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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 11
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Der Opal
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0107

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< JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ga -89

Der Opal.

Es gibt dreierlei Arten von Opalen: den orientalischen
oder Harlekinopal, den mexikanischen oder Feueropal und
den gewöhnlichen Opal. Dieser ist natürlich der wenigst
kostbare, zeigt nur wenig Strahl und Glanz und ist meist
von einem milchigen Weiss, durch das allerdings auch
einige grüne und rote Strahlen brechen. Dass der orien-
talische Opal schon in den allerältesten Zeiten bekannt
war, ersehen wir aus den Schriften des Onomakritos, der
500 Jahre vor Christus gelebt hat und sagt:
„Die zarte Farbe des Opals erinnert mich an ein liebe-
volles, schönes, reizendes Kind“.
Plinius erklärt: „dass Indien die einzige Mutter des
Opals ist“. Und wahrscheinlich kamen alle die Opale
die man kennt, von daher und vielleicht auch aus Arabien
bis man im 14. Jahrhundert die Czervinitzaminen in Ungarn
entdeckte. Die schönste Beschreibung des Opals gibt uns
Plinius: „Er ist ein Stein, zusammengesetzt aus den Schön-,
heiten all unserer anderen kostbaren Steine. Er hat das
rote Feuer des roten Rubins, er hat die violetten Lichter
des herrlichen Amethysts, er hat das tiefe Meergrün, des
Smaragds, deren Schein in prachtvoller Harmonie in ihm
durcheinander fliesst. Einer erglänzt in einem Blau, so
herrlich wie keine Palette des Künstlers es jemals ge-
sehen. Ein anderer glüht in der Flamme des brennenden
Schwefels oder in einer roten glimmenden Glut“.
Eine spätere Autorität schreibt ebenso entzückt und
fast in denselben Worten:
„Der Opal ist ein Stein, der die helle Flamme des
Karfunkels, den köstlichen Schein des Amethysts, den
Glorienschein des Smaragdes in sich vereint und in einer
Fülle von Licht und Farbe dann widerstrahlen lässt“.
Nach dem 15. Jahrhundert brachte Indien nur sehr
wenig Steine auf den Markt. Teils weil die Minen dort

(Schluss.)
schon erschöpft waren, teils weil die ungarischen Steine
weitaus geschätzter, weitaus feuriger, farbenreicher und
grösser waren, als die Indiens. Die ungarischen Opale
sind viel dichter und härter, wenn auch etwas weniger
farbig als die mexikanischen, aber ihre grössere Härte
bedingt ihren grösseren Wert. Wird der Opal frisch aus
der Erde genommen, so ist er verhältnismässig weich, aber
unter dem Kontakte der Luft wird er hart und fest.
Der Opal besteht zu 90 Prozent aus reiner Kieselsäure
und 10 Prozent Wasser, das aus der Atmosphäre gesogen
wird. Eine Folge dieser seltsamen Zusammensetzung ist
die leichte Brüchigkeit des Steines, die nämlich bei grossem
Temperaturwechsel aufzutreten pflegt. Auch das Feuer
der Opale erlischt sehr bald. Bei den ungarischen, wie
gesagt, schwerer, denn sie sind härter und widerstands-
fähiger.
Die mexikanischen Feueropale sind in ihrer ersten
Schönheit von geradezu wundervollem Effekt. Sie haben
ein Spiel von Feuer, mit dem sie selbst das der herrlichsten
Brillanten in den Schatten stellen können, so dass man
nicht zu Unrecht von einem zu Stein gewordenen Regen-
bogen sprechen kann. Nicht nur in Mexiko, sondern in
Honduras und in Brasilien wird der Feueropal gefunden.
Leider aber ist dieser Stein so porös, dass seine Schön-
heit bald verschwindet. Er stirbt, wie alles hier auf Erden.
Und weil er so schnell stirbt, ist auch sein Marktwert
ein geringer.
In den letzten Jahren wurden einige wundervolle Opale
auch in Australien gefunden. Aber sie sind ausserordentlich
flach und ebenso weich wie die von Mexiko. Schwarze
Opale werden nur in Ägypten gefunden und sind äusserst
selten. Der schönste Opal moderner Zeiten war ein
Honduras-Opal, der den vielsagenden Namen „das bren-
 
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