Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0197
DOI Heft:
Nr. 21
DOI Artikel:Sind Fehler bei einer Kalkulation bindend?
DOI Artikel:Die 500 jährige Jubelfeier der Goldschmiede-Innung zu Danzig
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0197
1909 . .S JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST b -179
fli--■-
Ausführung des Geschäftes, erklären könnte: „Ich habe
mich verkalkuliert, hier hast du dein Geld zurück, gib
mir meine Ware wieder!“
Die Rücksicht auf die Sicherheit des Verkehrs schliesst
die Anfechtung wegen Irrtums im Beweggründe aus.
Es ist also zu unterscheiden zwischen einem Irrtum
über den Inhalt der Erklärung und zwischen einem Irrtum,
der dazu führt, eine an sich gewollte Erklärung abzu-
geben. Im ersteren Falle besteht ein Anfechtungsrecht,
im zweiten nicht.
Die 500jährige Jubelfeier der Goldschmiede-Innung zu Danzig.
Die alten Herren in Samtwams und Schaube mit reicher
seiner und aus Dr. Kniewels Feder erschienenen Arbeiten hin-
Stickerei, die durch Gründung der Goldschmiede-Innung
weisen konnte, in denen die kulturgeschichtliche Entwickelung
vor 500 Jahren den Anlass zu dieser
hätten sich gewundert, wenn sie auf den
feierlichen Frack und die glänzenden Uni-
formen hätten blicken können, die sich am
12. d. Mts. in den schönen Sälen der „Loge
Einigkeit“ zur Jubelfeier eingefunden hatten.
Vertraut würden ihnen dagegen gar manche
der alten Urkunden und Eltermanns Bücher
gewesen sein, die in reicher Auswahl auf
einem Tische ausgelegt waren und Kunde
von der Gewissenhaftigkeit, zugleich aber
auch Kunstfertigkeit jener Männer gaben,
deren Andenken dieser Tag gewidmet war.
Vertreter zahlreicher Behörden und befreun-
deter Korporationen hatten sich eingefunden,
um den heutigen Nachfolgern jener betrieb-
samen Meister des Mittelalters ihre Glück-
Feier gaben,
des Gewerkes
behandelt ist. Aber manche interessante
Einzelheit wusste der Redner wirksam zu
beleuchten. Er erzählte von Johann Gott-
fried Schlaubitz, dem vollendeten Beherr-
scher des Rokoko, und Peter von der
Rennen, dem Schöpfer der silbernen Sar-
kophage in Krakau und Gnesen, und gab
seinem Bedauern darüber Ausdruck, wieviel
von heimischer Edelschmiedearbeit in
fremden Besitz, besonders nach Russland
und England, wo Redner im South Kensing-
ton Museum einen grossen Glasschrank voll
Danziger Silberbecher fand, gewandert ist.
Freilich viel Schönes ist noch in Danzig. Da-
von geben die Sammlungen Zeugnis, nicht
zum wenigsten auch die schöne Ausstellung,
zu deren Veranstaltung der Verein zur Er-
wünsche darzubringen.
Als Vertreter des Handelsministers und
Oberpräsidenten war Herr Oberpräsidialrat
von Liebermann erschienen. Als Vertreter
anderer Behörden und Abgeordnete von
Vereinen waren u. a. anwesend: die Herren
Festungskommandant Generalmajor v.Hinckel-
dey, Polizeipräsident Wessel, Geh. Baurat
Professor Carsten, Stadtrat Dr. Mayer, Stadt-
rat Goeritz, Regierungs- und Baurat Ehrhardt,
der Vorsitzende des Vorsteheramtes der
Kaufmannschaft, Konsul Unruh, und der Vor-
sitzende der Handwerkskammer, Baugewerks-
meister Herzog.
Bei dem einleitenden Festakte nahm als
erster der Obermeister der Goldschmiede-
Innung, Herr Hofjuwelier Erich Stumpf, das
Wort:
Der Redner begrüsste eingangs seiner in-
haltreichen Rede den Vertreter des Handels-
ministers, der Staats-, Militär- und Stadtbe-
hörden, der Kaufmannschaft, der Handwerks-
kammer, des Innungsausschusses, des Ver-
bandes Deutscher Juweliere, sowie die zahl-
reichen befreundeten Vereine und Innungen.
In kurzen Zügen streifte er dann die ereignis-
reiche Geschichte der Innung, wobei er be-
haltung der Bau- und Kunstdenkmäler in
Danzig die Goldschmiede-Innung wirksam
unterstützt hat.
Übrigens hat, wie Redner feststellte,
eine ähnliche Ausstellung, hauptsächlich
aus Kirchenschätzen bestehend, schon am
25. Mai 1504 in Danzig stattgefunden.
Alsdann ging der Redner auf die For-
derungen der neuen Zeit über und wies
nach, wie die alten Gewerke auch heute
noch das starke Bindeglied in bezug auf
Lehrlings- und Gesellenwesen sind und viel
zur Förderung der Kollegialität beitragen.
Er führte dann weiter aus:
Die ewige Klage über die Konkurrenz,
die Rufe nach Staatshilfe bei jeder Gelegen-
heit müssen verstummen. Die Innungen
müssen sich auf ihre historischen Über-
lieferungen besinnen und werden dann finden,
dass der Wandel von innen heraus kommen
muss. — Hierzu gehört in allererster Be-
ziehung die Pflege unseres gewerblichen Nach-
wuchses. Wir sind uns alle klar darüber,
dass hier etwas geschehen muss, es kann
sich nur noch um die Frage der besten Mittel
handeln. — Aus dem Mittelalter, der Zeit
des vollendetsten Könnens, übernehmen wir
sonders auf die anlässlich des Festes aus
Colliers von W. P., Wien
nur, dass auch heute noch ein tüchtiger
fli--■-
Ausführung des Geschäftes, erklären könnte: „Ich habe
mich verkalkuliert, hier hast du dein Geld zurück, gib
mir meine Ware wieder!“
Die Rücksicht auf die Sicherheit des Verkehrs schliesst
die Anfechtung wegen Irrtums im Beweggründe aus.
Es ist also zu unterscheiden zwischen einem Irrtum
über den Inhalt der Erklärung und zwischen einem Irrtum,
der dazu führt, eine an sich gewollte Erklärung abzu-
geben. Im ersteren Falle besteht ein Anfechtungsrecht,
im zweiten nicht.
Die 500jährige Jubelfeier der Goldschmiede-Innung zu Danzig.
Die alten Herren in Samtwams und Schaube mit reicher
seiner und aus Dr. Kniewels Feder erschienenen Arbeiten hin-
Stickerei, die durch Gründung der Goldschmiede-Innung
weisen konnte, in denen die kulturgeschichtliche Entwickelung
vor 500 Jahren den Anlass zu dieser
hätten sich gewundert, wenn sie auf den
feierlichen Frack und die glänzenden Uni-
formen hätten blicken können, die sich am
12. d. Mts. in den schönen Sälen der „Loge
Einigkeit“ zur Jubelfeier eingefunden hatten.
Vertraut würden ihnen dagegen gar manche
der alten Urkunden und Eltermanns Bücher
gewesen sein, die in reicher Auswahl auf
einem Tische ausgelegt waren und Kunde
von der Gewissenhaftigkeit, zugleich aber
auch Kunstfertigkeit jener Männer gaben,
deren Andenken dieser Tag gewidmet war.
Vertreter zahlreicher Behörden und befreun-
deter Korporationen hatten sich eingefunden,
um den heutigen Nachfolgern jener betrieb-
samen Meister des Mittelalters ihre Glück-
Feier gaben,
des Gewerkes
behandelt ist. Aber manche interessante
Einzelheit wusste der Redner wirksam zu
beleuchten. Er erzählte von Johann Gott-
fried Schlaubitz, dem vollendeten Beherr-
scher des Rokoko, und Peter von der
Rennen, dem Schöpfer der silbernen Sar-
kophage in Krakau und Gnesen, und gab
seinem Bedauern darüber Ausdruck, wieviel
von heimischer Edelschmiedearbeit in
fremden Besitz, besonders nach Russland
und England, wo Redner im South Kensing-
ton Museum einen grossen Glasschrank voll
Danziger Silberbecher fand, gewandert ist.
Freilich viel Schönes ist noch in Danzig. Da-
von geben die Sammlungen Zeugnis, nicht
zum wenigsten auch die schöne Ausstellung,
zu deren Veranstaltung der Verein zur Er-
wünsche darzubringen.
Als Vertreter des Handelsministers und
Oberpräsidenten war Herr Oberpräsidialrat
von Liebermann erschienen. Als Vertreter
anderer Behörden und Abgeordnete von
Vereinen waren u. a. anwesend: die Herren
Festungskommandant Generalmajor v.Hinckel-
dey, Polizeipräsident Wessel, Geh. Baurat
Professor Carsten, Stadtrat Dr. Mayer, Stadt-
rat Goeritz, Regierungs- und Baurat Ehrhardt,
der Vorsitzende des Vorsteheramtes der
Kaufmannschaft, Konsul Unruh, und der Vor-
sitzende der Handwerkskammer, Baugewerks-
meister Herzog.
Bei dem einleitenden Festakte nahm als
erster der Obermeister der Goldschmiede-
Innung, Herr Hofjuwelier Erich Stumpf, das
Wort:
Der Redner begrüsste eingangs seiner in-
haltreichen Rede den Vertreter des Handels-
ministers, der Staats-, Militär- und Stadtbe-
hörden, der Kaufmannschaft, der Handwerks-
kammer, des Innungsausschusses, des Ver-
bandes Deutscher Juweliere, sowie die zahl-
reichen befreundeten Vereine und Innungen.
In kurzen Zügen streifte er dann die ereignis-
reiche Geschichte der Innung, wobei er be-
haltung der Bau- und Kunstdenkmäler in
Danzig die Goldschmiede-Innung wirksam
unterstützt hat.
Übrigens hat, wie Redner feststellte,
eine ähnliche Ausstellung, hauptsächlich
aus Kirchenschätzen bestehend, schon am
25. Mai 1504 in Danzig stattgefunden.
Alsdann ging der Redner auf die For-
derungen der neuen Zeit über und wies
nach, wie die alten Gewerke auch heute
noch das starke Bindeglied in bezug auf
Lehrlings- und Gesellenwesen sind und viel
zur Förderung der Kollegialität beitragen.
Er führte dann weiter aus:
Die ewige Klage über die Konkurrenz,
die Rufe nach Staatshilfe bei jeder Gelegen-
heit müssen verstummen. Die Innungen
müssen sich auf ihre historischen Über-
lieferungen besinnen und werden dann finden,
dass der Wandel von innen heraus kommen
muss. — Hierzu gehört in allererster Be-
ziehung die Pflege unseres gewerblichen Nach-
wuchses. Wir sind uns alle klar darüber,
dass hier etwas geschehen muss, es kann
sich nur noch um die Frage der besten Mittel
handeln. — Aus dem Mittelalter, der Zeit
des vollendetsten Könnens, übernehmen wir
sonders auf die anlässlich des Festes aus
Colliers von W. P., Wien
nur, dass auch heute noch ein tüchtiger