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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 17
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Form und Inhalt der Geschäftsbriefe: die Titulaturren in der Anrede und im Briefwechsel
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0152

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._-bw JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST m 17


Briefes von gestern haben wir Ihrem
Wunsche gemäss . . .“
Ein vielverbreiteter Fehler ist
das Fortlassen des persönlichen
Fürworts im Satze, z. B. „Auf Ihr
Schreiben erwidere Ihnen . . .“ statt
„erwidere ich Ihnen . . .“ oder „Auf
Ihre Bestellung sandten Ihnen . . .“
statt „sandten wir Ihnen . . .“ usw.,



leuten jeder Titulatur und über-
triebener Höflichkeit enthalten soll,
so darf man doch in Briefen an
Personen höheren Standes oder an
Behörden gewisse Förmlichkeiten
nicht äusser acht lassen.
Die hierbei allgemein üblichen
Titulaturen sind folgende:
Die Adresse unseres Kaisers lautet:

man achte auch auf eine richtige
Reihenfolge in der Wortstellung, für
„und vermute ich, dass . . schreibe
man „und ich vermute, dass . . .“
Sodann hüte man sich vor einer
sinngemässen Verdoppelung des Aus-
drucks, wie „Ich bin in der Lage,
Ihnen mit Gewünschtem dienen zu
können . . .“, es ist selbstverständlich,
dass derjenige, der kann, auch dazu
in der Lage ist. „Ich kann Ihnen mit
Gewünschtem dienen“ ist einfacher
und besser.
„Ich bestellte Ihnen“ anstatt „bei
Ihnen“ ist ein Verstoss gegen die
Sprachrichtigkeit, dem man im kauf-
männischen Briefwechsel sehr häufig
begegnet. Man unterzeichnet auch
nicht „Hochachtungsvollst“, sondern
„In vollkommener Hochachtung“ —
„ergebens!“ oder „Hochachtungsvoll“.
Die Beantwortung der eingehenden
Briefe hat möglichst bald zu geschehen,
eine Nichtbeantwortung ist eine grobe
Verletzung der Höflichkeitspflicht, die e' ßmbl]Clrt>f
sich kein Geschäftsmann darf zuschulden kommen lassen.
Ein grosses Übel bilden die Fremdwörter, und es ist
unglaublich, was darin gesündigt wird. Es verrät einen
Mangel an Nationalgefühl, im Briefwechsel Fremdwörter
zu wählen, wo gute deutsche Ausdrücke zur Verfügung
stehen, und es ist zudem geradezu lächerlich, wie oft man
beobachten kann, dass Fremdwörter unzutreffend angewandt
werden. Wem es jedoch Schwierigkeiten bereitet, die
treffenden deutschen Ausdrücke zu finden, dem empfehlen
wir die Anschaffung des Werkes: Verdeutschungsbuch
(II, der Handel), das im Verlage des Allgem. Deutschen
Sprachvereins in Berlin erscheint.
Obschon man sich im Briefwechsel zwischen Geschäfts-

Seiner Majestät dem (oder An
Seine Majestät den) Deutschen
Kaiser und König von Preussen.
Die Anrede:
Allerdurchlauchtigster, Gross-
mächtigster Kaiser und König!
oder Allergnädigster Kaiser und
König!
Im Texte heisst es:
Eure Kaiserliche und Königliche
Majestät oder abwechselnd Aller-
höchstdieselben.
Zum Schlüsse des Briefes:
Ew. Majestät alleruntertänigster...
Briefe an unsere Kaiserin sind zu
adressieren:
Ihrer Majestät der Deutschen
Kaiserin und Königin von
Preussen.
Die Anrede lautet:
Allergnädigste Kaiserin und
Königin!
Textliche Anrede und Schluss des
Briefes wie bei den Schriftstücken an
Hlfona den Kaiser.
Briefe an Könige adressiert man:
Seiner Majestät dem (oder An Seine Majestät
den) König von ....
An die Königin:
Ihrer Majestät der Königin von ... .
Die Anrede lautet:
Allergnädigster König und Herr!
Allergnädigste Königin und Erau!
Im Text:
Eure Königliche Majestät
und am Schlüsse des Briefes schreibt man:
Ew. Majestät alleruntertänigster ....
Die Adresse unseres Kronprinzen ist:
 
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