Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

DOI Heft:
Nr. 51
DOI Artikel:
Künstlich hergestellte Edelsteine
DOI Artikel:
Flohr, H.: Die kunstgewerbliche Schönheit von Etalagen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0464

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
444

JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST

Nr. 51

Herstellung der fraglichen Steine wird allerdings auch
ein natürliches Mineral zusammengeschmolzen, näm-
lich farbloser Quarz (Bergkristall), der durch Bei-
mischung verschiedener Chemikalien im flüssigen
Zustande entsprechend gefärbt wird.
In verschiedenen Laboratorien ist man jedoch
bemüht, Smaragde und Saphire in gleicher Voll-
kommenheit wissenschaftlich herzustellen, wie dieses
bei Rubinen möglich ist. Obschon auch dieses
Problem bereits im Prinzip als gelöst betrachtet
werden mufz, darf doch nicht übersehen werden,
dafz die erzielten Steine entweder nur sehr klein
oder wegen zu grofzer Trübung und schlechter Farbe
durchaus nicht schleifwürdig sind. In neuerer Zeit
hergestellte Smaragde, sogenannte „Emeraudes
soudees", sind vorläufig noch keineswegs als voll-
wertig zu betrachten, ebensowenig die vielfach offe-
rierten „Saphirs scientifiques" und rekonstruierten


Aquamarine. Die Minderwertigkeit ist durch Ein-
wirkung mit einem Ätzmittel (Glasätztinte) leicht
fest zu stellen.
Diamanten künstlich herzustellen, ist ebenfalls
schon mit Erfolg versucht worden. So wichtig dieser
Erfolg für die Wissenschaft auch sein mag, für die
gesamte Schmuckindustrie ist die Tatsache jedoch
ohne jegliche Bedeutung. Die erzielten Diamanten
sind kaum a/2 mm grofz. Die Herstellung schleif-
würdiger Steine ist, wenn überhaupt möglich, min-
destens an kolossale Maschinen und zu kostspielige
Methoden gebunden.
Auch Spinelle, Chrysolithe, Granaten und Tür-
kise sowie noch einige andere edle Mineralarten sind
verschiedentlich durch Mineralogen und Chemiker
künstlich hergestellt worden. Infolge der hohen
Kosten handelt es sich jedoch hierbei nur um inter-
essante wissenschaftliche Experimente.


DIE KUNSTGEWERBLICHE SCHÖNHEIT
VON ETALAGEN
Von H. Flohr

Man mufz häufig die Wahrnehmung machen, dafz
im Schaufenster der Juweliere und Goldschmiede
Etalagen stehen, deren Materialechtheit, Aufrichtig-
keit in der Stoffbearbeitung und Ehrlichkeit in der
Konstruktion unwahrhaftige Eigenschaften aufweisen
uhd die von kunstgewerblicher Schönheit absolut
nichts an sich haben. — Diese auf den Markt ge-
brachten Etalagen zeigen teilweise groteske, über-
ladene Formen und eine überschwengliche Linien-
führung oder geradezu stilwidrige Ornamente. Sie
ermüden das Auge des Beschauers und lenken ihn
vom Kaufen der Ware ab. Auch heute, trotzdem
das Kunstgewerbe im fortschrittlichen Sinne so
manche gute Frucht gezeitigt hat, gibt es noch
Fabriken, die dieses wilde Gewächs immer wieder
herstellen und die den Materialstil, also den
Einflufz des Materials an sich, neben der gesunden
Konstruktion noch keineswegs anerkannt haben und
berücksichtigen.
Die wahren Schönheiten der Etalagen treten zu-
nächst in ihren vornehmen Linien oder Formen und
in der Farbenzusammenstellung in die Erscheinung,
sodann in der Art und Bearbeitungsweise des
Materials.
Hierzu sind vor allem schlichte, gediegene Ent-
würfe nötig, die sachlich ruhige Formen zeigen,
die bald in einer Verjüngung, An- und Abschwellung,

in einer Biegung eine bestimmte ästhetische Ab-
sicht aussprechen und eine leichte technische Aus-
führung gewährleisten. Erst wenn sich zweckent-
sprechende Formen und mafzvolle Verzierungen
als Intarsien, Ebenholzauflagen usw. geschickt er-
gänzen, wird auch der Anblick ein vornehmer sein,
wobei die Etalagen einen würdigen Hintergrund für
die Ware bilden und das Geschäft entsprechend
repräsentieren. Sind die schönen Formen der Ent-
würfe zur Ausführung bestimmt, mufz noch eine
besonders sorgfältige Auswahl in der Farbenzu-
sammenstellung geübt werden, um eine harmonische
Wirkung zu erzielen. Die Naturfarbe des Holzes
ist immer der Hauptfaktor zur Bestimmung der
Farben des Sammet, mit dem die inneren Flächen
bezogen werden.
Vor allem ist nach dem Worte Sempers: „Das
Material schafft den Stil", die Forderung der
Materialechtheit, das edle Holz mit seinen
durchzogenen Adern, die Aufrichtigkeit in der
Stoffbearbeitung, einen guten Sammet und zu-
letzt die Ehrlichkeit in der Konstruktion zu
erfüllen.
Die benötigten Arbeitskräfte, der Tischler, Polierei
und Sammetarbeiter müssen sehr gut eingearbeitet
sein, denn von ihrer Kunstfertigkeit hängt das Ge-
lingen quantitativ und qualitativ ab.
 
Annotationen