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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 3
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Britannia-Metall und seine Herstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0047

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1909 JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■ -~=- 29
Britannia-Metall und seine Herstellung.

Neben der Bearbeitung der eigentlichen Edelmetalle,
die je nach ihrem Wert und ihren Arbeitseigenschaften zu
den verschiedensten Schmuck- und Gebrauchsgegenständen
Verwendung finden, hat sich von jeher auch das Bestreben
gezeigt, Edelmetalle zum Zwecke ihrer billigeren Nutz-
anwendung mit anderen, billigen und doch brauchbaren
Metallen zu legieren, was, nebenbei bemerkt, beim Golde auch
noch den Erfolg hat, gewisse Farbabtönungen zu erreichen.
Auch das Silber hat solche Nebenbuhler erhalten, und
gerade diese Legierungsprodukte haben einen ganz neuen
Industriezweig aufblühen lassen und Tausenden von Arbeitern
lohnende Beschäftigung gebracht. Schon seit mehreren
Jahrhunderten stand neben der Fabrikation von Silberwaren
die Zinnwarenkunst, und die Schätze und Sammlungen der
Fürsten und Städte weisen nach beiden Richtungen eine
grosse Anzahl künstlerisch oft sehr wertvoller Stücke
auf. Der Preis beider Metalle spielte bei der Herstellung
der daraus gefertigten Fabrikate eine grosse Rolle, und
man suchte daher durch Zusätze eine Herabdrückung des-
selben zu erreichen. Silber wurde — allerdings auch, um
anderseits gewisse harte Legierungen zuWege zu bringen —
mit Kupfer legiert; Zinn, besonders auch wegen Steigerung
seiner Härte, mit Blei. Diese Bleizusätze wurden indessen
oft so stark genommen, dass insbesondere bei Gebrauchs-
gegenständen im Haushalt durch die Leichtauflösbarkeit
des Bleies und die giftige Beschaffenheit der Bleisalze
eine Gefährdung der Gesundheit nicht ausgeschlossen war.
Dem beugte darum ein Reichsgesetz von 25. Juni 1887 vor,
laut dessen § 1 der Höchstgehalt an Blei bei den zu Koch-
und Trinkgeschirren und Geräten verwendeten Legierungen
10 Prozent nicht übersteigen darf. Dieser Umstand nun
sowie die Tatsache, dass immerhin durch Bleizusätze eine
Zinnlegierung nur eine sehr geringe Härtesteigerung erhielt,
liessen es ratsam erscheinen, Versuche mit einem anderen
Metall zu machen, mit dem Antimon, durch das wesentlich
grössere Härtesteigerungen gewährleistet waren, die sich,
wie wir weiter sehen werden, durch Kupferzusätze noch
bedeutend erhöhen lassen.
Antimon als reines Metall besitzt eine silberähnliche
Farbe, grossblättriges Gefüge, ein spezifisches Gewicht von
6,7 und sehr bedeutende Sprödigkeit, so dass es sich in
einem Mörser zu Pulver zerreiben lässt; es schmilzt bei
440 Grad Celsius.
Die Zink-Antimon-Kupferlegierungen bilden heute die
unter dem Namen „Britannia-Metall“ bekannten Kompo-
sitionen. Ihren Ursprung sollen sie England verdanken,
— daher auch der Name — wo bereits im Jahre 1770 die
Metallwarenfabrik von Hancock & Jessop in Sheffield die
ersten Legierungen dieser Art verwendet haben soll.
Britanniametall ist härter als reines Zinn, und, da es
kein Blei enthält, so ist es den Bleizinnlegierungen vor-
zuziehen. Es besitzt bläulich-weisse Farbe und ausser-
ordentlichen Widerstand gegen die bei Benutzung ent-
stehenden chemischen Einflüsse, ist auch leichter verar-
beitungsfähig als das zu gleichen Zwecken häufig benutzte

Neusilber, das übrigens auch in letzter Zeit durch Zusätze
für die gewerbliche Verwendung besser geeignet gemacht
wurde. Britannia ist schon bei 200 Grad Celsius schmelzbar.
Mit Rücksicht auf die Geschmeidigkeit des Metalles bei
der Verarbeitung muss also auch der Zinngehalt ein hoher
bleiben; er schwankt zwischen 90 - 92 Prozent. Der Kupfer-
gehalt beträgt 0—3 Prozent, der Antimonzusatz 8 —9Prozent.
Die wichtigste Eigenschaft des Britanniametalles, dessen
Geschmeidigkeit, würde sofort verloren gehen, wenn der
Kupfer- oder Antimongehalt diese Grenzen überstiege.
Die Vereinigung der drei Metalle, deren einzelne
Schmelzpunkte (Kupfer = 1060 Grad Celsius, Antimon
= 440 Grad Celsius, Zinn = 230 Grad Celsius) weit
auseinander liegen, geschieht in der Regel derart, dass
man zuerst alles Kupfer mit dem Antimon oder einem
Teil des letzteren zusammenschmilzt und dann erst diese
Legierung, deren Schmelzpunkt nun schon bedeutend tiefer
liegt als der des reinen Kupfers, mit dem Zinn und mit
eventuellen Antimonresten zusammenschmilzt.
Wie alle neu auftauchenden Metallkompositionen, hat
auch das Britanniametall eine grosse Anzahl Legierungs-
abweichungen aufzuweisen, die meist Spezialität der be-
treffenden Fabrik sind und deren Entstehung in der Farbe
der Komposition, der Möglichkeit der Bearbeitung etc.
begründet ist. Es würde zu weit führen, alle diese Vari-
anten hier anzugeben, wir beschränken uns in der
Hauptsache darauf, eine Anzahl im Handel befindlicher
Zusammensetzungen festzulegen, die sich bewährt haben.
Eine der ersten Firmen dieser Branche in den Ver-
einigten Staaten Nordamerikas verwendet zu allen Artikeln,
äusser zu Löffeln, Gabeln und Messern, also ausserhalb
der Besteckbranche, eine Mischung von
92,0 Prozent Zinn,
6,2 „ Antimon,
1,8 „ Kupfer.
Diese Legierung ist zum Prägen (Pressen), wie auch zum
Auswalzen in Blech und Draht gut geeignet.
Wieder andere Spezialfabriken verwenden

a) 92,2 Prozent Zinn
oder b) 92,8 Prozent Zinn
5,9 „ Antimon
5,4
„ Antimon
1,9 „ Kupfer
1,8
„ Kupfer.
Auch diese Legierungen stammen von einer
in Britannia-
fabrikaten sehr leistungsfähigen Firma.
Im allgemeinen Handel kennen wir nachfolgende Le-
gierungen von Britannia-Metall:
Auf 100 Teile entfallen je:
Zinn. Antimon. Kupfer. Zink. Blei.
Englische Legierung a) .81,91 16,25 1,84 — —
„ b) .
90,67 7,85 1,48
— —
„ c) .
90,10 6,30 3,10
0,50 —
Deutsche Leg., I. Qual.:
90,— 10,— —
— —
zu Guss geeignet . . .
20,— 64,— 10,—
6,— —
hämmerbar.
48,— — 3,—
48,- 1,—
zu Geräte etc. . . |
72,— 24,— 4,—
84,— 9,- 2,—
5,— —
 
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