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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 17
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Form und Inhalt der Geschäftsbriefe: die Titulaturren in der Anrede und im Briefwechsel
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Albrecht, Hermann: Die Tauschierkunst und ihre Nachahmungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0154

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■ JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST
H--E

Zum Schlüsse wollen wir noch auf einen Umstand
hinweisen, der bei allen Geschäftsbriefen die grösste Be-
achtung verdient, und das ist eine äusserst vorsichtige
Wahl der Worte bezüglich der Rechtsauffassung; denn
infolge einer leichtfertigen Anwendung können Verpflich-
tungen entstehen, an die man gar nicht dachte. Man sei
stets des Wahlspruchs eingedenk: „Was man schreibt,
das bleibt“, eine Tatsache, die besonders in streitigen

Fällen von ungeahnter Tragweite sein kann; denn gar
oft wird ein einfacher Brief zum schriftlichen Vertrag und
erlangt durch das geschriebene Wort die Gültigkeit eines
solchen.
Also kurz, bündig und vorsichtig abgefasst, verständlich,
fliessend und richtig im Satzaufbau muss der Brief eines
jeden Geschäftsmannes sein, der Anspruch darauf erhebt,
den Erfordernissen seines Standes vollauf gerecht zu werden.

Die Tauschierkunst und ihre Nachahmungen.
Von Hermann Albrecht.

Gold oder Silber — oder beides — in Metalle wie Eisen,
Kupfer und Bronze einzulegen, ist eine Jahrtausende hin-
durch bei allen Völkern, die in der Behandlung der Metalle
selbst ihre Kulturfortschritte zeigen, geübte Kunst. Aber
dieses, Tauschieren genannte Kunstgewerbe ist heute nur
noch auf Liebhaberkreise, in der Herstellung wie in der
Verwendung, begrenzt. Vielleicht liegt der Grund in der
nur mühsam und kunstvoll zu vollbringenden Handarbeit,
vielleicht an dem Mangel geeigneter Künstler, vielleicht
auch nur an der Laune der Göttin Mode.
Man kann zwei Richtungen der Tauschierung feststellen,
eine in Linien und eine in Stücken. Merkwürdig stehen
sich hier Morgenland und das westasiatische Abendland
gegenüber, denn während seit uralten Zeiten in Japan die
Tauschierkunst gepflegt wurde und in stückweise aufgeschla-
gener Arbeit bestand, weisen die Tauschierarbeiten Spaniens
und Nordafrikas, wo wir das Tauschieren als persische und
maurische Kunst anzusprechen haben, überwiegend Linien-
führung auf. Man arbeitet in letzterer Manier die Linien,
oder richtiger Nuten mit einem Grabstichel aus und hat
dabei Sorge zu tragen, dass eine Erweiterung der Nuten
nach unten stattfindet, sie müssen „unterschnitten“ werden,
um das hineingetriebene Metall festzuhalten. Die zu ver-
arbeitenden Gold- und Silber-
stückchen sind vorher zurecht-
geschnitten und werden bis
zur völligen Ausfüllung der
Öffnung bei behutsamer Klopf-
arbeit mittels feiner Hämmer-
chen eingetrieben. Sodann
werden die hervorstehenden
Einlagen oben fortpoliert, bis
die Oberfläche gleichmässig
ist. Die japanische Tauschier-
kunst besteht mehr im Ein-
legen grösserer, bestimmt um-
grenzter Stücke, die manchmal
in Reliefs auf der Oberfläche
liegen. Man nennt sie da-
her „aufgeschlagene Arbeit“.
„Damaszierte“ Bronzen nennt
man irrtümlich die japani-
schen Bronzegegenstände, die

mit ziemlich tiefen Verzierungen ausgraviert und dann mit
Gold- und Silberstücken ausgelegt sind. Handelt es sich
um kunstvolle Linienzeichnungen, so kommt Gold- und
Silberdraht zur Verwendung, der fest in die Gravierungen
eingeschlagen wird, so dass nach der Politur Zeich-
nungen in Gold- und Silberlinien auf dem Metallgrunde
erscheinen.
Fragen wir nach dem Ursprung der Metallintarsia, um
das Wesen der echten Tauschierarbeiten zu erkennen und
hieraus Ersatz und Nachahmungen beurteilen zu lernen, so
begegnen wir Eisenverzierungen durch Einlegen von Gold
und Silber bereits in allemannischen Gräberfunden; bei den
Völkern des westlichen Asiens, bei den Phöniziern und
Assyriern, Ägyptern und Israeliten waren Metalleinlagen
auf Waffen und Gebrauchsgegenständen Vorläufer der
Holzintarsia, die in späteren Kunstperioden in Italien und
Persien zu hoher Blüte kam. In der Tat nennt man echte
Tauschierstücke noch heute „Algemina-Arbeiten“, da sie
in Persien — von den Arabern „Al Dschem“ genannt —
ihren Ursprung haben. Diese zuerst nach Venedig ge-
langten Arbeiten haben die Italiener in feiner Weise nach-
zuahmen verstanden; sie kamen bereits in der Renaissance-
zeit zu einem Massenhandel mit unechten Tauschierstücken.
Die Nachahmung bestand da-
rin, dass man die ganze
Metalloberfläche mit Feilen
und spitzen Instrumenten so
aufrauhte, dass sie unter
dem Vergrösserungsglase ein
stacheliges Aussehen erhielt.
Dann wurden Silber- und
Golddrähte und Blattgold nach
einer bestimmten Zeichnung
aufgeschlagen und die ganze
Fläche wieder geglättet.
Also gehört auch hierzu nicht
wenig Kunstsinn und Kunst-
fertigkeit. Einen noch weiter-
gehenden, aber schliesslich
zweifelhaften Ersatz bietet
dann das einfache Aufträgen
und Einbrennen von Gold
und Silber.


6. Binbtjarbf

Altona
 
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