Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0333
DOI Heft:
Nr. 37
DOI Artikel:Karl Gross
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LEIPZIG, II. SEPTEMBER 1909.
30. JAHRG.
Nr. 37.
3®*"'JOURNAL DERJ"®£
GOLDSCHMIEDEKUNST
VERLAG: HERM. SCHLAG NACHE
INH. FELIX HENTZE
LEIPZIG
NACHDRUCK ALLER ARTIKEL OHNE GENEHMIGUNG DER REDAKTION IST VERBOTEN.
KARL GROSS
Eine der letzten Nummern dieses Blattes war
Fritz von Miller gewidmet, dem Wiedererwecker
deutscher Goldschmiedekunst im 19. Jahrhundert.
Das Geleitwort zu den Werken
dieses hervorragenden deutschen
Meisters hat der einstige Schüler
Fritz von Millers Ka r 1 G r o fz
geschrieben, der inzwischen selbst
ein Meister seines Faches ge-
worden ist und jetzt in Dresden
als Vorstand eines Bildhauer-
ateliers an der Königlichen Kunst-
gewerbeschule in verschiedener
Hinsicht durch seine Schöpfungen
wie durch seine Lehre einen be-
deutenden Einflufz gewonnen hat.
Karl Grofz ist Bayer, er wurde
am 28. Januar 1869 in Bruck bei
München geboren. Seine erste
künstlerische Ausbildung erhielt
er als Bildhauer und Ziseleur
an der Kunstgewerbeschule zu
München bei Gmelin und Miller.
Wichtiger aber für ihn war, dafz
er alsdann in die Werkstätte
Millers übertrat und hier von
1888—1896 unter dessen Leitung
praktisch als Goldschmied ge-
arbeitet hat. Er hat damit den
verläfzlichen Grund zu allem
weiteren Schaffen als Künstler
und Lehrer gelegt; er verdankt
seinem Lehrer Fritz von Miller
die eingehende Kenntnis der ge-
samten Goldschmiedetechnik, die
er aus dem Grunde beherrscht,
er verdankt ihm die tiefere Ein-
sicht in die Bedingungen künstlerischen Schaffens
in Edelmetall. Wie dies zu verstehen ist, brauchen
wir hier nicht weiter auseinanderzusetzen, Grofz
selbst hat es in Nummer 33 in
klaren Worten erläutert, indem
er Millers grofze Bedeutung für
die Goldschmiedekunst schildert.
An den Grundsätzen Millers hat
Grofz unverbrüchlich festge-
halten, an ihrer Hand ist er
zu selbständigem Schaffen über-
gegangen. Seine Bedeutung liegt
einerseits in seinen eigenen
Schöpfungen, anderseits in der
Übertragung der höheren künst-
lerischen Kultur Münchens auf
seinem Gebiet nach Dresden.
Es ist interessant, die ersten
Entwürfe von Grofz, die noch aus
seiner Schulzeit stammen, durch-
zublättern und sie mit seinen
späteren Schöpfungen zu ver-
gleichen. Sie zeigen in schlagen-
der Weise den Übergang von
der Stilnachahmung zum freien
schöpferischen Wirken. Man
kann gar nicht sagen, dafz seine
Entwürfe im Renaissancestil, wie
sie dem gesamten damaligen
kunstgewerblichen Schaffen und
Lehren entsprachen, geringwertig
seien. Aber welcher wirkliche
Künstler könnte sich auf die
Dauer mit dem Kombinieren
vorhandener Motive, mit Nach-
ahmung, mit Wiederschaffen der
Ähnlichkeiten der Stilornamentik
KRUZIFIX, HOLZ MIT SILBER
BESCHLAGEN (G NAT. GRÖSSE)
ENTWURF: PROF. KARL GROSS
AUSFUHR.: H. EHRENLECHNER
30. JAHRG.
Nr. 37.
3®*"'JOURNAL DERJ"®£
GOLDSCHMIEDEKUNST
VERLAG: HERM. SCHLAG NACHE
INH. FELIX HENTZE
LEIPZIG
NACHDRUCK ALLER ARTIKEL OHNE GENEHMIGUNG DER REDAKTION IST VERBOTEN.
KARL GROSS
Eine der letzten Nummern dieses Blattes war
Fritz von Miller gewidmet, dem Wiedererwecker
deutscher Goldschmiedekunst im 19. Jahrhundert.
Das Geleitwort zu den Werken
dieses hervorragenden deutschen
Meisters hat der einstige Schüler
Fritz von Millers Ka r 1 G r o fz
geschrieben, der inzwischen selbst
ein Meister seines Faches ge-
worden ist und jetzt in Dresden
als Vorstand eines Bildhauer-
ateliers an der Königlichen Kunst-
gewerbeschule in verschiedener
Hinsicht durch seine Schöpfungen
wie durch seine Lehre einen be-
deutenden Einflufz gewonnen hat.
Karl Grofz ist Bayer, er wurde
am 28. Januar 1869 in Bruck bei
München geboren. Seine erste
künstlerische Ausbildung erhielt
er als Bildhauer und Ziseleur
an der Kunstgewerbeschule zu
München bei Gmelin und Miller.
Wichtiger aber für ihn war, dafz
er alsdann in die Werkstätte
Millers übertrat und hier von
1888—1896 unter dessen Leitung
praktisch als Goldschmied ge-
arbeitet hat. Er hat damit den
verläfzlichen Grund zu allem
weiteren Schaffen als Künstler
und Lehrer gelegt; er verdankt
seinem Lehrer Fritz von Miller
die eingehende Kenntnis der ge-
samten Goldschmiedetechnik, die
er aus dem Grunde beherrscht,
er verdankt ihm die tiefere Ein-
sicht in die Bedingungen künstlerischen Schaffens
in Edelmetall. Wie dies zu verstehen ist, brauchen
wir hier nicht weiter auseinanderzusetzen, Grofz
selbst hat es in Nummer 33 in
klaren Worten erläutert, indem
er Millers grofze Bedeutung für
die Goldschmiedekunst schildert.
An den Grundsätzen Millers hat
Grofz unverbrüchlich festge-
halten, an ihrer Hand ist er
zu selbständigem Schaffen über-
gegangen. Seine Bedeutung liegt
einerseits in seinen eigenen
Schöpfungen, anderseits in der
Übertragung der höheren künst-
lerischen Kultur Münchens auf
seinem Gebiet nach Dresden.
Es ist interessant, die ersten
Entwürfe von Grofz, die noch aus
seiner Schulzeit stammen, durch-
zublättern und sie mit seinen
späteren Schöpfungen zu ver-
gleichen. Sie zeigen in schlagen-
der Weise den Übergang von
der Stilnachahmung zum freien
schöpferischen Wirken. Man
kann gar nicht sagen, dafz seine
Entwürfe im Renaissancestil, wie
sie dem gesamten damaligen
kunstgewerblichen Schaffen und
Lehren entsprachen, geringwertig
seien. Aber welcher wirkliche
Künstler könnte sich auf die
Dauer mit dem Kombinieren
vorhandener Motive, mit Nach-
ahmung, mit Wiederschaffen der
Ähnlichkeiten der Stilornamentik
KRUZIFIX, HOLZ MIT SILBER
BESCHLAGEN (G NAT. GRÖSSE)
ENTWURF: PROF. KARL GROSS
AUSFUHR.: H. EHRENLECHNER