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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 9
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Neuheiten des englischen Goldschmiedegewerbes
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Das Pyrometer und die Temperaturmessung flüssiger Metalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0092

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JOURNAL DER GQLDSCHMIEDEKUNST -^9

als Brautgeschenk in Aufnahme zu kommen, da das
Publikum der bisher für diesen Zweck üblichen „Keepers“
nachgerade müde zu werden beginnt. Diese bestehen
nämlich aus einfachen, sehr massiven Goldreifen, die ver-
schiedene Inschriften, hauptsächlich aber „Mirzpah“, tragen
und zu Tausenden hergestellt werden, so dass sie natürlich
jeder Eigenart entbehren.
Am besten eignen sich die erwähnten Hängeeffekte
unzweifelhaft für Ohrringe, die neuerdings im Mittelpunkt
des Interesses stehen. Auf diesem Gebiet gibt es zahl-
reiche, mitunter sehr gewagte Neuheiten, wie z. B. den
sogenannten Double-Drop Ohrring, der aus zwei Teilen,
nämlich einem längeren und einem kürzeren Kettchen besteht,
an denen Brillanten, Perlen oder farbige Steine hängen.
Dieses Muster kann nur von Damen mit durchlochten Ohr-

in antiken Dessins sieht, die indes mehr Schau- als Schmuck-
stücke bilden.
Eine „Novelty“, die ungefähr 6000 Jahre alt ist, trägt
den mystischen Namen „Ankh“-Schmuck. Es sind darunter
altägyptische Amulette und Broschen, Nadeln usw. zu ver-
stehen, wie sie einst von den Schönen am Nil getragen
worden sein sollen. Sie zeichnen sich durch ausgesprochene
Eigenart aus, dürften aber kaum dem Geschmack der
modernen Damenwelt zusagen, da sie weder anmutig noch
kleidsam sind. Weit ansprechender sind Emailleschmuck-
sachen im keltischen, altitalienischen, Rokoko- oder Em-
pirestil, die vielfach mit kostbaren Steinen oder Perlen
verziert werden. So z. B. sind elegante Haarkämme und
Spiesse aus klarem Horn hochmodern, die künstlerische
Emaillearbeit in Verbindung mit Steinschmuck aufweisen.

läppchen getragen werden. Das
längere Kettchen ist am oberen
Ende mit einer feinen Goldplatte
angebracht, die wie ein Hemdknopf
mit federndem Kopf, jedoch mit
einem Schraubloch, ausgestattet ist.
In dieses wird die an dem kleineren
Kettchen vorgesehene Schraube ge-
dreht, und da man das Plättchen
an der Hinterseite des Ohrlappens
von vorn nicht sieht, nimmt sich
das Ganze aus, als wäre die Kette
durch das Ohr gezogen. Die lose
herabbaumelnden Steinchen oder
Perlen wirken etwas barbarisch,
aber nicht unschön. Wem dieses
Muster zu gewagt erscheint, dürfte
an „Single Drop“ oder Einzelhänge-
ohrringen Gefallen finden, die, wie


- Prof. Kub. ITlayer, Karlsruhe

Da sei z. B. ein Kamm aus durch-
scheinendem Horn erwähnt, dessen
Rücken mit einer in Fensteremaille
ausgeführten Libelle verziert ist.
Der Körper des zierlichen Tierchens
weist Diamanteninkrustierung auf.
Ähnlich ist eine Hornhaarnadel mit
Schmetterlingsrücken gehalten, und
die Farbenwirkung der Emaille
verleiht diesen Artikeln einen
eigenen Reiz. Der Einfluss des
französischen Geschmacks lässt
sich an vielen Neuheiten in Haar-
und Halsschmuck wahrnehmen, ja
es unterliegt sogar keinem Zweifel,
dass man sich bei zahlreichen
Entwürfen so innig wie möglich an
die Schöpfungen bekannter Pariser
Künstler, wie z. B. Lalique, Charles

der Name andeutet, durch herabhängende Kettchen mit
Perl- oder Steinschmuck dargestellt werden. Ein zier-
liches Dessin dieser Art weist ein Goldschleifchen, aus
zwei Ösen und Enden bestehend (True Lovers Knot), auf,
von dem eine 2l/2 cm lange Goldkette mit einer tropfen-
förmigen Perle herabhängt. Auch Blümchen aus winzigen
Perlen mit farbigen Steinen als Mittelstück, von denen
Goldblattgewinde mit Blumenabschluss herabhängen, wirken
sehr geschmackvoll und neuartig. Selbstverständlich ist
die Goldfassung derartiger Ohrringe so leicht und fein
wie möglich gehalten, um sie nicht unnötig zu beschweren.
Ringförmige Ohrringe werden von der Mode nicht be-
günstigt, wenn man auch hier und da grosse Goldreifen

Boutet de Monvel und Benjamin Consta anlehnte. Wie
diese verwenden auch die englischen Musterzeichner
gegenwärtig mit Vorliebe Aquamarine in Verbindung mit
durchsichtiger Emaille und Mattgoldfassung. Auch Tur-
malin, Topas und helle Saphire werden gern mit Diamanten
und Perlen zusammengestellt, und einige Korsageanhänger
bilden eine ganze Gesteinsammlung, ohne indes im min-
desten bunt oder zusammengewürfelt zu wirken. Beachtens-
wert ist ferner die ausgedehnte Verwendung, die Nephrit
entweder allein oder in Verbindung mit Smaragden, rosa
Turmalin oder gelbem Topas findet. Nephritkugeln, durch
dünne Goldketten verbunden, stellen unter anderem sehr
gangbare Muffenschnüre dar.

Das Pyrometer und die Temperaturmessung flüssiger Metalle.

Das Schmelzen der Metalle geschah früher in der
Weise, dass gewöhnlich nur der Schmelzpunkt mit dem
blossen Auge festgestellt und je nach dem Erkennen des-
selben mit dem Ausgiessen der Metalle begonnen wurde.
Wenn man auch immer ein und denselben Arbeiter

mit dieser Arbeitsfunktion betraute, so wurde dieser
mit der Zeit so geübt, dass er meistens den richtigen
Moment traf, in dem der Ausguss erfolgen musste.
Mit der Zeit hat man durch die verschiedenen Arten
von Metallverbindungen, den sogenannten Legierungen,
 
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