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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 17
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Lepel, Vollrath von: Das Vorkommen des Goldes
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0162

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Das Vorkommen des Goldes.

Das Gold war schon in frühesten Zeiten der gesuchteste
Handelsartikel aller Völker. Die alttestamentarischen
jüdischen Könige, vor allem Salomo, verfügten über uner-
messliche Goldschätze, ein Beweis dafür, einen wie hohen
Wert dieses Edelmetall schon in damaliger Zeit hatte.
Aus Indien, aus dem heutigen Sibirien, aus allen Teilen
Afrikas kamen die Karawanen, um das allenthalben in
grossen Mengen gefundene Gold auf den grossen Handels-
plätzen gegen andere Artikel einzutauschen. Die persischen
Könige sassen bekanntlich auf goldenen Thronen und
trugen als Zeichen ihrer Würde die goldene Krone und
das goldene Szepter, so dass Alexander der Grosse nach
Niederwerfung der Perser hauptsächlich den Wunsch hegte,
die märchenhaften Goldquellen des Landes sein eigen
nennen zu können. Zu Zeiten der Römer war Illyrien
einer der Hauptfundorte des Goldes, man sammelte es
dort, nach alten Chroniken, scheffelweise. Auch in den
Alpen wurden schon zur römischen Kaiserzeit Goldadern
entdeckt und in heute noch sichtbaren, grossartig ange-
legten Bergwerken ausgebeutet.
Im Mittelalter liess die immense Goldproduktion nach,
der Goldreichtum vieler Länder war erschöpft. In Europa
waren es vornehmlich Böhmen und Schlesien, auch
Thüringen, welche eine Ausbeute lohnend machten. So
lieferte Goldberg in Schlesien mehr Gold als heute ganz
Europa. Nach der Entdeckung Amerikas waren es vor
allen Dingen die reichen Goldfunde in Mexiko, welche
europäische Kolonisten zur Auswanderung dorthin bewogen.
Bald darauf wurden in Peru und Brasilien umfangreiche
Goldlager entdeckt und namentlich Brasilien war ein Jahr-
hundert lang für Spanien eine schier unerschöpfliche Gold-
quelle.
Auch Australien versprach Ende des 18. Jahrhunderts
reiche Ernte. Das Goldland Kalifornien war in den letzten
Jahrzehnten in aller Munde, zu Tausenden lockte das
gleissende Metall die Glücksjäger über den Ozean. —
Aus dem Gesagten geht hervor, dass eigentlich alle Länder
der Erde mehr oder weniger goldreich waren. — Die
Arten des Vorkommens des Goldes sind nun folgende.
Das Gold wird meist gediegen in Legierungen mit Silber,
Eisen, Platin, Kupfer, Iridium und anderen Metallen ge-
funden. Man benennt es nach diesen Legierungen, und
zwar versteht man unter Elektrum mit Silber legiertes
Gold, unter Iridiumgold solches mit Iridium legiert. Mit
Kupfer legiertes Gold heisst rotes Gold, während man mit
Palladium legiertes Gold als faules Gold bezeichnet. Die
mannigfachen Arten des Vorkommens des Goldes erklären
sich aus seinen chemischen und physikalischen Eigen-
schaften. Gold ist unangreifbar für alle Säuren, welche
die Natur erzeugt, seine Weichheit lässt jedoch um so
eher seine mechanische Zersetzung zu. Daraus geht hervor,
dass Gold, dem menschlichen Auge unsichtbar, in den
verschiedensten Erz- und Gebirgsarten, wie z. B. in Granit,
Gneiss, Glimmer, Quarz und Schiefer vorkommt.

Das Berg- oder Freigold wird nach Vernichtung des
Felsgesteins durch Naturgewalten, wie ungeheure Wasser-
massen, vielfach fortgeschwemmt, so dass man zwei Arten
des Goldvorkommens unterscheidet, das im Muttergestein
eingebettete Berggold oder Freigold und das im Schwemm-
lande gewonnene Waschgold. Bei der sehr schwierigen und
kostspieligen Gewinnung des Berggoldes haben sich die
Goldsucher zumeist auf die Bearbeitung des Schwemm-
landes beschränkt, wo das Waschgold auf kunstlose Weise
aus dem dort aufgehäuften Sand und Geröll ausgeschieden
wird. — Nicht immer aber liegen die Verhältnisse so
günstig, dass die Goldsucher das Edelmetall auf der Erd-
oberfläche durch einfaches Waschen des Gold mit sich
führenden Sandes gewinnen, da müssen vielfach erst ganze
Waldstrecken beseitigt oder ausgedehnte Tiefgrabungen
vorgenommen werden, — oft ohne jeden Erfolg, — bevor
an eine Ausbeute gedacht werden kann. Nur wenige
Glückliche treffen bei dieser mühsamen Arbeit zufällig
auf Goldfäden. Mehr Hoffnung bieten die alten, allerdings
meist unbekannten und daher schwer aufzufindenden Betten
früherer Bäche. —
In Kalifornien hauptsächlich, in Mexiko, in Venezuela,
in Südamerika überhaupt, in Afrika, in Asien in den Ural-
gebieten und von europäischen Ländern in Russland wird
Waschgold gewonnen, und zwar ungefähr für 500 Millionen
Mark jährlich. Berggold findet sich in vulkanischem Gestein
in einigen Teilen Amerikas, in Nevada, Colorado, hier
jedoch sehr stark mit Silber legiert, in Australien und
einigen Streifen der Südalpen. Der Ertrag des Berggoldes
steht hinter dem des Waschgoldes weit zurück. Nach
ungefährer Schätzung beträgt die Ausbeute der Bergwerke
kaum 200 Millionen Mark jährlich, steht also in keinem
Vergleich zur Goldproduktion des Schwemmlandes.
Amerika Ist heute das Land, welches den Löwenanteil
an der Gewinnung des Goldes überhaupt hat. Besonders
die Wäschen des Schwemmlandes in Kalifornien und
Montana üben in der Goldproduktion auf den Weltverkehr
bedeutenden Einfluss. Der Bergbau hat sich weniger
ergiebig erwiesen, äusser in Nevada, wo der berühmte
Comstockgang reiche Schätze birgt. In Südamerika kommt
Guayana für den Bergbau in Betracht, ebenso Brasilien,
doch sind diese Quellen teilweise recht erschöpft. In Afrika
wird Waschgold zumeist in den Nilländern gewonnen,
dann auch im sagenumsponnenen Ophir, dem im Altertum
berühmten Goldlande, dem heutigen Sofala und im Kapland.
Die übrigen Fundorte dieses Kontinents sind für die Gold-
produktion unbedeutend.
In Asien liefert besonders das Schwemmland des Ural-
gebirges reichen Ertrag. Auch die chinesischen Distrikte,
der Flusslauf des Jantsekiang und die mandschurischen
Gebirge sind ergiebig.
Australien war Mitte des vorigen Jahrhunderts das Ziel
der Sehnsucht aller Goldsucher, nachdem der englische
Geologe Murchison auf eine Ähnlichkeit der australischen
 
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