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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 25
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R., A.: Die galvanischen Bäder im Dienste des Goldschmieds und Kleinbetriebs
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0228

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a JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■

M 25

210

Die galvanischen Bäder
im Dienste des Goldschmieds und Kleinbetriebs.
(Schluss.)

Der andere Leitungsdraht wird
am Ende auch zu einem Haken
umgebogen, so dass man die zu
vergoldenden oder zu versilbernden
Gegenstände daran aufhängen kann.
Die Anode für das Gelbgold- und
Rotgoldbad besteht aus 7 g ff. Gold-
blech und braucht nur den vierten
Teil der Grösse der andern vorher
beschriebenen Anoden auszumachen.
Man benützt die eine Anode für
beide Goldbäder, und wenn diese
im Bade durch den Gebrauch so
weit aufgelöst ist, dass ihr Gewicht
nur noch 3 g beträgt, so löst man
die Goldanode in Königswasser auf
und macht eine neue Gelbvergoldung
davon. Ebenso verfährt man mit
den Resten der abgenützten Silber-
anode, die man nach gehöriger
Abnützung in der Salpetersäure
auflöst, um mit dem dadurch ge-
wonnenen Chlorsilber das erschöpfte
Silberbad wieder aufzufrischen. Die
Reste der andern unechten Anoden
wirft man, nach äusserst angängiger
Abnützung, zum Altmetall.
Will man nun gelb vergolden,
so stellt man das Emaillegefäss mit
der Gelbvergoldung auf den Gas-
oder Spiritusherd und macht die
Vergoldung heiss, aber nicht ko-
chend. An den einen Leitungsdraht
hängt man die ff. Goldanode, an
den andern Leitungsdraht den Ge-
genstand, den man gelb vergolden
will. Nun taucht man den Gegen-
stand in das heisse Bad und um-
kreist ihn mit der Anode, ohne ihn
zu berühren, so lange, bis er ge-
nügend gelb vergoldet ist. Geht
man mit der Ware und der Anode
tiefer in das Bad, wird der Gold-
ton voller, satter; geht man mehr an die Oberfläche, wird
der Ton heller, leichter. Ist nach einer halben Minute
der Gegenstand nicht vergoldet, so ist der Anschluss
falsch und die Anode muss an den andern Leitungsdraht
befestigt werden, ebenso muss die Ware vertauscht werden.
Der vergoldete Gegenstand wird im kalten Wasser sauber
abgespült, in denaturierten Spiritus getaucht und in Säge-
spänen getrocknet. Die Sägespäne müssen auf dem Feuer
gut warm gemacht und alle galvanisierten Waren sofort

getrocknet werden. Hohle Waren,
Charnierschlösser etc., bleiben län-
gere Zeit in den gut warmen Säge-
spänen liegen, wobei man darauf
zu achten hat, dass die Sachen
nicht zu heiss werden, sonst laufen
sie ebenso an, als wenn sie nicht
genügend getrocknet werden. Zum
Wärmen der Sägespäne bedient
man sich einer Schale aus dünnem
Eisenblech, die mindestens 5 cm
tief sein muss, um die Gegenstände
während des Trocknens genügend
mit Sägespänen bedecken zu können.
Ein Emaille-, Messing- oder Kupfer-
gefäss darf dazu keine Verwendung
finden.
Beim Rotvergolden ist der Vor-
gang genau derselbe, wie beim
Gelbvergolden; nur wird bei län-
gerem Verbleiben im Bade die
Rotvergoldung leicht trüber aus-
fallen, so dass die Gegenstände
wieder aufgeputzt und noch einmal,
aber nur sehr kurze Zeit, ins Bad
gebracht werden müssen. Es ver-
steht sich ja von selbst, dass alle zu
galvanisierenden Gegenstände, ehe
sie in das betreffende Bad gebracht
werden, von jedem Schmutz und
Fett zu befreien sind. Man zieht
deshalb die Gegenstände, nachdem
sie sauber in heissem Seifenwasser
mit einer weichen Bürste ausge-
waschen wurden, durch eine gut
warme, aber sehr dünne Cyankalium-
lösung, 10 g Cyankalium werden
in 5 Liter Wasser aufgelöst und
die Gegenstände nach dem Aus-
waschen in frischem Wasser ab-
gespült. Die zu versilbernden
Gegenstände werden nach dem
Verquicken ebenfalls durch diese
Lösung gezogen, in der aller noch anhaftende Schmutz
und Polierrot zurückbleibt, welcher sonst dem Vergoldungs-
bade wie den andern Bädern verhängnisvoll werden könnte.
Diese Lösung muss alle 8 Tage weggeschüttet und neu
angesetzt werden. Gegenstände, die matt werden sollen,
müssen matt, diejenigen welche glanz werden sollen, mit
Hochglanzpolitur ins Bad gebracht werden. Bei zu langem
Verweilen im Bade und mit dem Stärkerwerden des
galvanischen Niederschlages verliert der Gegenstand seinen


Romanischer Bischofsstab
Silber vergolbef
von Hofjuwelier Wilhelm Kausdjer, Fulba
 
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