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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 25
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Leipheimer, Hans Dietrich: Forderungen im modernen Kunstgewerbe, [2]
DOI Artikel:
W., O.: Englische Neuheiten in Gold- und Juwelenschmuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0226

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208 Z-"■ J°URNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST m 25

gehörigen Kleides in fabelhafter Weise gehoben. Als
Gegenbeispiel betrachte man dann einmal unsere Damen
in einer Gesellschaft, nicht auf dem Ball, denn das Decolte
bringt den Schmuck noch am besten heraus, das geschlossene
Kleid pflegen aber unsere Schneiderinnen gerade auf Brust
und Hals so mit Fältchen, Schleifchen, Bändchen und Spitz-
chen zu „verzieren“, dass ein Schmuckstück einfach ver-

sinkt und die feine Kleinkunstarbeit also vor ganz groben
billigen Materialien die Segel streichen muss. — Helfen
kann hier nur ein verständiges, zielsicheres Zusammen-
arbeiten aller Faktoren, ein vielverheissender Anfang ist
gemacht, und wenn diese Ausführungen auch nur einen
weiteren Streiter für diese letzten Endes nationale Sache
gewonnen haben, dann ist ihr Zweck vollkommen erreicht.



Englische Neuheiten in Gold- und Juwelenschmuck.
(Eigenbericht.) (Nachdruck verboten.)

Das gesellschaftliche Leben und Treiben ist durch
die Rückkehr König Eduards von seiner Erholungsreise
wieder in vollen Schwung gekommen, und die „Saison“
verspricht sich ungewöhnlich glänzend zu gestalten. Den
Schmuckwareninteressenten dürfte sie eine Entschädigung
für die lange Periode unbefriedigenden Geschäfts liefern,
die die ungünstigen Finanzverhältnisse und verschiedene
andere widrige Umstände verschuldeten. Die Kauflust
wird sich voraussichtlich um so lebhafter gestalten, als
man diesmal eine grosse Reihe wirklich verlockender


Gotischer Kelch
Silber vcrgolbef mit 6 Emails unb'48 ectiten Steinen
von Hofjuwelier Wilhelm Kausctjer, Fulba

Neuheiten herausgebracht hat, deren beachtenswerteste wir
in folgendem kurz besprechen wollen.
Eine wichtige Rolle spielen da lange Halsketten, die
einmal um den Hals geschlungen und deren Enden vorn
von einem grossen Brillanten oder mit farbigen Steinen
geschmückten Plaque zusammengehalten werden. Vielfach
befindet sich das Ornament nicht ganz an den Enden der
Kette, sondern diese hängen etwa 5 cm lang herab und
weisen noch einen passenden Juwelenabschluss auf. Solche
„Santoin“ genannten Ketten bieten den Besitzern alter,
aus Grossmutters Zeiten stammender Goldketten Gelegen-
heit, diese zu verwenden, ohne altmodisch zu erscheinen.
Die erwähnten Plaques sind von dreieckiger Form, und
ihre untere Spitze ist in der Regel mit einem lose hängenden
Ornament geschmückt, das mit ersterem übereinstimmt,
doch zeigt man auch längliche und viereckige Schieber
aus Mattgold mit Perl- oder Steinverzierung. Lange Hals-
ketten aus riesigen Goldperlen, die mit geschnitzten Korallen
von blasser Tönung abwechseln, werden von der Mode
sehr begünstigt, und auch für Ketten, aus unregelmässigen,
ungeschliffenen Türkisen und Goldperlen zusammengesetzt,
besteht vorzügliche Meinung.
Die Pariser Modewelt steht mit der hiesigen in so enger
Verbindung, dass die jeweiligen Lieblinge der einen fast
gleichzeitig die der anderen werden. Es kann daher nicht
Wunder nehmen, dass die in Frankreich herrschende
„Tierschmuck-Manie“ auch unsere Damen erfasst hat.
Alle erdenklichen Schmucksachen, vor allem aber An-
hänger und Broschen, stellen Tiernachbildungen dar,
und zwar erfreuen sich wilde Tiere, Reptilien und
Insekten ganz besonderer Beliebtheit. Da gibt es
Schlangen, Eidechsen, Heuschrecken und sogar — Mist-
käfer — (man verzeihe den Ausdruck, der indes durchaus
wahrheitsgemäss ist), die sich in Gold mit reichem Stein-
schmuck gar nicht so widerwärtig ausnehmen, immerhin
aber etwas barbarisch wirken. Füchse aus Karneolen mit
Rubinaugen, Kaninchen aus Sardonyx, Bären aus Perl-
mutteropalen und dergl. mehr zählen ebenfalls zu gangbaren
Neuheiten. Besondere Beachtung verdient ein zierliches
Kunstwerk der englischen Goldschmiedekunst, das eine
1 l/2 Zoll messende Uhr darstellt, die im Körper eines Käfers
enthalten ist und an einer Brosche getragen wird. Die
beiden Flügel des Tierchens sind in blaugrün schillernder
Emaille ausgeführt und verdecken das Zifferblatt der
 
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