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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 9
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Winter, Dagobert: Der Opal
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0089

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1909 - ■, JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■ - 71

Der Opal.
Von Dagobert Winter.

In der Geschichte der Juwelen und kostbaren Steine
gibt es keinen seltsameren und interessanteren Abschnitt,
als den, der uns von dem Auf und Ab ihres Wertes und
ihrer Popularität erzählt. Ein Auf und Ab, das weit mehr
von den Launen der Mode und einem unerklärlichen
Aberglauben verursacht wurde, als durch die wirklich
kaufmännischen Werte der Steine. Unter allen Juwelen
hat der Opal am meisten unter dem Vorurteil der Mode
zu leiden gehabt. Anfangs galt der Opal als förmlicher
Glücksstein. Plötzlich aber, etwa im 17. Jahrhundert,
wandte sich die Bedeutung dieses herrlichen Steines in ihr

(Nachdruck verboten.)
das ist um so merkwürdiger, als ein anderes kostbares
Juwel seit dem grauen Altertum bis in unsere Zeit hinein
als das Symbol der Träne, der Trauer und des Leides
gilt: das ist die Perle. Sie wird trotz alledem getragen,
trotz alledem von jedem bevorzugt und hat trotz der an
ihr haftenden Vorurteile die Sucht der Mode und des
Aberglaubens überwunden. Der Opal aber, der an Schön-
heit wahrhaftig nicht nachsteht, ist schon beiden unter-
legen. Bei den alten Griechen und Römern stand der
Opal in hohem Ansehen. Und von einem der kostbaren
Steine spricht uns auch die Geschichte. Zur Zeit des Mark


Gegenteil um und man sagte ihm bald allgemein nach,
dass er ein Unglücksstein sei, bösen Einfluss übe und
möglichst von jedem gemieden werden muss. Woher
plötzlich dieser Umschwung in den Anschauungen stammte,
weiss niemand. Möglich, dass irgend ein russischer Bojar,
der nach dem zivilisierten Europa herüberkam, dazu beitrug,
denn unter den Mujecks von Russland ist seit jeher der
Glaube verbreitet, dass der Stein des Ural für sie Unglück
bedeutet.
Führt irgend ein Bauer seinen Karren oder sein Vieh
zu Markte und begegnet einem Menschen, der einen Opal
als Schmuck an sich trägt, dann kehrt er sofort um, denn
er weiss — das heisst glaubt —, dass er doch auf dem
Markte nichts anbringt. Dadurch aber, dass der Stein so
in Verruf geriet, kam er natürlich auch aus der Mode. Und

Anton besass ein Römer namens Nonjus einen Opal von
einer Reinheit und einer Grösse, wie sie an keinem andern
Stein ähnlich zu finden war. Der Triumvier wünschte
diesen Stein zu besitzen und bot dem Nonjus so viele
Talente an, wie sie ungefähr einer halben Million Mark in
deutschem Gelde entsprechen. Nonjus aber blieb fest. Er
wollte sich in keinem Fall von seinem kostbaren Stein
trennen. Wütend darüber verbannte Mark Anton den
Mann aus der heiligen Stadt. Nonjus aber floh lieber,
als dass er sich von seinem geliebten Stein getrennt hätte.
Kurze Zeit später starb Mark Anton und Nonjus konnte
in seine Vaterstadt sicher zurückkehren.
Es ist interessant zu sehen, dass durch diesen Vorgang
der Aberglaube bekräftigt wird, den man damals inbetreff
des Opales hegte, nämlich, dass das Glück des Opales
 
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