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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 45
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Zu unseren Abbildungen / Aphorismen
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404

JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST

Nr. 45

ZU UNSEREN ABBILDUNGEN.

Der für die Stadt Altona a. E. gefertigte Ehren-
pokal (S. 390) für das XVI. Deutsche Bundesschiefzen
von Georg Bindhardt ist in Silber getrieben und
ganz vergoldet. Aufbau und Ornamentierung zeigen
eine geradezu klassisch vornehme Komposition, die
durch Anwendung von Saphiren und persischen
Türkisen in dezenter Weise belebt wird. Der Ent-
wurf war seiner Zeit im öffentlichen Wettbewerb
ausgeschrieben, als dessen Ergebnis unter den zahl-
reichen Einsendungen derjenige von Georg Bind-
hardt vom Preisrichterkollegium zur Ausführung
bestimmt und diese Arbeit dem entwerfenden Künst-
ler selbst durch die Stadtbehörde übertragen wurde.
Besonders die gediegene Lösung der gestellten Auf-
gabe in technischer Beziehung verdient noch höchst
anerkennend erwähnt zu werden.
Von Käthe Rehorst in Herrsding bringen wir dies-
mal einige hübsche Silberschmiedearbeiten (S. 391),
die ein starkes Talent bekunden. Die Künstlerin
weifz mit geringen Mitteln recht wirkungsvolle Effekte
zu erzielen und sie versteht es ausgezeichnet, durch
einfache Treibarbeit in Verbindung mit feingetönten
Schmucksteinen die Schönheiten des Materials zur
vollen Geltung zu bringen.
Der Halsschmuck, die Gürtelschliefzen und Pokale
(S. 393—395) von Hans Dietrich Leipheimer in
Sersheim wirken neben der künstlerisch vollendeten
Gestaltung hauptsächlich durch die harmonische
Zusammenstellung farbenprächtiger Schmucksteine
und kräftig kolorierten Emails. Es ist deshalb zu
bedauern, dafz die Farbenwirkungen in unsern
Illustrationen auch nicht annähernd zur Geltung
kommen.
Emil Genzel, Nordhausen, stellte uns wieder
einige Silberarbeiten zur Verfügung, von denen wir
auf S. 397 eine in Silber getriebene Schützenkette
veröffentlichen. Das Mittelschild trägt den Namen
der Schützengesellschaft, zu beiden Seiten sind
neben zwei Stadtbildern in Email die Initialen des
Vereins angebracht. Harzer Tanne, Adler und
Sachsenrofz in montiertem Eichenlaub bilden die
Kette, an der ein Kleinod hängt, auf dem das
Wappen des Kreises Ilfeld und die Schützendevise
zu sehen sind. Die Kettchen sollen dazu dienen,
später zu stiftende Erinnerungszeigen zu tragen.
Die Entwürfe zu Schmuck und Kleinsilberwaren

APHORISMEN.
Der Künstler hat sich die Schranken der Verwirklichung
seiner Eingebung klar zu machen, das Berechnen und Abwägen
der technischen Mittel, das Ringen mit dem Material und seiner
Bearbeitung ist von gröfzter Wichtigkeit für das Verständnis
künstlerischer Arbeit. Infolge dieser Beschränkung durch die

von Carl Fischer in Schwäb. Gmünd (S. 398,399)
dürften sich wegen ihrer gefälligen Art vorteilhaft
zur industriellen Ausführung eignen, zumal bei den
Zeichnungen der Kleinsilberwaren ist augenschein-
lich auf eine maschinelle Herstellungsmöglichkeit
Rücksicht genommen.
Auf Seite 400 bringen wir einen Ehrenpreis der
internationalen Luftschiffahrtsausstellung zu Frank-
furt a. Main, ein Meisterwerk in Entwurf und Tech-
nik. Der in Silber getriebene, die Luftschiffahrt im
Weltenraum symbolisierende Aufsatz ist auf einem
hohen Serpentinsockel montiert. Der Entwurf stammt
von Franz Josef Maier, ausgeführt wurde der Auf-
satz in der Werkstätte des befähigten Münchener
Ziseleurs und Silberschmiedes Friedrich Pöhl-
mann, von dessen Kunstwerken wir im nächsten
Sonderhefte eine gröfzere Anzahl veröffentlichen
werden.
Zur Erlangung künstlerischer Medaillen hatte die
Leitung der internationalen Luftschiffahrtsausstellung
(„Ila") einen Wettbewerb ausgeschrieben, aus dem
die Bildhauer Oskar Prock, Carl Stock und Lud-
wig Mergehen als Sieger hervorgingen. Die preis-
gekrönten Medaillen (S. 401), die die Luftschiffahrt
herrlich symbolisieren, besitzen eine hohe künst-
lerisch ästethische Schönheit.
Der Kaiserbecher für die 300jährige Jubelfeier
der Grafschaft Mark auf Hohensyburg am 10. August
d. J., entworfen und ausgeführt in den Kunstwerk-
stätten von Arnold Künne in Westfalen, ist archi-
tektonisch sehr gut aufgebaut. Auch dieses Stück,
an dem die Silberflächen durch zahlreiche Email-
wappen unterbrochen werden, zeigt eine prächtige
Symbolik.
Die Trinkschale von U. Sauter in Basel (S. 403)
wurde zum Andenken eines verstorbenen Zunftmit-
gliedes ausgeführt. Die zur Zunft gehörenden drei
Handwerke (Maler, Weinbauer und Sattler) sind
figürlich und in Emblemen dargestellt. Daneben ist
noch das betreffende Familienwappen angebracht.
Die Schale ist aus einem Stück grünem Avanturin-
quarz geschliffen (in der Schleiferei von Aug. Winter-
mantel in Waldkirch), die getriebene Silberschmiede-
arbeit ist teilweise oxydiert, teilweise farbig vergoldet.
Das Wappen und die Blaumeisen sind in Email
gehalten.

Mittel einer Kunst bedarf der Künstler gerade einer „kritischen
Schulung seiner Phantasie", kraft deren er alles Überschweng-
liche, Unrealisierbare, Unbrauchbare aus der Idee seines Kunst-
werkes verbannen mufz, während dagegen der „Nichtkünstler
seiner Phantasie keine Zügel anzulegen braucht. Ebenso soll
der Künstler einen klaren „Zweck" bei seiner innern Arbeit
im Auge haben. — 9. H.
 
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