Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0159
DOI Heft:
Nr. 17
DOI Artikel:Die Technik des Emaillierens
DOI Artikel:Neuheit der amerikanischen Gold- und Silberschmiedekunst
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« JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST
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geglüht (für schwarz), sonst in schwacher Salpetersäurebeize
abgesotten, gute, nicht zu leichtflüssige Emaille, kräftiges,
zugfreies Feuer, langsam abkühlen und Geduld, Geduld,
Geduld — das ist alles, was zum Emaillieren selbst ge-
hört. Nebenbei muss man auch genau wissen, wieviel
Hitze das Metall verträgt.
Ist schliesslich überall alles mit Emaille ausgefüllt,
etwa ausgesprungene Stellen ausgebessert und alles sauber
mit der Goldoberfläche gleichgefeilt, so lässt man bei
nicht zu scharfem Feuer „glanzfliessen“. Grosse Flächen,
die etwa beim Glanzfliessen eine der Eierschale ähnliche
Struktur zeigen, schleift man am besten auf der Zinn-
scheibe mit feingeschlemmtem Wassertripel.
Die übrig gebliebene geriebene Emaille aufzuheben ist
besonders bei leichtflüssigen nicht ratsam. Es bilden sich
kleine schlammige Partikel, die die Emaille verunreinigen.
Bei einigen Farben, z. B. bei Türkisblau, erscheinen
öfter die nachbetragenen Stellen dunkler als der erste
Auftrag, dies lässt sich nur durch öfteres Ausglühen be-
seitigen. Nach jedem Feuer wird Türkisblau etwas blasser.
Mit leichtflüssigen Emaillen dekorierte Sachen legt man
in dünne Salpetersäurebeize (kocht nicht ab). Danach
sich etwa zeigende irisierende Flecken lassen sich leicht
mit Wassertripel abschleifen.
Bei Neuanschaffung von Emaillen ist es von Vorteil,
eine Art von Palette anzulegen, um die schwerfliessenden
herauszufinden. Man trägt von jeder eine Probe auf
eine gemeinschaftliche Metallplatte (Kupfer) und erhitzt
ganz gleichmässig, lässt aber nicht alle vollständig glanz-
fliessen, sondern entnimmt die Platte dem Feuer, wenn
die leichtflüssigste geflossen ist und sieht dann ohne
weiteres den Unterschied.
Neuheiten der amerikanischen Gold- und Silberschmiedekunst.
(Von unserem New-Yorker Berichterstatter.) (Nachdruck verboten.)
Wiewohl die Vereinigten Staaten nach wie vor eins
der lohnendsten Absatzgebiete für die europäischen Ex-
porteure von Goldschmuck und Edelsteinen bilden, so
muss doch neidlos zugegeben werden, dass sich die ein-
heimische Goldschmiedekunst in neuerer Zeit in geradezu
bemerkenswerter Weise vervollkommnet hat, und ihre
Erzeugnisse sich mit denen der alten Welt wohl zu messen
vermögen. Diese rapide Entwicklung kann ja auch kaum
Wunder nehmen, wenn man bedenkt, wie bereitwillig sich
die europäischen Künstler und Kunsthandwerker in der
sich künstlerisch und kostbar sind, dennoch aber weniger
Interesse als andere, speziell amerikanischen Geschmack
vertretende Stücke erwecken. Unter diesen sei ein 7 cm
breiter Einsteckkamm aus durchscheinendem Horn genannt,
der einen 21/« cm breiten Rücken und elf spitze cm
lange Zähne aufweist. Der Rücken ist schräg gerichtet, und
mit einer Art Flechtwerk geschmückt, das aus dicken, im
Grundmaterial geschnitzten Schlangen besteht, die durch-
und umeinander geschlungen sind und ein anscheinend
unentwirrbares Netz bilden. Nur an den flachen, mit
amerikanischen Union angesiedelt haben, wo ihnen reicher
Gewinn winkte und sie ihr Können zu entfalten vermochten,
ohne durch kleinliche Rücksichten aller Art gefesselt zu
werden. Da ausserdem die Preisfrage bei dem grösseren
Teil des amerikanischen Publikums keine so wichtige Rolle
wie bei uns daheim spielt, so ist es den Gold- und Silber-
schmieden natürlich leicht, ihrer Erfindungsgabe die Zügel
schiessen zu lassen, ohne dabei bankerott zu werden. Die
Mode befürwortet neuerdings die Entfaltung grossen
Luxusses und die Vorliebe der Damenwelt für Pracht und
Aufwand geht so weit, dass selbst alltägliche Gebrauchs-
gegenstände durch Edelmetallbeschläge oder Steinschmuck
verziert werden. So z. B. weisen die neuen Toiletten-
artikel, also Haarbürsten, Handspiegel und Kämme eine
ungemein reiche Ausstattung auf. Echtes Schildpatt in
blond oder dunkel wird mit Geldeinlagen verziert, Elfen-
bein erhält äusser künstlerischen Schnitzereien farbigen
Steinschmuck und dergleichen mehr. Von besonderer Be-
deutung für die Goldschmiedekunst ist indes die Wieder-
belebung der Mode für kostbare Schmuckkämme sowie
Baretten. Auf diesem Gebiet haben unsere amerikanischen
Fachgenossen recht Beachtenswertes geleistet, was eine
nähere Beschreibung einzelner Neuheiten rechtfertigt.
Da sind zunächst Haarkämme im spanischen und fran-
zösischen Geschmack zu erwähnen, die zwar an und für
Weinkühler
Hofgolbschmieb A. Schönauer, Hamburg
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geglüht (für schwarz), sonst in schwacher Salpetersäurebeize
abgesotten, gute, nicht zu leichtflüssige Emaille, kräftiges,
zugfreies Feuer, langsam abkühlen und Geduld, Geduld,
Geduld — das ist alles, was zum Emaillieren selbst ge-
hört. Nebenbei muss man auch genau wissen, wieviel
Hitze das Metall verträgt.
Ist schliesslich überall alles mit Emaille ausgefüllt,
etwa ausgesprungene Stellen ausgebessert und alles sauber
mit der Goldoberfläche gleichgefeilt, so lässt man bei
nicht zu scharfem Feuer „glanzfliessen“. Grosse Flächen,
die etwa beim Glanzfliessen eine der Eierschale ähnliche
Struktur zeigen, schleift man am besten auf der Zinn-
scheibe mit feingeschlemmtem Wassertripel.
Die übrig gebliebene geriebene Emaille aufzuheben ist
besonders bei leichtflüssigen nicht ratsam. Es bilden sich
kleine schlammige Partikel, die die Emaille verunreinigen.
Bei einigen Farben, z. B. bei Türkisblau, erscheinen
öfter die nachbetragenen Stellen dunkler als der erste
Auftrag, dies lässt sich nur durch öfteres Ausglühen be-
seitigen. Nach jedem Feuer wird Türkisblau etwas blasser.
Mit leichtflüssigen Emaillen dekorierte Sachen legt man
in dünne Salpetersäurebeize (kocht nicht ab). Danach
sich etwa zeigende irisierende Flecken lassen sich leicht
mit Wassertripel abschleifen.
Bei Neuanschaffung von Emaillen ist es von Vorteil,
eine Art von Palette anzulegen, um die schwerfliessenden
herauszufinden. Man trägt von jeder eine Probe auf
eine gemeinschaftliche Metallplatte (Kupfer) und erhitzt
ganz gleichmässig, lässt aber nicht alle vollständig glanz-
fliessen, sondern entnimmt die Platte dem Feuer, wenn
die leichtflüssigste geflossen ist und sieht dann ohne
weiteres den Unterschied.
Neuheiten der amerikanischen Gold- und Silberschmiedekunst.
(Von unserem New-Yorker Berichterstatter.) (Nachdruck verboten.)
Wiewohl die Vereinigten Staaten nach wie vor eins
der lohnendsten Absatzgebiete für die europäischen Ex-
porteure von Goldschmuck und Edelsteinen bilden, so
muss doch neidlos zugegeben werden, dass sich die ein-
heimische Goldschmiedekunst in neuerer Zeit in geradezu
bemerkenswerter Weise vervollkommnet hat, und ihre
Erzeugnisse sich mit denen der alten Welt wohl zu messen
vermögen. Diese rapide Entwicklung kann ja auch kaum
Wunder nehmen, wenn man bedenkt, wie bereitwillig sich
die europäischen Künstler und Kunsthandwerker in der
sich künstlerisch und kostbar sind, dennoch aber weniger
Interesse als andere, speziell amerikanischen Geschmack
vertretende Stücke erwecken. Unter diesen sei ein 7 cm
breiter Einsteckkamm aus durchscheinendem Horn genannt,
der einen 21/« cm breiten Rücken und elf spitze cm
lange Zähne aufweist. Der Rücken ist schräg gerichtet, und
mit einer Art Flechtwerk geschmückt, das aus dicken, im
Grundmaterial geschnitzten Schlangen besteht, die durch-
und umeinander geschlungen sind und ein anscheinend
unentwirrbares Netz bilden. Nur an den flachen, mit
amerikanischen Union angesiedelt haben, wo ihnen reicher
Gewinn winkte und sie ihr Können zu entfalten vermochten,
ohne durch kleinliche Rücksichten aller Art gefesselt zu
werden. Da ausserdem die Preisfrage bei dem grösseren
Teil des amerikanischen Publikums keine so wichtige Rolle
wie bei uns daheim spielt, so ist es den Gold- und Silber-
schmieden natürlich leicht, ihrer Erfindungsgabe die Zügel
schiessen zu lassen, ohne dabei bankerott zu werden. Die
Mode befürwortet neuerdings die Entfaltung grossen
Luxusses und die Vorliebe der Damenwelt für Pracht und
Aufwand geht so weit, dass selbst alltägliche Gebrauchs-
gegenstände durch Edelmetallbeschläge oder Steinschmuck
verziert werden. So z. B. weisen die neuen Toiletten-
artikel, also Haarbürsten, Handspiegel und Kämme eine
ungemein reiche Ausstattung auf. Echtes Schildpatt in
blond oder dunkel wird mit Geldeinlagen verziert, Elfen-
bein erhält äusser künstlerischen Schnitzereien farbigen
Steinschmuck und dergleichen mehr. Von besonderer Be-
deutung für die Goldschmiedekunst ist indes die Wieder-
belebung der Mode für kostbare Schmuckkämme sowie
Baretten. Auf diesem Gebiet haben unsere amerikanischen
Fachgenossen recht Beachtenswertes geleistet, was eine
nähere Beschreibung einzelner Neuheiten rechtfertigt.
Da sind zunächst Haarkämme im spanischen und fran-
zösischen Geschmack zu erwähnen, die zwar an und für
Weinkühler
Hofgolbschmieb A. Schönauer, Hamburg