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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 21
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Ztg., Rh.-W.: Die Lüderitzbuchter Diamantenfelder und ihre Besitzer
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0192

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174 JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST „■- —j»2i
Die Lüderitzbuchter Diamantenfelder und ihre Besitzer.

Die Diamantenfelder wurden im Juni 1908 entdeckt.
Da sie im Gesellschaftsgebiet der früheren Besitzerin des
Schutzgebietes der „Kolonialgesellschaft für Südwestafrika“,
liegen, waren'von dieser die Schürfscheine zu beziehen und
an sie die Bergbau-Abgaben zu zahlen (insbesondere die
Förderungsabgabe von Prozent}. Kraft eines Abkommens
mit der Regierung übernahm diese am 1. Oktober 1908 die
Bergverwaltung und vereinnahmt nun die Abgaben, jedoch
für die Kasse der „Kolonialgesellschaft“. Für die Grösse
der Bergbaufelder usw. war von da an die Kaiserliche
Bergverordnung vom 8. August 1905 massgebend. Das
ganze Diamantengebiet wurde für Schürfer gesperrt. Bis
zum 1. Oktober 1908 hat die „Kolonialgesellschaft“ viele
hundert Schürfscheine an Diamantensucher ausgegeben.
Von diesen haben aber nur 4 Gruppen von der Gesell-
schaft Bergwerkseigentum erworben, und zwar nicht nach
den allgemeinen Schürfbedingungen (auf jedes Schürffeld
2'/., Hektar}, sondern auf Grund besonderer Vereinbarung
zahlen sie eine Förderungsabgabe von 5 Prozent an die
Gesellschaft, erhielten aber dafür die ganzen je 314 Hektar
grossen Schürffelder als Bergbaufelder. Die 4 Erwerber
waren die Kolmanskop-Gesellschaft, bestehend aus Ein-
wohnern von Lüderitzbucht, mit 44 Schürffeldern, wovon
nachträglich noch 6 ungültig wurden; die Lenz-Stauch-
Gruppe, d. h. die Eisenbahnbaugesellschaft von Lenz und
einige ihrer Beamten, mit 65 Feldern; die kleine Weisssche
Gesellschaft mit 5, und G. F. Schmidt-LvL^Qx'^wchi mit
6 Schürfscheinen. Die Stauch-Gesellschaft erhielt demnach
rund 20000 Hektar (200 qkm) Bergwerksbesitz; er wurde
alsbald von den Berliner Grossbanken übernommen, die
zu diesem Zwecke am 5. Januar 1909 die „Koloniale
Bergbaugesellschaft“ mit einem Kapital von 1 005000 Mark
gründeten. Die Stauch-Gruppe hatte im Jahre 1908 mit
monatlich 6000 Karat die grösste Diamantenausbeute,
scheint aber jetzt von der Kolmanskop-Gesellschaft über-
holt zu sein, die mit 11400 Hektar auf 38 Abbaufelder
an Gebiet bedeutend kleiner ist. Die Bahnstation Kol-
manskop liegt bei Kilometer 16 der Bahnstrecke Lüderitz-
bucht—Kubub; die Felder der Gesellschaft liegen bei der
genannten Station, und zwar mit Ausnahme von vieren
sämtlich nördlich der Bahnlinie. Südlich der Bahn besitzt
der Staat einen Landblock, dessen Bergbaugerechtsame
ihm gehören in einer Breite von 10 km und einer Aus-
dehnung nach Süden hin (bis nahe der Elisabethbucht)
von 30 km. Der Block ist diamanthaltig, ebenso vermutlich
auch die beiden nächsten staatlichen Blöcke nördlich und
südlich der Bahnlinie. Ausserdem aber hat der Fiskus
30 Schürffelder im Gebiet der „Kolonialgesellschaft“ belegt.
Er soll inzwischen auch mit dem Abbau begonnen haben,
will jedoch seine Felder einer Pachtgesellschaft zur Aus-
beutung überlassen, gegen Abgewährung von 75 Prozent
ihres Reingewinnes.
Die „Kolmanskop-Diamant-Schürf- und Minengesell-
schaft“ verkaufte im Dezember 1908 ihren Besitz für 2 Mill.

Mark an ein Kapstädter Konsortium, aber, wie es scheint,
nicht alle Felder, sondern nur 4144 Hektar. Das Kapital
der in Kapstadt gegründeten „Kolmanskop Diamand
Mines LdL“ beträgt 2L/2 Mill. Mark (125000 Pfund Ster-
ling). Davon erhielten die Verkäufer 1 Million in bar,
1 Million in Aktien (50000 Pfundaktien), 3/2 Million sollte
das Betriebskapital betragen. Von diesem wurde zunächst
nur die Hälfte (12500 Pfd.) durch Zeichnung aufgebracht,
ferner die bare Kaufsumme von 50000 Pfund. Von den
so gezeichneten 62500 Anteilen wurden 41500 den kap-
ländischen, 21600 den deutsch-südwestafrikanischen Zeich-
nern zugeteilt, so dass also einschliesslich der 50000 Aktien
der Verkäufer 71600 von insgesamt 125000, das ist die
Mehrheit, in deutsche Hände gelangten. Von den 6 Direk-
toren der Gesellschaft sind 3 Kapländer (F. Ginsberg, J. C.
Rimers und Wm. Spilhaus), 3 Deutsch-Südwestafrikaner.
Die Ausbeute der hier erwähnten älteren Gesellschaften
betrug bis zum September 1908 2720 Karat, im September
6644, Oktober 8621, November 10228, Dezember 11549
Karat; zusammen 39762 Karat mit einem Verkaufswert von
etwa 1 100000 Mark. Die Kolmanskop-Gesellschaft ge-
wann im Juli 25 Karat, August 960, September 2000,
November 3500, Dezember 4600, Januar 1909 5100,
Februar 6315, März 8017 Karat. Dabei geschah die Ge-
winnung nur durch Handbetrieb-Waschsiebe; die ersten
Maschinen sollten im März oder April in Tätigkeit treten.
Demnach wird die jährliche Ausbeute der Kolmanskop-
Gesellschaft 100000 Karat im Werte von 3 Millionen Mark
jedenfalls übersteigen. Die Förderungskosten sind sehr
gering, 1 Mark bis 1,50 Mark auf das Karat, während
der Erlös durchschnittlich nahezu 30 Mark beträgt. Der
Karatgehalt der oberirdischen Diamantenfelder ist 2 bis
15 Karat auf eine Ladung bearbeiteten Bodens (während
die Debeersgruben nur ’/3 Karat haben). Eine „Ladung“
oder „Last“ fasst 16 englische Kubikfuss, — ]-/2 Raum-
meter (genau 0,45 cbm). Was die Nachhaltigkeit der
Diamantenvorräte betrifft, so sind die „Alluvialfelder“, die
oberirdischen Lager nur 1/2 bis 1 Meter tief; darunter be-
findet sich eine Salzschicht, darunter in 15 Fuss Tiefe
„gelber Grund“, und in 55 Fuss Tiefe ist Blaugrund mit
Diamanten angetroffen worden, also ein zweites unter-
irdisches Lager.
Auch die 5 Weissschen Felder sind sehr gut, die täg-
liche Ausbeute beträgt bis zu 100 Karat, das ergäbe monat-
lich 3000 Karat. Die Weisssche Gesellschaft wurde eben-
falls in Kapstadt finanziert, und zwar von dem Rechtsanwalt
Friedländer mit einem Kapital von 1800000 Mark, wovon
die Verkäufer 1300000 Mark erhielten.
Diese alten nördlichen Fundstätten erstreckten sich halb-
mondförmig von Anichab (nördlich von Lüderitzbucht) bis
zur Elisabethbucht im Süden, in einer Länge von 40 Kilo-
metern und einer Breite, die zwischen 10 Kilometern und
weniger Metern schwankte. Auf ihnen wurden schon
zu Anfang des Jahres 1909 bei Beschäftigung von nur
 
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