Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

DOI Heft:
Nr. 3
DOI Artikel:
R., A.: Die Galvanoplastik im Dienste des Goldschmieds
DOI Artikel:
F., R.: Die Gablonzer Bijouterie-Industrie im Wirtschaftsjahre 1908
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0045

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1909 —■ JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ji -— 27

Kupferdraht des Abdruckes wird mehrere
Male um die mittlere Kupferstange fest
geschlungen, so dass Kontakt entsteht
und das Modell bleibt dann ohne jegliche
Stromunterbrechung 50 — 60 Stunden]im
Bade hängen. Ist nach dieser Zeit der
Niederschlag stark genug, so nimmt man
die Form aus
dem Bade,
schneidet den
Kupferdraht ab
und spült sie
sehr sauber im
Wasser nach.
Hierauf trennt
man den Nie-
derschlag von
der Guttaper-
chaform , und
zwar dadurch,
dass man beides über den Gasherd hält, mit dem Taschen-
messer unter den Rand des Modells zu kommen sucht und
unter starkem vorsichtigen Ziehen beides voneinander löst.
Ist die Trennung des Niederschlages von der Form in

richtiger Weise geschehen, so kann die
Form mehrere Male verwendet werden,
wenn sie jeweils an der Luft getrocknet
worden ist. Aus diesem Grunde darf man
die Sachen über dem Gasherd auch nicht
zu warm werden lassen. Der galvano-
plastische Niederschlag muss, wenn der
Abdruck richtig
war, ebenso
schön und
scharf sein, wie
das Original.
Er wird geglüht,
abgekocht oder
(wenn Silber)
weissgesotten,
event. zur Ver-
stärkung aus-
geschwemmt
bez. weiter ver-
arbeitet. Zum Schlüsse empfiehlt es sich noch, die Produkte
der Galvanoplastik nach Fertigstellung zu vergolden oder zu
versilbern, um den gewünschten feinen Ton zu geben. Bei
Silberwaren, welche oxydiert werden, ist das nicht nötig.


SERVICE, ausgeführt von der Firma Hans Peter in Esslingen a. N.

Die Gablonzer Bijouterie-Industrie im Wirtschaftsjahre 1908,

Das Geschäftsjahr 1908 hat durch die Rückwirkung
der verschiedenen Krisen für Handel und Industrie keine
erfreuliche Fortentwicklung gebracht und daher dürfte man
auch im abgelaufenen Jahre die Bilanz schon wegen des
verringerten Absatzes mit einem grösseren Fehlbeträge
abschliessen. In der Gablonzer Bijouterieindustrie machten
sich, wie anderwärts auch, die Anzeichen einer eintretenden
Geschäftsstille schon bei der beginnenden Frühjahrssaison
bemerkbar. Da aber in dieser Zeit die „Fabrikation
der Hutnadel“ noch ziemlichen Absatz hatte, so wurden
die Bijouterieerzeuger über die eigentliche Abflauung des
Geschäftsverkehrs noch hinweggetäuscht. Tatsächlich ver-
dankt man auch diesem Schmuckstück im heurigen Jahre
manche Stunde der Beschäftigung, die sonst bei dem in
anderen Sachen mangelnden Bedarf ohne Erwerb und Ver-
dienst verstrichen wäre. Wir wollen keinesfalls damit
gesagt haben, dass die Hutnadel einzig und allein während
des ganzen Geschäftsjahres das Haupterzeugnis der Gab-
lonzer Bijouterieindustrie bildete, aber in ihrem stetig
wechselnden Gewände bedeutete dieselbe für einen mittleren
Geschäftsbetrieb einen zugkräftigen Artikel, der es bei dem
Einlaufe grösserer Aufträge ermöglichte, dass man die Arbeits-
und Hilfskräfte während des Jahres leidlich beschäftigen
und so während einer schlechten Geschäftsperiode mit
durchschleppen konnte. An und für sich hat ja auch die
Hutnadel trotz ihres nun schon über zweijährigen ununter-
brochenen Florierens an Modewert soviel wie gar nichts
eingebüsst, im Gegenteil, man hat sich daran gewöhnt,

diesem Fabrikat, sowohl als Schmuck, wie auch als Ge-
brauchsgegenstand unter den verschiedenen Bijouterien
einen Sonderplatz einzuräumen und daher macht dieselbe
auch regelmässig ihre Saison durch. Beispielsweise erregen
gegenwärtig ovale 404-60 mm Hutnadelköpfe mit dement-
sprechend langen, beinahe degenartigen Nadelstiften beson-
deres Interesse. Die Nadelköpfe bestehen in der Regel aus
einer feingeprägten Metallfassung, die einen feinen imitierten
Edelstein oder eine Email- oder Celluloidin-Bildeinlage
aufweist. Kourantere Nadelköpfe sind in Edelzinnguss
gehalten und mit zahlreichen Strasssteinen dekoriert.
Bei diesen Bemusterungen versuchte man es auch mit
verschiedenartiger Kettchenbehangdekoration, die aber indes
nicht jenen Anklang gefunden, den man sich versprochen
hatte und demzufolge bald wieder unterblieb.
Als mit dem beginnenden zweiten Quartal 1908 der
Bedarf in Hutnadeln etwas nachliess, wandten sich viele
Bijouterieerzeuger der Fabrikation sogenannter „Erinne-
rungs- und Jubiläumsartikel“ mit vermehrtem Interesse zu,
weil man sich in diesen Artikeln anlässlich des Regierungs-
jubiläums Kaiser Franz Josef 1. einen guten Absatz ver-
sprach, einem Gedanken, mit dem sich aber eine Unzahl
Bijouterieerzeuger in der ganzen Monarchie befreundet
hatte, und die Folge davon war, dass durch die nun ein-
tretende Massenfabrikation und Ueberschwemmung des
Marktes der ersehnte geschäftliche Erfolg weit hinter den
gehegten Erwartungen zurückblieb. In kleinen Jubiläums-
artikeln wie Armbändern, Uhranhängern usw., die wegen
 
Annotationen