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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 31
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Das Formen und Giessen in Formsand
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0290

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■ JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■

M 31

272

Das Formen und Giessen in Formsand.

Formsand ist eine Erdart, die gegraben wird, also ein
Naturprodukt. Dieser Sand, der von Natur aus etwas Lehm
enthält, wird angefeuchtet, so dass er sich wie Schnee
ballen lässt und zur gleichmässigen Verteilung der Feuchtig-
keit mit einer Eisenschiene (Bandeisen) oder mit den
Händen durchgearbeitet wird, damit er frei von Klumpen
ist. Zum Anfeuchten kann man dünnes Bier verwenden.
Die rahmenartigen Gestelle, die den Formsand zur
Herstellung einer Sandform aufzunehmen haben, nennt
man Formflaschen. Formflaschen werden in allen möglichen
Grössen, ihrem Zwecke entsprechend, hergestellt. Die für
den Goldschmied am häufigsten gebrauchten sind in den
grösseren Werkzeughandlungen vorrätig. Kleine, wie man
sie etwa für Ringe oder andere kleine Stücke braucht,

einzuschneiden. Geformt wird nun in folgender Weise:
Eine der beiden Hälften der Formflasche legt man
flach auf den Tisch, die Guss- und Luftlöcher nach oben.
Diese Hälfte wird dann mit Formsand ausgefüllt, wobei
man darauf zu achten hat, dass der Sand möglichst fest-
gedrückt ist, wonach man mit einem eisernen Lineale oder
dergleichen die Masse flach abstreicht. Das oder die zu for-
menden Modelle werden in diese Formsandfläche zur Hälfte
eingedrückt, möglichst mehr in die untere Hälfte vom Guss-
loche abwärts, um reichlich Raum für den Gusskopf (Ein-
gusskanal) zu lassen. Je länger dieser ist, desto mehr Druck
übt er beim Giessen aus und desto schärfer wird der Guss.
Jetzt verputzt man sauber die Umgebung der halb ein-
geformten Modelle mit einem Modellierholze, einer eisernen

kann man sich leicht selbst
herstellen. Sie bestehen
aus zwei ganz gleichgros-
sen Rahmen aus Band-
eisen, die gut aufeinander
passen. Der eine der bei-
den Rahmen hat zu beiden
Seiten zwei Stifte, der an-
dere an den korrespondie-
renden Stellen jeder Seite
zwei Ösen, in die beim
Zusammensetzen der Fla-
sche die Stifte des anderen
genau hineinpassen. Diese
Stifte und Ösen dienen da-
zu, die beiden Flaschen-
hälften nach jedem Aus-
einandernehmen ganz ge-
nau wieder so zusammen-
stecken zu können, wie
sie vorher waren. Sie er-
setzen gewissermassen eine
Schlusszarge.
Beim Giessen werden
die Formflaschen „auf die
hohe Kante“ gestellt. In
beiden Rahmen sind am
oberen Teile Löcher zum
Eingiessen des Metalls so
angebracht, dass jeder
Rahmen die Hälfte des
Gussloches aufnimmt. Zu-
sammengesteckt bilden die
sich treffenden beiden Aus-
schnitte des Rahmens das
Gussloch oder den Einguss.
Zu beiden Seiten neben
diesem sind noch zwei ent-
sprechend kleinere Löcher
für die Luftabzugskanäle


LORGNON, SILBER OX.
MIT ELFENBEIN UND
TUL1ERUNG
AUSGEFÜHRT VON
A. RETTENMAIER


LESEGLAS, SILBER VERG.
MIT ELFENBEINGRIFF
AUSGEFÜHRT VON
S. DIHLMANN

ENTWORFEN VON DIR. W. KLEIN

SCHÜLERARBEITEN DER FACHSCHULE FÜR
EDELMETALLINDUSTRIE ZU SCHWÄB. GMÜND

Spachtel oder ähnlichem,
damit die Gussnähte mög-
lichst sauber werden. Mit
einem weichen Pinsel ent-
fernt man von der Ober-
fläche der Modelle alle
Formsandteile, die etwa
darauf gefallen sind und
bestäubt danach Modelle
sowie Formsandfläche mit
Lycopodium. Etwa zwei
Esslöffel Lycopodium wer-
den in ein Leinwandbeu-
telchen eingebunden und
damit aufgestäubt. Ist das
geschehen, so steckt man
die andere Hälfte der Form-
flasche auf die gefüllte erste.
Nun wird die zweite mit
Formsand angefüllt. Zuerst
in der Weise, dass man
etwa zwei Finger hoch
Formsand durch ein feines
Haarsieb aufsiebt. Dann
streut man mit den Händen
so lange auf, bis der Form-
sand einen kleinen Hügel
über der Flasche bildet und
drückt den Sand nunmehr
fest. Man kann sich dazu
eines kurzen Stempels
(runden oder eckigen Holz-
stückes) bedienen. Sehr
praktisch dazu ist eine
Kanonenkugel, eine Treib-
kugel oder dergleichen. Es
kommt darauf an, dass der
Formsand sehr fest zu-
sammengepresst wird. Ist
das geschehen, so streicht
 
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