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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 5
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R., W.: Borgunwesen und Zahlungsreform
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Linhardt, A.: Gold und Goldschmiede im alten Aegypten
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0053

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1909 _-—-bm JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ---— 35

und Aufschlag von 4°/o Verzugszinsen, falls nach Ablauf
eines Vierteljahrs noch keine Zahlung geleistet ist. Von
den verschiedenen Fachgruppen wäre ein gemeinsames
Rechnungsformular aufzustellen, welches im Vordruck den
Vermerk obiger Beschlüsse zu enthalten hätte. Diese Be-
schlüsse müssten dann seitens der verschiedenen Kor-
porationen in den Tageszeitungen regelmässig bekannt-
gegeben werden, um so die Kunden auf die Vorteile der
Barzahlung und besonders darauf aufmerksam zu machen,
dass es sich um rechtsverbindliche Beschlüsse einer ganzen
Korporation handelt. Über die säumigen und böswilligen
Schuldner wären schwarze Listen aufzustellen.
Zur praktischen Durchführung ist allerdings Einigkeit
in den einzelnen Fachverbänden unerlässlich; wenn auch
mal ein Aussenseiter darunter ist, der aus übergrosser
Ängstlichkeit nicht mittun will, so darf man sich dadurch
keineswegs abschrecken lassen. Denn zu jenem Kollegen,
der das alte Borgsystem beibehält, werden gewiss nicht
die eigenen Kunden sofort hinrennen, sollte aber doch
der eine oder andere aus diesem Grunde zu ihm über-
gehen, so darf man ruhig annehmen, dass es gerade die-
jenigen sind, welche das grösste Risiko und die meisten
Verluste mit sich bringen.
Sieht aber das Publikum, dass es sich um ein ge-
meinsames Vorgehen handelt, wird es sich schon damit
abfinden, wie solches aus gleichen Anlässen leicht nach-
zuweisen ist.
Wir richten deshalb an alle Fachgenossen den ein-
dringlichen Mahnruf, kleinliche Sonderinteressen bei Seite


Zeichen-
Akademie
Hanau.
Halsschmuck.

zu schieben und mit vereinten Kräften zur Gesundung der
Geschäftslage beizutragen zu Nutz und Frommen unseres
schönen Kunstgewerbes. W. R.

Gold und Goldschmiede im alten Aegypten.

(Nachdruck verboten.)

Die ältesten Quellen der Geschichte menschlicher Kultur,
wie die Bibel und der Homer, wissen schon von Er-
zeugnissen der Goldschmiedekunst zu berichten. Rebekka
wird als Braut mit Ohrringen und Armspangen geschmückt,
und Hephästos, der Sohn des Zeus und der Hera, schmiedet
nicht nur den Schild des Achilles, den Harnisch des
Diomedes, die Waffen des Aeneas, sondern auch mit kunst-
reicher Hand herrliche Geschmeide aus Gold und Edel-
steinen für Göttinnen und Königinnen. Was Geschichte
und Sage mit wundersamem Reiz umweben, die durch
Jahrtausende unverändert gebliebene Wertschätzung des
Goldes als das kostbarste aller Metalle, nach dessen Erwerb
und Besitz der Sinn der Menschen gerichtet war, findet
in den durch archäologische Entdeckungen und Aus-
grabungen zutage geförderten Proben von Gold- und
Schmuckgegenständen aus den Zeiten der Patriarchen und
Pharaonen greifbare Bestätigung.
Im alten Aegypten, welches bereits 3000 Jahre v. Chr.
den Schauplatz einer reichhaltigen Kultur und eines regen
Gewerbefleisses bot, wo Kunst und Kunstgewerbe blühten,
war auch die Gewinnung und Verarbeitung des Goldes
in hohem Masse entwickelt, und die Goldschmiede gehören
in der Tat zu den ältesten Künstlern der Welt.

Den Glanz des Goldes verglichen die alten Aegypter
mit dem Leuchten der Sonne. Sie verehrten es als ein den
Göttern geheiligtes Metall; bestand doch auch der Glaube,
dass die Körperhaut des Sonnengottes eine goldige sei.
Auch die heiligen Geräte, Vasen und Opferschalen in den
Tempeln der Götter waren fast ausschliesslich aus Gold.
Die Fundstätten des Goldes jener Zeit waren die Berg-
landschaften an der asiatischen und afrikanischen Küste
längs des Roten Meeres. Mit Hilfe primitiver Werkzeuge
wurden die ergiebigen Goldminen ausgebeutet; aber auch
die Flüsse lagerten gewaschenes Gold in Staub und
Körnern ab. Die ostafrikanischen Goldlager wurden
bereits in der ersten Hälfte des dritten Jahrtausends v. Chr.
bearbeitet und in der Folge durch einen wahren Raubbau
bis zur vollständigen Erschöpfung ausgebeutet, so dass in
der Gegenwart dort kein Gold mehr zu fördern ist. Nur der
Süden des heutigen Abessyniens hat noch einige Gebiete,
in welchen Gold gefunden wird. Eines der bedeutendsten
Goldlager befand sich in der Nähe der Stadt Koptos und
führte längs einer Bergstrasse bis zu dem heute Kosseir
genannten Hafenplatze am Roten Meere. Ein zweites
Goldgebirge begann bei der Stadt Edfu am Nil und er-
streckte sich in der Nähe des Dschebel Sebara bis ans
 
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