Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

DOI issue:
Nr. 42
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0591

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
30. Jafyrg. Leipzig, 16, Oktober 1909 Flr. 42
Journal her Golbsdjmicbekunst

□znzcxrxzxxazxxxxEnzzczcxzxzzcrizxxxzcxrinzzrrnn
B Äbonnemenfspreis B
H kunst“ (große Ausgabe, rebaktion. Teil mit H
U „Central-Arbeifsmarkf“) pro Vierteljahr 2 ITlk., H
Österreich 2,50 TTlk., Auslanb 3 ITlk., frei Haus ;
für ben „Cenfral-Arbeifsmarkt“ (kleine Aus- H
H aabe) pro Vierteljahr imk., Österreich 1,25 Hlk., H
H Auslanb 1,50 Ulk., frei Haus, ßeibe Ausgaben H
Ä erscheinen am Sonnabenb einer jeben Woche. H
□cjcjczEJaJC r i jzzcxzzizzrzxz x . lzizjzzexzxzzcC]:

mit Central-ArbeitsmarkL
r/infr/il für bie gesamten Interessen ber
vLllLLvH’’ViyUll Deutschen Juweliere, Golb- unb
■— Silberscljmiebe. . ?
Herrn. Schlag Uadjf. cintj. Feit? Hentze), Leipzig

nadjbruck aller Artikel ohne Genehmigung ber Rebaktion ist verboten.

□xxxxxxizrrxxxxxxzz^xxxxxxn
H
B :: :: Insertionspreis :: ::
H pro viergespalfene Petitzeile ober beren Raum
»40 Pfg., bei längerer Insertion Rabatt laut
besonberem Tarif. Inserate im Arbeitsmarkf
(kleine Anzeigen) bie viergespalfene Pefifzeile
H 25 Pfg. :: Stellengesuche 15 Pfg. :: Für Franko-
H Zusenbung ber Offerten sinb 50 Pfennig
H :: :: einzusenben. :: ::
H 1
Qxxxxxx r-rxxxxxxT—txxxxxxQ

DIE DIAMANTEN-AFFÄRE UND DER
SELBSTMORD HEIMS.

Der Chemiker Georg Heim, der wegen grofzer in Südwest-
afrika begangener Diamantenunterschlagungen vor drei Wochen
in Berlin verhaftet wurde, hat sich durch Selbstmord der Justiz ent-
zogen. In seiner Zelle im Untersuchungsgefängnisse Moabit hat
er sich erhängt. Gefängnisaufseher fanden Heim als Leiche auf.
Heim hat, wie berichtet, schon einmal, kurz nach seiner
Verhaftung einen Selbstmordversuch unternommen. Bevor er
nach dem Untersuchungsgefängnis Moabit übergeführt wurde,
gestattete man ihm auf seine Bitte, in seiner Villa in Grofz-
Lichterfelde persönlich noch einige Anordnungen zu treffen.
Heim benutzte die Gelegenheit, sprang aus einem offenen
Fenster in den Garten hinunter. Er erlitt bei dem Sturz einige
erhebliche aber nicht lebensgefährliche Verletzungen, wurde
zunächst in ein Krankenhaus und dann nach dem Untersuchungs-
gefängnis Moabit gebracht. Dort hat Heim trotz der strengen
Überwachung doch Gelegenheit zu einem neuen Selbstmord
gefunden und er konnte seine Absicht auch ausführen.
Über die Diamantenunterschlagungen Heims haben wir
schon berichtet. Heim, der als Diamantenkenner galt, wurde
im Oktober v. J. von einer Gesellschaft, die in Lüderitzbucht
ausgedehnte Diamantenfelder besitzt, dorthin als Sachverständiger
entsandt. Heim blieb bis zum Mai d. J. in Lüderitzbucht. Während
dieses halben Jahres hat er bei den Schürfung-en Diamanten
im Werte von mehreren Hunderttausenden unterschlagen. Um
wieviel die Gesellschaft geschädigt worden ist, das hat genau
noch nicht festgestellt werden können. Anfangs nahm man
200000 Mk. an, die fortgesetzten Ermittelungen ergaben aber
immer höhere Summen. Für 150000 Mk. Diamanten hat Heim
nachweisbar bei deutschen und ausländischen Juwelieren ver-
kauft. 30000Mk., die nach der Verhaftung mit Postanweisungen
für Heim eintrafen, wurden beschlagnahmt, ebenso Diamanten
im doppelten Werte. Später sind für viele Zehntausende
Diamanten in einer Amsterdamer Diamantenschleiferei beschlag-
nahmt worden, wohin Heim sie zur Verarbeitung gesandt hatte.
In der Villa Heims in Grofz-Lichterfelde sind auch Briefe
beschlagnahmt worden, aus denen hervorging, dafz Heim in
Südwestafrika neue, der Regierung und der Diamantenregie
noch unbekannte Diamantenfelder entdeckt hat, bei denen
Probeschürfungen sehr günstige Resultate ergeben haben sollen.
Heim wollte nach Südwestafrika zurückkehren, eine Gesellschaft
gründen und mit seinen Komplizen im geheimen Schürfungen
auf diesen Feldern vornehmen. Das Gouvernement in Windhuk
ist jetzt eifrig auf der Suche nach diesen Diamantenfeldern.
Ob sie aber auch wirklich existieren, ist noch die Frage. In
der ersten Überraschung war man leicht geneigt, die Entdeckung
Heims für bare Münze zu nehmen. Jetzt sind doch Zweifel
aufgetaucht. Die Briefe sind nicht mit Handschrift, sondern
mit Schreibmaschine geschrieben. Und es ist nicht ausgeschlossen,
dafz sich Heim diese Briefe fabriziert hat, um auf Grund dieser

verheifzungsvollen „Dokumente" - reiche Geldgeber zu finden.
Man rechnet also jetzt auch damit > dafz Heims neuentdeckte
Diamantenfelder nicht in Südwestafrika, sondern im Monde liegen.

ZUR ARBEITERBEWEGUNG IN DER
HANAUER EDELMETALLINDUSTRIE.

Um irrtümlichen Auslegungen vorzubeugen, wird seitens des
Hanauer Arbeitgeberverbandes darauf hingewiesen, dafz die
Firmen Ludwig Neresheimer & Co. in Hanau und K. Kurz in
Hanau-Kesselstadt als Mitglieder des „Arbeitgeberverbandes
der Hanauer Edelmetallindustrie" nicht berechtigt waren, ein
Sonderabkommen mit den Vertretern der Arbeiterschaft zu treffen,
dafz sie sich vielmehr durch dieses Vorgehen einer schweren Ver-
letzung ihrer Mitgliedspflichten schuldig gemacht haben, welche in
den beteiligten Kreisen mit Recht die schärfste Verurteilung erfährt.
* *
*
Wie der Arbeitgeberverband der Hanauer Edelmetallindustrie
mitteilt, hat Herr Oberbürgermeister Dr. Gebeschus auf Ersuchen
der „Vereinigung von Arbeitgebern der deutschen Edelmetall-
industrie und verwandter Industriezweige" sich bereit erklärt,
zur Beilegung der hiesigen Arbeiterbewegung Einigungsver-
handlungen zwischen dieser Vereinigung und dem Vorstande
des „Deutschen Metallarbeiterverbandes" zu veranlassen. Vor-
aussetzung für diese Verhandlungen ist, dafz die Kündigung
seitens der Hanauer Arbeiter zurückgenommen wird. Der Herr
Oberbürgermeister wird voraussichtlich schon jetzt mit Vertretern
der Arbeiterschaft und darauf mit einer Kommission der hiesigen
Arbeitgeber konferieren, um die für eine Beseitigung der Differenz-
punkte geeigneten Unterlagen zu ermitteln. Unter dem Vorsitze
des Herrn Oberbürgermeisters wird dann später die definitive
Verhandlung zwischen je 3 Vertretern der Fabrikanten vereinigung
aus Hanau, Pforzheim, Oberstein und Schwäb. Gmünd einerseits,
und ebenfalls 12 Arbeitervertretern stattfinden. Die Vermittlung
zwischen den beiderseitigen Zentralorganisationen herbeizuführen
erscheint geboten, weil die Streitfrage nicht nur eine lokale
Angelegenheit der Hanauer Industrie bedeutet, sondern auch
die Interessen der genannten 3 anderen Fabrikationsorte erheblich
zu berühren geeignet sein kann. f
* *
• *
HANAU. Die unter dem Vorsitze des Oberbürgermeisters
Dr. Gebeschus stattgefundenen Verhandlungen von Vertretern
der Zentralorganisationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in
der Edelmetallindustrie behufs Beilegung der Differenzen in
der Hanauer Edelmetallindustrie führten zu einem Vergleich,
so dafz die drohende Arbeitseinstellung dadurch gegenstands-
los geworden ist.
HANAU. In der zustande gekommenen Vereinbarung zwischen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Edelmetallindustrie wurde
eine Arbeitsordnung mit dreijähriger Dauer und einviertel-
jähriger Kündigung festgesetzt. Erfolgt eine Kündigung nicht,
so geht die Vereinbarung immer auf ein Jahr weiter.
 
Annotationen