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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 21
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Bindhardt, Georg: Künstler, Fabrikanten und Konsumenten
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L., M.: Email am modernen Juwelenschmuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0187

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« JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST »

1909

169


Collier

Willy Sdjüler, Hanau

den rationellen und gleichmässigen Gang der Maschine,
hat ein kunstgewerbliches Produkt erzeugt, welches, da
seine Herstellung mit der früheren Handwerkskunst nichts
mehr gemein hat, auch neue ästhetische Begriffe verlangt.
Es wäre daher verkehrt, bei dem maschinell hergestellten
Artikel, der die überragende Quantität aller geleisteten
Arbeit darstellt, auf ausgesprochenen künstlerischen Wert
verzichten zu wollen. Der für die Fabrikation erfindende
und schaffende Künstler muss die Formen, welche die
Maschine erzeugt, als Ausdrucksmittel verwenden lernen.
Wie daher früher der Meister den ganzen technischen
Arbeitsprozess praktisch kennen musste, ebenso ist es
nötig, dass ein Künstler, der in der Industrie mit Erfolg
arbeiten will, die heutige Technik und Produktionsweise
vollauf praktisch beherrscht.
Für den Meister von ehedem war die Technik seines
Handwerks gleichbedeutend mit seiner Künstlerschaft auf
formalem Gebiet; für den Meister von heute ist die Aus-
bildung zum Techniker ebenso wichtig wie die zum Künstler.

Über die Ausbildung zum Fabrikmeister herrscht heute
noch Unklarheit.
Wenn daher die Industrie nach künstlerischer Qualitäts-
arbeit hinstreben will, muss ihre Fürsorge auch auf die ratio-
nelle Ausbildung eines geeigneten Nachwuchses bedacht sein.
Nur dann, wenn Fabrikant und Künstler gleiche Interessen
vertreten, wächst der Stolz für das eigene Erzeugnis,
wächst das Streben und die Kraft, originelle Arbeit auf
den Markt zu bringen.
Es gibt qualitative Massenarbeit, und wo sie mit
Konsequenz durchgeführt wurde, hat sie sich immer bezahlt
gemacht; ich erinnere nur an die berühmten Porzellan-
manufakturen. Wir haben in unserer Industrie bis jetzt
noch kein Unternehmen, das sich in künstlerischem Sinne
eine Sonderstellung erringen konnte wie Bing & Gröndahl
in Kopenhagen.
Was für eine einzelne Fabrik gilt, gilt auch für eine
ganze Industrie. Ein verständnisvolles Zusammenarbeiten
zwischen Künstler und Fabrikant sichert immer den Markt.


Email am modernen Juwelenschmuck.

Fast von den ersten Erzeugnissen der Edelschmiede-
kunst an durch alle Stilperioden hindurch, kann man die
Anwendung des Email zur Verzierung von Schmuckstücken
verfolgen. Die Goldschmiede des Mittelalters wussten mit
dem farbenreichen Schmelz ganz prächtige Wirkungen
zu erzielen, und die Zeit der Renaissance mit ihrem an
figürlichen und ornamentalen Dekorationen so ausserordent-
lich reichen Schmuckstil zeigt uns die Emaille auf
der Höhe ihrer Verwendung. Spätere Zeiten benutzen
sie dann am Schmuck seltener; andere Moden eroberten
das Feld und verdrängten sie teilweise, aber ganz
ohne sie ist wohl kein Goldschmied je ausgekommen.

Dieses konservative Festhalten an einer uralten deko-
rativen Technik entspringt wohl weniger der Initiative des
Goldschmieds, dem sie mancherlei Schwierigkeiten und oft
viel Ärger bereitet, als vielmehr der Notwendigkeit, dem
verarbeiteten Edelmetall durch den farbigen Emailüberzug
einen erhöhten Reiz verleihen zu müssen, um so die
Verkaufschancen der Objekte zu vergrössern.
Dazu bietet nun allerdings die Emaille ein vortreffliches
Hilfsmittel, und wohl aus diesem Grunde findet man sie
an den Schmuckgegenständen aller Zeiten und fast aller
Kulturvölker mehr oder weniger mit grösserem oder ge-
ringerem Geschick benutzt. An den alten Arbeiten waren
 
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