, Georg: Alexander Charpentier †
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0136

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„_y JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■ --M 15


Tafelaufsafj

K. K. Hof- unb Kammerjuweliere V. ITleycrs Söljne, Wien

Ministerium der Landtag mit diesen Schwindelfirmen be-
schäftigt, wobei Herr Landtagsabgeordneter Zimmermann
in ausführlicher Rede diese Unternehmen als einen „gross-
artig angelegten internationalen Schwindel sondergleichen“
bezeichnete, dem mit allen Mitteln entgegengetreten werden
müsse. Auch konnte sich die Sächsische Regierung der
gleichen Ansicht nicht verschliessen, wenn sie auch den
Bundesrat für die zuständige Stelle halte und dort bei
einer Beratung des Gesetzes über den unlauteren Wett-

bewerb die geschilderten Vorgänge zur Sprache bringen
wolle. Die Sache ist, trotzdem in der Kommission unsere
Anträge nicht berücksichtigt wurden, keineswegs hoff-
nungslos, namentlich dann nicht, wenn bei der Verhand-
lung des Reichstags in Plenum die Herren Reichstags-
abgeordneten Zimmermann und Justizrat Dr. Junck für
einen ausreichenden Schutz der Worte „Diamant, Brillant
und Juwelen“ einstehen werden, worüber wir bereits eine
entsprechende Zusage besitzen.


Alexandre Charpentier f.

Am 3. März d. J. starb im Alter von 53 Jahren Alexandre
Charpentier.
Wenn wir von dem Tode eines grossen Künstlers
hören, ist es uns immer, als sei aus der Welt ein Etwas
herausgerissen, das nie wieder kommen wird.
Wenn wir am Grabe des Genies stehen, haben wir
die Empfindung, als hätten wir etwas versäumt, als hätten
wir etwas gut zu machen, als hätten wir Abbitte zu leisten
für unser eigenes Unvermögen.
Alexandre Charpentier — der Name ist nicht nur die
Bezeichnung einer bestimmten Person, er ist für uns der
Begriff eines Höheren, Unerreichbaren, Sehnsuchtsvollen —
eines im reinsten Sinne Menschlichen.
Wie alle wirklich genialen Künstler war Charpentier
ein Bahnbrecher. Er hat uns zuerst wieder die Schön-
heit der Medaillenkunst vorgeführt. Er hat die maschinelle
Technik, in die der Einfluss Roty’s hineintrieb, übersprungen;
er zerbrach das Märchen von der Reduktionsmaschine,
mit der man in ungezählten Artikeln den Laien zu interes-

sieren verstand, und gab uns wieder die Kunst aus erster
Hand, wie sie von der künstlerischen Impression geboren
wird. Seit Charpentier wollen wir keine zehnmal durchge-
schliffenen Formen mehr; wollen wir nicht die Leistungs-
fähigkeit der Maschine geniessen, sondern wir wollen im
kleinsten Kunstwerk etwas vom Fluidum des Künstlers, wie
es sich durch seine Fingerspitzen offenbart.
Mit der Kunst der Medaille ist der Name dieses grossen
Mannes für alle Zeiten verknüpft.
Wenn auch wenig Aussicht vorhanden ist, dass diese
intime und reizvolle Kunst in unserem kulturellen Leben
jemals wieder den Rang einnehmen wird, den sie zur
Zeit der Medicäer hatte, so wird es doch immer einige
Aristokraten geben, die diese „Kunst im engsten Raume“
lieben und verstehen werden.
Die zur Zeit mit Eifer betriebene Medaillenmode hat
uns nicht viel Gutes gebracht. Es gehört zum guten Ton,
dass man diese Kunst bewundert, aber das Verständnis
und die kritische Bewertung blieb zurück.
 
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