Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0415
DOI Heft:
Nr. 45
DOI Artikel:P.: Wiedergewinnung des Silbers aus silberhaltigen Lösungen
DOI Artikel:M., E.: Aphorismen
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1909
JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST
395
der Schwere der Lösung das Papier nicht reifzt.
Ein Filter aus Tuch läfzt sich auch verwenden, doch
verdient Filtrierpapier den Vorzug. Das Chlorsilber
wird nachdem nochmals mit frischem, warmen
Wasser ausgewaschen; nach dem Ablaufen des
Wassers ist das Chlorsilber fertig zum Reduzieren
beim Chlorsilber angegeben und wäscht mit reinem
Wasser aus. Auch mufz das Auswaschen häufiger
vorgenommen werden, wobei man das Wasser
jedesmal vollständig ablaufen läfzt, bevor man
frisches hinzugiefzt. Das Auswaschen soll so
lange fortgesetzt werden, bis eine Probe des vom
POKAL, SILBER VERGOLDET MIT NEPHRIT-
SOCKEL, KORALLEN UND FARBSTEINEN
ENTWURF VON HANS DIETRICH LEIPHEIMER
:: IN SERSHEIM. ::
in Metall. Eventuell kann
solches ohne Reduktion
für Silberbäder benutzt
werden.
Zur Reduktion wird das
Chlorsilber in eine Por-
zellanschüssel oderin einen
Steintopf gebracht und
mit einem Gemenge von
gleichen Teilen Salzsäure
und Wasser bedeckt. Dann
werden Stücke von Zink-
blech in den Topf und
zwar in direkte Berührung
mit dem Chlorsilber ge-
stellt. Je mehr Zink
genommen wird, desto
schneller wird das Chlor-
silber reduziert. Es ent-
weicht dabei Wasserstoff-
gas und das Chlorsilber
bildet sich zu metallischem
Silber. Von Zeit zu Zeit
mufz das Ganze umgerührt
werden. Läfzt die Wirkung
der Lösung etwas nach, so
fügt man eine frische
Mischung von Salzsäure
und Wasser zu. Wenn
sämtliches Silber reduziert
ist, was ungefähr einige
Stunden in Anspruch
nimmt, so hat der Silber-
niederschlag ein körniges
Aussehen von grauerFarbe.
Nach der Reduktion nimmt
man die Zinkstücke heraus
und zieht die obenstehende
klare Flüssigkeit mittels
Heber ab. Dann wird
warmes Wasser hinzuge-
fügt und umgerührt, wo-
nach man die Flüssigkeit
ca. 10 Minuten ruhig stehen
läfzt. Darauf zieht man
wieder die klare Flüssig-
keit über dem Silber ab,
was man fünf Mal wieder-
holt, filtriert das Silber in
derselben Weise wie oben
Silber ablaufenden Wasch-
wassers beim Hinzufügen
einer Lösung von salpeter-
saurem Silber nur eine
sehr schwache Trübung
zeigt. Das Silber wird dann
getrocknet und etwaigen-
falls geschmolzen. Zu
diesem Zwecke benutzt
man einen Graphittiegel,
den man jedoch nur halb
füllt, bedeckt das Silber
mit Borax und schmilzt
die Masse wie üblich.
Der Borax bewirkt be-
kanntlich, dafz sich die
einzelnen Silberteile ver-
einigen und eine flüssige
Masse bilden, die sich in
beliebiger Form giefzen
läfzt.
Wurde das Verfahren
peinlich sauber durchge-
führt, so wird man reines
metallisches Silber er-
halten, das sich in der
Praxis für alle Zwecke ver-
wenden läfzt. P.
APHORISMEN.
Das gesteigerte Sehen und
Beachten ist eine unerläfzliche
Bedingung des künstlerischen
Schaffens, ebenso die gesteigerte
Leistung des Sinngedächtnisses
und der anschaulichen Phantasie;
aber alle diese „theoretischen"
Begabungen machen keinen
Künstler, sondern es mufz das
Darstellungsvermögen hinzu-
kommen.
* *
Was der echte Künstler in
seinem Kunstwerk ausdrückt,
das ist, inhaltlich betrachtet, ein
rein individuelles Erlebnis oder
eine ganz persönliche Auf-
fassung der Wirklichkeit und
ihrer sinnlichen Erscheinungs-
weise, zugleich hat jeder wahre
Künstler auch eine individuelle
Form des Darstellens. E. M.
JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST
395
der Schwere der Lösung das Papier nicht reifzt.
Ein Filter aus Tuch läfzt sich auch verwenden, doch
verdient Filtrierpapier den Vorzug. Das Chlorsilber
wird nachdem nochmals mit frischem, warmen
Wasser ausgewaschen; nach dem Ablaufen des
Wassers ist das Chlorsilber fertig zum Reduzieren
beim Chlorsilber angegeben und wäscht mit reinem
Wasser aus. Auch mufz das Auswaschen häufiger
vorgenommen werden, wobei man das Wasser
jedesmal vollständig ablaufen läfzt, bevor man
frisches hinzugiefzt. Das Auswaschen soll so
lange fortgesetzt werden, bis eine Probe des vom
POKAL, SILBER VERGOLDET MIT NEPHRIT-
SOCKEL, KORALLEN UND FARBSTEINEN
ENTWURF VON HANS DIETRICH LEIPHEIMER
:: IN SERSHEIM. ::
in Metall. Eventuell kann
solches ohne Reduktion
für Silberbäder benutzt
werden.
Zur Reduktion wird das
Chlorsilber in eine Por-
zellanschüssel oderin einen
Steintopf gebracht und
mit einem Gemenge von
gleichen Teilen Salzsäure
und Wasser bedeckt. Dann
werden Stücke von Zink-
blech in den Topf und
zwar in direkte Berührung
mit dem Chlorsilber ge-
stellt. Je mehr Zink
genommen wird, desto
schneller wird das Chlor-
silber reduziert. Es ent-
weicht dabei Wasserstoff-
gas und das Chlorsilber
bildet sich zu metallischem
Silber. Von Zeit zu Zeit
mufz das Ganze umgerührt
werden. Läfzt die Wirkung
der Lösung etwas nach, so
fügt man eine frische
Mischung von Salzsäure
und Wasser zu. Wenn
sämtliches Silber reduziert
ist, was ungefähr einige
Stunden in Anspruch
nimmt, so hat der Silber-
niederschlag ein körniges
Aussehen von grauerFarbe.
Nach der Reduktion nimmt
man die Zinkstücke heraus
und zieht die obenstehende
klare Flüssigkeit mittels
Heber ab. Dann wird
warmes Wasser hinzuge-
fügt und umgerührt, wo-
nach man die Flüssigkeit
ca. 10 Minuten ruhig stehen
läfzt. Darauf zieht man
wieder die klare Flüssig-
keit über dem Silber ab,
was man fünf Mal wieder-
holt, filtriert das Silber in
derselben Weise wie oben
Silber ablaufenden Wasch-
wassers beim Hinzufügen
einer Lösung von salpeter-
saurem Silber nur eine
sehr schwache Trübung
zeigt. Das Silber wird dann
getrocknet und etwaigen-
falls geschmolzen. Zu
diesem Zwecke benutzt
man einen Graphittiegel,
den man jedoch nur halb
füllt, bedeckt das Silber
mit Borax und schmilzt
die Masse wie üblich.
Der Borax bewirkt be-
kanntlich, dafz sich die
einzelnen Silberteile ver-
einigen und eine flüssige
Masse bilden, die sich in
beliebiger Form giefzen
läfzt.
Wurde das Verfahren
peinlich sauber durchge-
führt, so wird man reines
metallisches Silber er-
halten, das sich in der
Praxis für alle Zwecke ver-
wenden läfzt. P.
APHORISMEN.
Das gesteigerte Sehen und
Beachten ist eine unerläfzliche
Bedingung des künstlerischen
Schaffens, ebenso die gesteigerte
Leistung des Sinngedächtnisses
und der anschaulichen Phantasie;
aber alle diese „theoretischen"
Begabungen machen keinen
Künstler, sondern es mufz das
Darstellungsvermögen hinzu-
kommen.
* *
Was der echte Künstler in
seinem Kunstwerk ausdrückt,
das ist, inhaltlich betrachtet, ein
rein individuelles Erlebnis oder
eine ganz persönliche Auf-
fassung der Wirklichkeit und
ihrer sinnlichen Erscheinungs-
weise, zugleich hat jeder wahre
Künstler auch eine individuelle
Form des Darstellens. E. M.