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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 17
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Ztg., H.: Im Ozean versunkene Schätze
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0161

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]g09 JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST -—-— 143

Im Ozean versunkene Schätze.
In Südafrika sind die Taucher lange vergeblich am
Werke gewesen, dem Meeresgründe die Schätze wieder
zu entreissen, die das während des Burenkrieges zerschellte
Schiff, das die sogenannten „Krügermillionen“ an Bord
hatte, mit sich in die Tiefe gezogen hat, und in Amerika
rüstet sich jetzt eine Schar abenteuerlustiger Studenten der
Harvard Universität zu einer neuen zweiten Expedition
in die Antillen, um dort die bisher fruchtlosen Nach-
suchungen nach der englischen Korvette „Good Faith“
fortzusetzen, die mit einem Schatze von nahezu 30 Mil-
lionen an Geld im Jahre 1680 in der Nähe von Jamaika
gescheitert sein soll. Nach den zum Teil historisch be-
glaubigten Nachrichten hat der Ozean im Laufe der Jahr-
hunderte ungeheure Schätze an Gold, Silber und Juwelen
verschlungen, in abgelegenen Inseln haben Piraten ihren
Raub vergraben, der nie wieder gefunden wurde; der
Wert der einst so von Menschenhand zusammengerafften
und doch wieder verlorenen Reichtümer wird auf viele
Billionen geschätzt. Im Jahre 1588 sank in der Tobermory-
Bai das Flaggschiff „Florentia“ der spanischen Armada, und
mit ihr verschwand ein Schatz von 60 Millionen in Gold
in der Tiefe. Die spanischen Gallionen, die im Jahre 1702
im Golf von Bigo versenkt wurden, um den Engländern
nicht in die Hände zu fallen, hatten die ganze Frucht
einer vierjährigen Plünderung des reichen Mexiko an
Bord, ungeheure Menge von Gold, Silber und kostbaren
Steinen, deren Wert auf 550 Millionen Mark geschätzt
wird und die wohl auf ewig unter den Fluten begraben
liegen. Einer der letzten grossen Seeräuber, Benito Bonito,
hat auf der kleinen Kokosinsel, 300 englische Meilen
westlich von Panama, seine ganze Beute vergraben, einen
Schatz von 240 Millionen; 18 Expeditionen haben im
Laufe der Zeit den Versuch unternommen, den Versteck
wieder aufzufinden und den Reichtum zu bergen, aber sie
alle kehrten erfolglos und mit leeren Händen in den
Heimatshafen zurück. Auf der Alboraninsel, einer ein-
samen Klippe im Mittelländischen Meer, liegen 20 Milli-
onen in Gold vergraben, die die Piraten der „Joung
Constitution“ dort versteckten, als ihr Fahrzeug von
einem englischen Kanonenboot im Jahre 1831 verfolgt
und vernichtet wurde. Unter dem Feuer der russischen
Kanonen von Sebastopol versank der „Black Prince“
in den Wellen und zog mit sich den Sold der englischen
Truppen, 12 Millionen Gold, in die Tiefe. Zahlreiche
Legenden berichten übereinstimmend von ungeheuren
Schätzen, die von Seeräubern auf der Insel Mauritius an-
gehäuft wurden, und auch in den spanischen Gewässern
sind in den Zeiten des Piratenunwesens mit untergehenden
Schiffen märchenhafte Schätze in die Tiefe versunken
oder von sorglosen Räubern an der Küste vergraben
worden. In dem berühmten Seegefecht von Navarino im
Oktober 1827 wurden durch die englisch-französisch-
russische Flotte 70 türkische Schiffe zum Sinken gebracht
mit denen auch 20 Millionen in Gold und Silber unter
den Wellen verschwanden. Die Überlieferung berichtet


FrucTifsctjale Hofgolbsdjmieb A. Sdjönauer, Hamburg
von den Frachtschiffen des Tiberius und des Caligula,
die in den Tiefen des Nemisees begraben liegen und un-
schätzbare Kostbarkeiten an Goldgeräten, Juwelen und
Kunstwerken enthalten haben. Die zehn spanischen
Schatzschiffe, die in der Bucht von Santa Cruz bei den
Kanarischen Inseln scheiterten, führten einen Schatz von
vierzig Millionen an Bord. Die Geschichte der Seefahrt
weiss noch manche ähnlichen Fälle zu berichten, in denen
das Meer mit den sinkenden Schiffen gewaltige Reich-
tümer in die Tiefe zog. Die „Good Faith“, die wieder-
zufinden die amerikanischen Studenten sich jetzt rüsten,
führte einen Goldschatz von 30 Millionen an Bord: mehr-
fach wollte man Spuren des versunkenen Schiffes ge-
funden haben, und westindischen Tauchern ist es in der
Tat auch gelungen, aus einem Wrack 10000 Golddublonen
zu bergen. Aber fast alle Expeditionen, die bisher aus-
zogen, dem Meere die versunkenen Schätze wieder zu
entreissen, kehrten mit leeren Händen zurück: die See
bewahrt ihre Geheimnisse, und die Fluten geben die
Schätze nicht mehr zurück. h. Ztg.
 
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