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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 22
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0553

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30. Jatjrg.

Leipzig, 29. Hlai 1909.

Ur. 22.

Journal ber öolbsdjmiebekunst

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Österreich 4 Ulk., Auslanb 5 Ulk., frei Haus; I
für ben „Central-Arbeifsmarkt“ (kleine Aus- H
1 gäbe) pro Halbjahr 1,50 ITlk., Österreich 2 ITlk., H
■1 Auslanb 2,50 ITlk., frei Haus, ßeibe Ausgaben H
d erscheinen am Sonnabenb einer jeben Woche. H
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mit Ccntral-Ärbeitsmarkt.
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— ■ — Silbersctjmiebe. -
Herrn. Sdjlag Uadjf. (int), reiij Hentze), Leipzig
Hachbrud? aller Artikel ohne Genehmigung ber Kebaktion ist verboten.

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pro viergespalfenc Petitzeile ober beren Raum H
40 Pfg., bei längerer Insertion Rabatt laut H
besonberem Tarif. Inserate im Arbeifsmarkf
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Festrede des Herrn Obermeisters Erich Stumpf,
gehalten am 12. Mai zum 500 jährigen Jubiläum der Goldschmiede-Innung zu Danzig.

Hochansehnliche Festversammlung! Meine Herren! Ich habe
die Ehre, Sie alle im Namen der Innung herzlichst zu begrüssen
und Ihnen für Ihr Erscheinen an unserem heutigen Jubeltage zu
danken! Wir freuen uns, den Vertreter Sr. Exzellenz des Herrn
Ministers für Handel und Gewerbe, die Vertreter der hiesigen
hohen Staats-, Militär- und Stadtbehörden hier zu sehen, wie
auch die Herren Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung,
des Vorsteheramts der Kaufmannschaft, der Westpreussischen
Handwerkskammer, des Innungsausschusses und den Vorsitzenden
und Schriftführer des grossen Verbandes Deutscher Juweliere,
Gold- und Silberschmiede. Wir begrüssen die Vertreter zahl-
reicher befreundeter Vereine und Innungen und die Kollegen aus
Königsberg und aus unserer Provinz. Wir heissen Sie alle herz-
lichst willkommen und hoffen, dass Sie mit uns einige genuss-
reiche Stunden bei dieser seltenen Feier verleben werden. —
Der Maientag draussen lacht uns nach rauhem und langem Winter
entgegen und ist wohl geeignet, die rechte Festfreude in diesen
ehrwürdigen Räumen, welche die Loge uns gütigst zur Verfügung
gestellt hat, aufkommen zu lassen.
Die Feier der 500 jährigen Wiederkehr des urkundlich ver-
bürgten Gründungstages ruht auf einem geschichtlichen Datum,
da im Jahre 1409 am 12. Mai, dem Sonntag vor Himmelfahrt, die
Innung ihre erste Ordnung, welche heute noch im Eibinger Stadt-
archiv aufbewahrt wird, erhielt. — Wir wissen zwar aus noch
früherer Zeit, dass bereits Goldschmiede hier waren, kennen teil-
weise sogar ihre Namen und aus verschiedenen Jahren des
14. Jahrhunderts ihre Älterleute, welche zu einem Amt vereinigt
waren. Dieses ist wahrscheinlich von den eingewanderten west-
und süddeutschen Kolonisten nach dem Vorbilde der deutschen
Heimat gegründet worden und .die ausführlichen, stark ent-
wickelten Gesetze von 1409 lassen darauf schliessen, dass auch
früher schon irgend welche, wenn auch einfache Satzungen vor-
handen gewesen sein müssen. Wir kennen sie jedoch urkundlich
nicht und haben auch keinen weiteren geschichtlichen Anhalt für
eine frühere Entstehung der Innung.
Ich will Sie nun, meine Herren, nicht mit trockenen Zahlen
langweilen und weise diejenigen, welche Interesse an dem
Werden unserer Innung haben, auf die von unserem Dr. Kniewel
verfasste Broschüre und auf meine Abhandlung unserer Fest-
schrift hin, in der ich die kulturgeschichtliche Entwickelung des
Gewerks geschildert habe.
Dieser Tag darf nicht allein den Betrachtungen der Ver-
gangenheit, sondern auch der Gegenwart und Zukunft gehören.
Der hinter uns liegende Zeitraum von 500 Jahren bringt eine
derartige Materialfülle, dass an eine erschöpfende Behandlung, auch
nur einzelner Abschnitte, an dieser Stelle nicht gedacht werden kann.
Wir finden, dass die Innung bald nach Erhalt der Ordnung
kräftig emporblühte und eine im Verhältnis zur Grösse der Stadt
stattliche Mitgliederzahl hatte. Sie wurde durch gemeinsame
Einrichtungen zur Pflege des religiösen Lebens, in der ihr von
einem Mitgliede gestifteten Kapelle zu St Marien, welche im
Laufe der Zeit mit über 60 Wertstücken ausgestattet war, eng

zusammengefügt. Es ist interessant zu erfahren, wie hier der
Frohnleichnamstag und hohe Festtage und der Namenstag des
heiligen Eligius, des Patrons der Innung, welche einen eigenen
Priester für Mk. 6.— jährlich angestellt hatte, gefeiert wurden.
In der Kirchengruft fanden grösstenteils die Beerdigung.der Mit-
glieder und ihrer Angehörigen im Beisein aller Brüder statt. Wir
kennen aber auch weltliche Zunftbräuche zur Förderung des Be-
rufs, so besonders die gemeinsame Silberhütte, die Verpflichtungen
über Verkauf der gefertigten Ware, Halten von Lehrlingen und
Gesellen. Die vielen verwandtschaftlichen Beziehungen unter den
Innungsgenossen und deren enges Zusammenwohnen in der Gold-
schmiedegasse, welche ihren Namen auch heute noch verdient,
haben das Solidaritätsgefühl stets gestärkt. Besonders aber ist
es jederzeit der Kampf gegen die Tendeter und Trödler, die
Bönhasen, welche in der Umgebung der Stadt arbeiteten, die Fili-
granzieher und Langmesserschmiede gewesen. Dann die Erklärung
des Silberverkaufs 1584 für eine freie Kaufmarinschaft, welche
geradezu zu einem wirtschaftlichen Zusammenschluss der hiesigen
Meister herausforderten.
Die Innung ist politisch nie hervorgetreten, da sie hierfür zu
klein war. Es wird Sie, meine Herren, ganz besonders inter-
essieren, dass unsere Innung auch zur Zeit der polnischen Herr-
schaft, trotz aller Anfechtungen, treu deutsch geblieben ist. Ich
hebe dieses besonders hervor, da im Laufe der Jahrhunderte in
anderen ostdeutschen Städten gerade die Gewerke polonisiert
worden sind und von ihrem ehemaligen Deutschtum nichts bewahrt
haben. Im Kampfe gegen Stefan Barthory sind zwei Mitglieder
der Innung, welche der Stadt Bewaffnete zu stellen hatten, gefallen
und aus alten Innungsbeschlüssen wissen wir, dass sie sich
energisch gegen jeden polnischen Einfluss gewehrt hat.
Nicht allein in dieser national-politischen Beziehung hat die
Innung ihre Mission als Vorhut der Goldschmiede in der Ost-
mark erfüllt und ist wie die Stadt eine feste und niemals über-
wundene Stütze deutschen Bürgertums gewesen, sie hat auch in
künstlerischer Beziehung vorbildlich gewirkt und dürfte unter
ihren Mitgliedern hervorragende Meister nennen. Der bekannteste
Name des vollendeten Beherrschers des Rokoko in heimischer
Edelmetallarbeit, Johann Gottfried Schlaubitz, wird den meisten
von Ihnen geläufig sein. Ich möchte von den vielen anderen
besonders Peter von der Rennen anführen, dessen monumentaler
Arbeit, den silbernen Sarkophagen in Krakau und Gnesen, Chihak,
der grosse Kenner und berufene Kritiker, keine anderen gleich-
grossen in Deutschland in Bezug auf klare Form und technische
Ausführung entgegen zu stellen weiss.
Die wechselvollen Schicksale der Stadt, die politischen Kata-
strophen, welche mit dem Verfall des Ordens 1410 durch die
Schlacht bei Tannenberg anfingen, durch alle Jahrhunderte sich
wiederholten und zuletzt über Preussen 1806/07 hereinbrachen,
waren der Erhaltung der Edelmetallarbeiten besonders verhäng-
nisvoll, da man sie bei jeder Geldknappheit zu Münzen um-
prägte. Wir finden im auswärtigen Besitz, besonders in Russ-
land, vortreffliche Danziger Arbeiten, wohin dieselben als
 
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