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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 11
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Der Opal
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Die moderne Hutnadel
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0108

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a JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■

JVs 11

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nende Feuer von Troja“ erhielt, und der der Kaiserin
Josephine gehörte.
Den kostbarsten Opalschatz der Welt birgt die kaiser-
liche Schatzkammer in Wien. Unter den Steinen der Ge-
schmeidesammlung befindet sich ein Opal, der 17 Unzen wiegt.
Einige sehr hübsche Legenden sind mit der Entstehung
des Opals verknüpft. Die eine erzählt, dass der Mond
sich in die Sonne verliebt habe, ihrer Liebe entspross ein
Kind und dieses Kind war der Opal. Eine andere Legende

erzählt, dass eines Weibes Herz in einen milchweissen
Stein verschlossen wurde und dass all ihr Leiden, all
ihre Sehnsucht und all ihre Liebe durch den Stein durch-
strahlten und die Sprache ihres Herzens sprachen.
Eine Zeitlang galt der Opal sogar für den Stein der
Weisen und man glaubte, er verstehe unter gewissen Be-
dingungen sogar die Unsichtbarkeit. Leider hat er diese
Eigenschaft längst verloren, sonst würde er sicher im
Marktwerte ganz ungemein steigen.


Die moderne Hutnadel.

Unser Londoner Korrespondent schreibt uns: „Es kann
kaum Wunder nehmen, wenn vielgeplagte Ehemänner und
solche, die es werden wollen, manchmal über die Ver-
schwendungssucht der modernen Weltdame entrüstet die
Hände über dem Kopfe zusammenschlagen, denn die
Mode stellt neuerdings gar erhebliche Anforderungen an
den Geldbeutel, indem sie nicht nur ausgesuchte Eleganz
der Kleidung, sondern auch einen geradezu raffinierten
Luxus in Bezug auf die kleineren Artikel vorschreibt, die
als unentbehrlich für die Vervollkommnung einer feinen
Toilette betrachtet werden. Wer hätte z. B. noch vor
zwanzig Jahren daran gedacht, 30 £ (= 600 Mk.) für eine
Hutnadel auszugeben? Wenngleich ein solcher Preis
natürlich auch noch heutzutage nicht alle Tage bezahlt
wird, so findet man doch jetzt in allen grösseren Juwelier-
läden Nadeln, die so viel, ja sogar mitunter noch mehr
kosten. Dafür sind aber auch viele der modernen Hut-
nadeln wahre Kunstwerke der Goldschmiederei, und nicht
selten werden sie mit kostbaren Steinen geschmückt, deren
Preise allein sparsam veranlagten Leuten den Atem be-
nimmt. Betrachten wir einmal einige der neuesten Hut-
nadeln, die in den Londoner Juwelierläden
verkauft werden. Da gibt es z. B. eine Nadel,
deren Kopf aus einem grossen Opal von röt-
lichem Schimmer besteht. Rings um diesen
zieht sich ein Kreis kleiner Brillanten, von
denen je drei mit einem Rubin abwechseln.
Eine andere weist eine grosse dunkle Perle
auf, die an der Ansatzstelle von fünf kleinen
Brillanten eingefasst wird. Äusserst eigen-
artig wirken Hutnadeln mit Köpfen aus ge-
schnitztem Horn, das in Gestalt von Frauen-
und Kinderköpfen oder Blumen auftritt und
nicht nur reich vergoldet, sondern auch viel-
fach mit farbigen Steinen geschmückt ist. Da

sei z. B. ein Papageienmuster erwähnt, das in durchsichtigem
Horn ausgeführt und mit winzig kleinen Perlmutterschuppen
geschmückt ist. Die Augen des Tieres bestehen aus zwei
winzigen Smaragden (was zwar nicht ganz der Natur ent-
spricht, aber sehr hübsch aussieht) und das in allen Farben
des Regenbogens schillernde Gefieder bringt namentlich
bei künstlicher Beleuchtung reizende Lichtwirkungen her-
vor. Auch Pfauen und Schmetterlinge sowie Libellen sind
für den gleichen Zweck vorzüglich geeignet, und sie re-
präsentieren in geschnitztem und steingeschmücktem Horn
wie in Emaille einige der anziehendsten Stücke der neuen,
wirklich aparten Kollektionen.
Die Wiederbelebung der Kameenmode kommt durch
verschiedene Neuheiten in Hutnadeln zum Ausdruck. Da
zeigt man zunächst die wirklichen altmodischen weissen
Kameen von ovaler oder runder Form, die auf schwarzem
Grund von einem einfachen Goldblattkranz oder einem
glatten Goldreifen eingefasst werden. Sodann gibt es
kleinere, erhaben aufliegende Schnitzereien aus hellem
Horn, Elfenbein oder Ebenholz, die sich von einem anders-
farbigen Grund abheben. Elfenbeinschnitzereien nehmen
sich auf glattem, oder durch Schraffierung
rauh gemachtem Goldfond sehr schön aus,
während Ebenholzfiguren auf Elfenbein eigen-
artig wirken. Schwarzweiss wird ja überhaupt
von der Damenmode sehr begünstigt, und
diese Hutnadeln versprechen daher gute Auf-
nahme zu finden. Auch Jetschnitzereien ver-
dienen in dieser Ausführung Beachtung, denn
sie lassen sich z. B. mit Bergkristall zu sehr
eigenartigen Hutnadelköpfen zusammenstellen.
Jetkugeln und Prismen spielen ebenfalls
eine wichtige Rolle, doch vermögen sie
sich natürlich mit den künstlerischen Schnitz-
arbeiten aus diesem Material nicht zu messen.



Wiener üuwelensüimuck
 
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